Irgang, Dr. Kathrin/Klaus Lübker: Der Titel trifft den Nagel auf den Kopf: In diesem Buch geht es um Pferdefütterung und um Maß nehmen – sowohl bei dem was gefüttert wird als auch bei Pferd und Reiter.
Das Buch ist übersichtlich und praxisnah strukturiert, dabei ansprechend bebildert. Zahlreiche Tabellen verschaffen schnell einen Überblick. Der Text ist verständlich geschrieben, aber keinesfalls banal: Auch erfahrenen Pferdehaltern ist dieses Buch zu empfehlen!
Der Leser wird umfassend informiert über den Futterzustand, Möglichkeiten das „fütternde Auge des Herrn“ in harte Daten zu fassen, sprich: das eigene Pferd nüchtern zu beurteilen. Das weite Spektrum der Futtermittel wird gekonnt auf das Wesentliche reduziert. Wohltuend, dass in diesem Buch endlich einmal die Gesundheit des Pferdes unangefochten im Mittelpunkt steht und nicht versteckt Futterproduktion.
Sehr schön die detaillierte Ermittlung der (Arbeits-) Leistung und des Futterbedarfs des Pferdes. So manche kurze Bemerkung zeigt dabei die Praxisnähe der Autoren.
Das Gras auf der Weide wird zu sehr als einheitliche Masse betrachtet. Hier muß stärker differenziert werden nach Gras- und Kräuterart, Entwicklungszustand der Pflanze, Witterung und Mikroklima sowie Boden, Nutzung und Pflege. Denn: Ohne diese Angaben dürfen „Grünland“- Daten nicht verallgemeinert und als repräsentativ für Aussagen genutzt werden.
Die Autoren gehen von der heute üblichen intensiven Weidenutzung (2 GV/ha) aus, die entsprechende Pflegemaßnahmen fordert. Je mehr Maßnahmen jedoch zur Pflege und Erhaltung einer solchen Weide notwendig sind, um so weniger kann die Nutzung ordnungsgemäß und nachhaltig sein - kann eine solche Futtergrundlage auf Dauer gesund sein?
Die wichtigen Spurenelemente und ihre Funktionen sowie Wechselwirkungen werden verständlich dargestellt. Hilfreich auch die Kapitel zu Gesundheit und Krankheit durch Futter sowie zu Analysen und Probennahmen.
Für die konkrete, durchaus anspruchsvolle Rationsberechnung am Ende des Buches sind die vorgeschalteten Kapitel zum Verständnis unerlässlich. „Mal eben so“ die Ration berechnen ist halt kaum möglich.
Die zitierte Literatur bestätigt, dass die Autoren sich auf tiermedizinische und landwirtschaftliche Untersuchungen stützen, biologische Literatur zum Thema Grünland jedoch leider nicht kennen. Daher mögen die Autoren neugierig bleiben zum Wohle des Pferdes in puncto Gras, der natürlichen Lebensgrundlage dieser Tiere.
Gras ist mehr als ein „Futtermittel“, es ist ein lebender Organismus, der sich entwickelt und zu extremen Leistungen fähig ist – Leistungen, die eine katastrophale Wirkung auf Stoffwechsel und Mineralhaushalt von Konsumenten haben können. Dies könnte in einer Neuauflage ihren Niederschlag finden.