Nachlese von Christine Garbers

Als wir – Peter van der Gugten, David Wewetzer und ich - uns im November 2015 das erste Mal in Kassel trafen, um gemeinsam mit dem Künstler Ross Birrell und dem Documenta-Team das Projekt „The Athens–Kassel Ride: The Transit of Hermes“ zu besprechen, war alles noch eine vage Idee, räumlich und zeitlich weit entfernt, geradezu unwirklich. Zumindest für mich. Aber die ideelle Unterstützung der VFD wurde recht schnell zugesagt, und David bekam den Auftrag, die Überzeugungen der VFD in dieses Projekt mit hinein zu tragen.

Es folgten Monate intensiver Vorbereitungen, von denen ich aber nur am Rande etwas mitbekam. David und Peter agierten still und leise vor sich hin, planten, verhandelten, verwarfen sicher auch das ein oder andere – kurzum: es muss eine Menge Arbeit im Vorfeld gewesen sein.

Dann die Übergabe des Pferdehängers auf der Equitana 2017. Als ich das Geschoss sah, wurde mir plötzlich klar, welche Dimensionen dieses Vorhaben hatte. Inzwischen waren Zsolt Szabo und Tina Boche zum Team dazu gestoßen, außerdem noch zwei flotte Jungs namens Marc und Sam, die als Trosser fungieren sollten. Ich freute mich, dass auch eine Frau mitreiten wird – das würde die Männertruppe unterwegs vor der endgültigen Verwilderung bewahrenJ

Nun gut, es ging dann Anfang April wirklich auf Tour. Wie Tausende andere auch verfolgte ich den Weg online, schaute regelmäßig nach Berichten im Internet und auf facebook, ärgerte mich über starre Bürokraten oder freute mich über tolle Bilder. David’s Sturz hat mich schwer getroffen, war ich doch selbst kurz vorher auf die gleiche Weise vom Pferd gefallen – zum Glück ohne größere Blessuren. Tina hielt während David’s Abwesenheit quasi die VFD-Fahne hoch, aber ob das wirklich nötig war? Ich hatte aus der Ferne den Eindruck, dass das gesamte Team die Rekener Charta täglich und unmittelbar lebt, ohne Wenn und Aber. Die Pferde - fachmännisch umsorgt - schaffen die Strecke, das war mir klar. Wird sich aber auch diese bunte Truppe starker menschlicher Charaktere zusammen raufen?

Nun, jetzt zum Abschluss des Projektes hatte ich Gelegenheit, die letzten zwei Tage die Athen-Reiter persönlich in ihren jeweiligen Camps zu erleben und den lang ersehnten Einritt in Kassel als helfendes Bodenpersonal zu begleiten. Und ich muss schon sagen: GRANDIOS!

Abgesehen davon, dass die Pferde unterwegs überflüssiges Fett zu Muskeln umgebaut haben und – nicht ganz vermeidbar – kleinere Blessuren vorwiesen, machten alle einen abgeklärten Eindruck und blickten wachen Auges in die Menge.

Die Reiter sind zu einem unglaublich harmonischen Team zusammen gewachsen und Freunde für’s Leben geworden. Das war in jedem Moment zu spüren.

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Ja, und der Einritt in Kassel selbst?

Heiß, aufregend, anstrengend, beeindruckend….mit so vielen begeisterten Menschen vor Ort hatte ich nicht gerechnet. Es war manchmal etwas schwierig, die Massen zum unbedingt notwendigen Sicherheitsabstand zu den Pferden zu überreden. Aber nur strahlende Gesichter rings um mich her! Da ich erkennbar als VFDler dort war, bin ich von Zuschauern viel gefragt worden: Sind die wirklich soweit geritten? Warum haben die das gemacht? Geht es den Pferden gut? Ich fand es einfach klasse, interessierten Nicht-Pferdemenschen diese Fragen beantworten zu können und nebenbei ein bisschen VFD-Input anzubieten.

Aber nicht nur die vier Athen-Reiter standen an diesem Tag im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Auch die Reiter des Golden-Kassel-Trail, angeführt von Wanderrittmeister Arno Klöser, wurden gebührend begrüßt und beachtet – ebenso wie die begleitenden Islandpferde- und Arravani-Reiterinnen. Alle gemeinsam waren sehr diszipliniert und agierten in jeder Minute äußerst rücksichtsvoll. Ein wunderschönes Bild!

Ich bin überzeugt, alle Reiter – und vor allem auch die vielen Helfer - haben mit dieser Aktion einen unglaublich werbewirksamen Beitrag geleistet, der unsere Hochachtung verdient und dem Ansehen der Reiterei in der Öffentlichkeit sehr viel gebracht hat. DANKE an alle, die sich hier beteiligt haben und somit zum Gelingen dieses denkwürdigen Tages beigetragen haben!

Übrigens noch ein Wort zum Islandpferdegestüt Ellenbach in Kaufungen, das als Basisstation für alle drei Gruppen diente: Durch die unermüdliche Unterstützung des Besitzers und seiner Leute sowie der hervorragenden Möglichkeiten, auch größere Gruppen von Reitern und Pferden aufzunehmen, ist die Durchführung des Einrittes in dieser Form überhaupt erst ermöglicht worden. Auch dorthin ein ganz großes DANKESCHÖN!

Text und Fotos: Christine Garbers

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