Der September ist noch nicht mal eine Woche alt und die Nachrichten in der Neuen Osnabrücker Zeitung überschlagen sich gerade bzgl. negativem Verhalten von Reitern.

"In Rieste am Alfsee ärgerten sich Spaziergänger und Radfahrer über die Pferdeäpfel, weil sie ihnen ausweichen müssen" (NOZ 02.09.2021)

"Pferdehufe zerstören Waldwege und auf manchen Pfaden wird es richtig eng" (NOZ 06.09.2021)

Klar kann man sagen, dass es sich vmtl. um Einzelfälle handelt, auch durch Mountainbiker werden Spuren in unbefestigten Böden hinterlassen, auch Trecker zerstören Wege und ziehen den Dreck vom Acker auf die Straße.

Auch soll dies kein Hinweis auf die rechtliche Situation sein. Jeder Reiter sollte sich vor dem Ausreiten informieren und sich der entsprechenden Paragrafen in der StVO und im Niedersächsischen Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung bewusst sein.

Unabhängig von der gesetzlichen Grundlage sollte ich mich als Teil der Gemeinschaft aber doch bei all meinen Handlungen fragen, ob mein Verhalten für andere Personen oder die Natur Konsequenzen haben könnte.

Von einem Autofahrer oder Radfahrer erwarten wir doch auch, dass er langsam an uns vorbei fährt und Abstand hält. 

Rücksichtnahme und Vorsicht erwarten aber auch andere Verkehrsteilnehmer und Naturnutzer von uns.
Ich verweise an dieser Stelle immer gerne auf §1 der StVO, den ich als allgemeingültig unterstreichen würde:

"Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Bei meinen Handlungen sollte ich mich daher immer hinterfragen, ob sich im niedrigsten Fall jemand anders dadurch belästigt fühlen könnte.

Pferdeäppel 1Und so sind Pferdeäppel auf dem Bürgersteig, auf stark frequentierten Wanderwegen, auf der Straße, für den einen Dünger, aber für viele werden sie als Belästigung oder auch Gefährdung wahrgenommen. Und das kann man eigentlich auch nicht in Abrede stellen. Es reicht doch schon die Möglichkeit, dass der nächster Spaziergänger z.B. ein Rennradfahrer, jemand mit Kinderwagen oder Rollstuhl ist oder es einfach nur ekelig findet.
Wir sind doch nicht alleine unterwegs. 

Und wenn ich schon meine, aus welchen Gründen auch immer, mit meinem Pferd über den Gehweg zu reiten, dann muss ich auch eben absteigen und Äppel entfernen und Rücksicht auf bevorrechtigte Nutzer nehmen.

Und nein, hier gilt keine Ausrede. Wenn mein Pferd nicht die Ruhe hat an dieser Straße kurz anzuhalten, dann ist dieser Weg für mich und mein Pferd vielleicht nicht oder jetzt noch nicht möglich.
Aber Pferdeäppel mit dem Schuh in den Grünstreifen zu schieben sollte kein Problem sein. Für Fälle, in denen das nicht möglich ist, habe ich immer einen Müllbeutel dabei. Drüber gestülpt, eingesammelt, im nächsten Grünstreifen entsorgt und umgedreht wieder eingepackt - es sind doch nur Pferdeäppel, damit gehen wir ja jeden Tag um.

Rücksichtnahme und ständige Vorsicht gilt aber auch bei der Wegebeschaffenheit. Natürlich ist es schön nach einer Woche Dauerregen bei den ersten Sonnenstrahlen endlich wieder auszureiten. Aber wenn wir nicht gerade das Glück von sehr sandigen Wegen haben, wissen wir, dass die Pferdehufe sich durchaus tief in aufgeweichte Naturböden reindrücken können. Bin ich der einzige Reiter der die Wege nutzt, fällt dies nicht weiter ins Gewicht, aber auf beliebten Strecken ist der Weg bald auf breiter Stelle durchmatscht. Also reite ich an diesen bekannten Strecken vielleicht diesmal doch nicht, sondern wähle eine gefestigtere Alternative. 

Matschige Stellen, die im Winter dann auch noch buckelig zufrieren, können ja durchaus auch zur Gefahr für mein Pferd werden.

Viele Fußgänger haben Angst, bzw. Respekt vor Pferden. Im Vergleich zu uns sind sie der schwächere Teilnehmer. Es gibt auch immer Fußgänger, die sich über die Begegnung freuen, aber davon kann ich doch zunächst nicht ausgehen. 
Der alte Grundsatz: Abstand, Schritt und freundlich Grüßen gilt doch immer noch.

Manchmal hilft es auch sich in die Lage der anderen hinein zu versetzen.

 

Und nein, es sind nicht nur die Einzelfälle von denen jetzt in der Zeitung berichtet wurde. Oft denke ich, wenn ich mit dem Auto, Fahrrad, zu Fuß oder mit Pferd unterwegs bin - musste das jetzt wieder sein - Pferdeäppel auf Geh- und Fahrradwegen, von Pferdehufen zermatschte Wege, Reiter die an mir vorbeitraben.

Und ja, auch andere Verkehrsteilnehmer machen Fehler, aber hier geht es um uns. Um die Aufmerksamkeit die sich auf uns als Nutzergruppe richtet. Um Forderungen nach Pferdesteuer und Wegesperrungen. Wir müssen hier doch nicht auch noch die passenden Argumente liefern.

 

Sandra Pendl
1. Vorsitzende VFD BzV Osnabrück

 

 

PS: im Artikel wurde über die Reiter gesprochen...gemeint sind hier alle Personen, die sich auf oder neben ihrem Pferd befinden

Werbung