Verunsicherung durch zuviele Informationen im www. Was ist richtig- was falsch? Was braucht das Pferd wirklich?
Im Umgang mit und im Verhältnis zu den Pferden hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles zum Positiven verändert. Den natürlichen Bedürfnissen wird mit naturnaher Haltung und Fütterung Rechnung getragen- sehr viele Pferde dürfen in ihrer Freizeit Pferd sein und müssen nicht mehr 23 Stunden täglich in einer Box stehen. Auch bei der „Nutzung“ gibt es deutliche Verbesserungen, vom Sportgerät hin zum Partner in Freizeit oder Sport.
Aber es gibt auch eine große Verunsicherung, verursacht durch unzählige Informationen und Ratschläge im Internet, die, sorgfältig gefiltert, durchaus hilfreich sein können, wenn wir über das Wissen verfügen, sie zu beurteilen. Unreflektiert eins nach dem anderen „ausprobiert“ geht das aber leider allzu oft „nach hinten los“.
Ein partnerschaftliches Verhältnis zum Pferd ist grundsätzlich erstrebenswert– wenn wir die Natur des Pferdes dabei nicht außer Acht lassen. Ein Pferd braucht seinen festen Platz im Leben, der ihm Sicherheit gibt. Entweder führt es selbst oder es wird geführt. Für das Pferd in der Natur ist beides in Ordnung. Für das Pferd als „Partner“ des Menschen gibt es aber nur eine richtige Stellung: die des Geführten. Führt das Pferd, weil der Mensch es so gerne als gleichberechtigten Partner hätte, wird das über kurz oder lang fatale Folgen haben- für beide Beteiligten.Die Führung des Pferdes durch den Menschen mit dem Ziel eines harmonischen und zufriedenen Miteinanders setzt Wissen voraus, damit aus Führung kein Beherrschen und Unterdrückung wird.
Auch die Regel, dass derjenige, der den Fehler macht, stets auf dem Pferd sitzt, ist nicht immer zutreffend. In der Tat kann auch ein Pferd einmal aus Übermut oder weil es antesten möchte, ob der Reiter noch das Sagen hat, Fehler machen. Dies zu erkennen, zu unterscheiden und richtig zu handeln, ist immens wichtig für ein klares Verhältnis zwischen Mensch und Pferd. Springen wir von einem Tipp im Forum A zum nächsten in Forum B, C… werden wir für unser Pferd unberechenbar. Wir versagen ihm die lebensnotwendige Sicherheit und es wird versuchen, das Kommando selbst zu übernehmen. Von einem Extrem ins andere zu fallen, ist dem Pferd gegenüber zutiefst unfair.
Dem Pferd verständlich machen:
hier geht es lang - dort ist die Grenze
Fotos: Ferderer/ Peter Pfister
Und wenn wir andererseits uns selbst Fehler nicht mehr zugestehen, weil wir unseren Pferdepartnern auf gar keinen Fall Unrecht tun wollen, nehmen wir uns damit die Chance, aus diesen Fehlern zu lernen. Fehler um jeden Preis vermeiden zu wollen, lähmt uns und verhindert jede Möglichkeit der Weiterentwicklung- für uns und unsere Pferde. Wir dürfen auch Fehler machen! Damit nehmen wir den Druck von uns selbst und sorgen für „Leichtigkeit“.
Die Basis für ein harmonisches Miteinander ist aber immer die qualifizierte Ausbildung von Mensch und Pferd. Fundiertes Wissen macht es möglich, zu erkennen, wo die Ursache dessen liegt, was nicht funktioniert. Dann kann der Fehler verhindert oder abgestellt werden, egal wo er liegt. Und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein dürfen wir uns dann auch erlauben. Wenn die Kommunikation grundsätzlich stimmt, muss der Schenkel bei der Hilfe nicht Millimeter genau an der „richtigen“ Stelle liegen, das Pferd versteht, was wir von ihm wünschen, weil wir ihm die Überzeugung vermitteln, dass wir wissen was wir tun und die Sicherheit, dass es das Richtige ist.
Zum Weiterlesen:
Peter Pfister: Natürliche Partnerschaft mit Pferden
Ein sehr interessanter Artikel von Anja Müller auf der Webseite „Pferde verstehen“