1Ein besonders schönes Stück Natur. Eingebettet in die grünen Weiten des Westerwaldes und begrenzt durch den romantischen Rhein im Westen, gehört der Naturpark Rhein-Westerwald zu dem grünen Herz der Mittelgebirgsregion. Belebende Frische und unverbrauchte Landschaften gehen hier Hand in Hand mit einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, Festen und schönen Traditionen. Die Jahreszeiten bilden den farbigen Rahmen für Aktivitäten zwischen den Fernwanderwegen RheinSteig und Westerwald-Steig.

So ist es zu lesen auf den Touristen HP die ich mir im Rahmen meiner Wanderrittführer Prüfung zur Infogewinnung angeschaut habe. Und ich muss sagen ich wurde nicht enttäuscht. Die sehr abwechslungsreiche Landschaft und die tollen Quartiere haben mich überzeugt, hier des Öfteren mal zu reiten.

Aber fangen wir von vorne an.

Wir, 3 angehende Wanderrittführer, suchten einen gemeinsamen Termin zur Ablegung der Prüfung. Nach vielem hin und her, einigten wir uns auf den 16.-18.10.2009. Wir trafen uns zur Vorbesprechung im Reitverein zu Alzey, die uns herzlich Asyl gewährt haben. Wir klärten schnell und unkompliziert die Reihenfolge und manch andere Dinge. So ganz nebenbei fanden wir ein entzückendes Weingut. Weitere Kontakte per e-Mail und Telefon folgten, und auch unser Prüfer Rüdiger wurde mit Fragen bombardiert. Danke Rüdiger für dein Verständnis.

 

Der Abend der Anreise war gekommen, als mich ein Anruf von Peter schockierte. Sein Pferd war beim Verladeversuch rückwärts aus dem Hänger gestürzt, hat sich überschlagen und ist mit dem Kopf unglücklich an einen Posten angeschlagen. Wer sowas schon mal erlebt hat, kann erahnen wie es Peter ging. Der Tierarzt hat das Pferd versorgt, aber es war klar dass es die Prüfung nicht mitlaufen kann.

Um die gesamte Prüfung nicht platzen zu lassen, übernahm ich also die Tour von Peter. Mit mulmigem Gefühl habe ich verladen und bin gestartet. Um 22.30 Uhr kam ich im Westerwald auf dem Birkenhof an. Der Stallbetreiber und Peter haben mich empfangen. Pony in Box, und wir mit Kartenmaterial ins Gasthaus. Peter hat mich auf seine Strecke hervorragend vorbereitet, bis wir aus der Wirtschaft gegangen wurden. Nach einer recht kurzen Nacht, galt mein erster Blick natürlich meinem Pony. Dieses war recht munter und entzückt das Kraftfutter schon um 6 Uhr morgens serviert bekommen zu haben. Ich glaube es war ein kleiner Vorwurf in seinem Auge zu erkennen, warum er diesen Luxus zuhause nicht bekommt. Ich habe es geflissentlich übersehen und bin zum Frühstück marschiert. Wieder hatte ich meine Karten dabei und wieder war Peter zur Stelle und hat mich nochmal auf schwierige Passagen hingewiesen. Der Zeitpunkt des Treffpunktes nahte und ich wagte mich todesmutig in die Höhle des Löwen.

2Nach allgemeiner Begrüßung wurde es für mich ernst. Ich fing mit der Ritttauglichkeitskontrolle an. Alle Pferde konnte ich unbedenklich mitnehmen. Danach wurde gesattelt und ich Schritt zur Ausrüstungskontrolle. Hier habe ich nur gutes Equipment festgestellt, kleine Änderungen und Verbesserungen konnte ich allerdings anbringen. Dann ging es gemeinsam auf den Reitplatz, zur großen Kennenlernrunde für Reiter und Pferd. Alle Teilnehmer schienen wir verträglich. Ich teilte die Reiterpaare ein, um an Straßen eine gewisse Ordnung zu haben. Ansonsten also freie Partnerwahl auf der gesamten Strecke. Die Kommandos klar? Dann endlich konnte es losgehen.

Auf der Strecke ließ auch meine Nervosität nach. Ich fing an mich zu entspannen und mein Pony auch. Schon an der nächsten größeren Abzweigung stand Peter mit Fotoapparat vor Ort. Wir folgten dem idyllischen Laubbach, und tauchten in stille Wälder ein. An der Wied mussten wir ein Stück an einer gut befahrenen Bundesstraße entlang. Alle verhielten sich Vorbildlich. Vorher haben wir im Wald, auch gegen Protest von Manfred, links um, links um, geübt. Peter war auch wieder zur Stelle, als es darum ging zur Erlebniswertsteigerung einiges über die Burg Altwied zu erzählen. Er ist ein hervorragender Entertainer. Weiter ging es über eine alte sehr schöne Steinbrücke, durch eine Allee aus Kastanienbäumen, vorbei an einem gewaltigen Mammutbaum der 3uns schon durch seine Größe in Ehrfurcht versetzte. Nur Manfred war unbeeindruckt, er beschloss sogar für uns dort zu strippen. Was zur Folge hatte, dass die Sonne sofort zum Vorschein kam, was mich wiederrum nachdenklich machte. Ob die Sonne wohl ein Voyeur ist????Schloss Mont Repos hatte ich mir anders vorgestellt. Doch auch hier war Peter Vorort und hat uns einiges beigebracht. Er war es auch der uns zur Mittagsrast mit weiß eingedecktem Tisch, mit allerlei Gaumenfreuden empfangen hat. Ich kann gar nicht beschreiben wie viel Erleichterung und Sicherheit mir mein guter Begleiter beschert hatte.

Weiter ging es durch Weinberge an den Rhein, welch Genuss. Unbeschreiblich. Als wir eine Anhöhe erklommen haben und uns der Wind um die Ohren sauste, kam mir ganz spontan das Westerwaldlied über die Lippen, sehr zur Freude von Rüdiger. Aber über der Kuppe war alles 4wieder gut. Wir richteten uns mit Licht und Leuchtgamaschen aus, weil die Dunkelheit schon nahte. Ohne weitere Pause steuerten wir Gut Arienheller an, wo wir gar Fürstlich empfangen wurden. Als unsere Ponys gut versorgt waren, wurden wir noch in den Holzvertäfelten Salon gebeten. Ich sah mich ein Jahrhundert zurückversetzt. Mit dem Kamin, davor das Fell, und der Galerie mit gedrechselten Sprossen, darauf der Sattel. Ich wartete nur noch auf Sissi die die Treppe hinunter schwebt. Unter uns, Insgeheim wär ich gern Sissi. Bei einem Gläschen Sekt und einem besonderen Schnaps konnte ich meine Augen wandern lassen. Ich war überwältigt und sprachlos, was nicht sehr häufig bei mir vorkommt. Mit gemischten Gefühlen verließ ich dieses ansprechende Anwesen nur sehr ungern, um mit dem Pöbel essen zu gehen. Hallo wach???

Ach ja, und natürlich rief Peter an um sich nach unserem Befinden zu erkunden. Ist schon toll, wie sich dieser tolle Mensch für uns eingesetzt hat. Ich hoffe ich habe mal die Gelegenheit zur Revanche.

Mein Tagewerk war beendet und ich ließ den Abend locker ausklingen.

Nach einer geruhsamen Nacht brach ein neuer schöner Tag herein. Wieder ging die wichtige Prozedur der Reittauglichkeit und Gepäckkontrolle vonstatten. Wir starteten pünktlich und ich konnte ohne Sorgen Leute und Landschaft genießen. Ganz entspannt trotteten mein Pony und ich der Truppe nach. Unsere sich dazugesellte angehende Wanderreiterin Henrike, machte sich schon Sorgen um uns. Aber wir waren guter Dinge und ich lies die Seele baumeln. Mein Pony tat mir gleich und prustete im Gleichklang der Schritte mit. Das Wetter klarte auf und die Sonne, die wo tief ins Herz scheint, kam zum Vorschein. Wir überquerten die Wied an einer Furt und wir kamen zur Pause an eine gemütliche Wanderreitstation. Gut gestärkt ging es weiter. Nach einigen Verwirrungen und ungeplanten 5Aufenthalten, kam dann doch noch der Birkenhof in Sicht. Dort wurden die Pferde versorgt und die Zimmer inspiziert. Man traf sich zum gemütlichen Beisammensein…….Pah…Weit gefehlt, knapp 30 Fragen mussten beantwortet werden. Wer ein Wanderrittführer werden will, muss schon viel abkönnen, und auch bei Geräuschkulisse die Sinne beieinander haben. Doch auch diese Hürde wurde genommen. Die anschließende Pizza entschädigte uns allemal.

Der Sonntag gegrüßte uns mit Sonnenschein, und heute musste Henrike führen. Als Wanderreiter muss sie sich gut orientieren. Sie führte uns stets souverän und sicher an den Neuwieder Reitverein zum essen. Hier fühlten wir uns wie bei Muttern. Selbst gekochtes Gulasch, und vorweg Hühnerbrühe servierte uns Frau Huber. Die Pferde waren an einem originellen Anbindebalken direkt in Sichtweite angebunden und dösten in der Sonne. Ohne besondere Vorkommnisse erreichten wir wieder den Birkenhof. Unsere Pferde warteten geduldig in den Boxen, als wir zur Abschlußbesprechung gebeten wurden.

Dass das Zertifikat des Wanderrittführers nicht leichtfertig vergeben wird, zeigt wohl die Tatsache dass nicht jeder bestanden hat.

Fazit: Es war ein anstrengendes aber sehr schönes Wochenende, mit interessanten Leuten. Ich habe viel gelernt. Ich kann jedem der Gruppen führen möchte, nur empfehlen diese Ausbildung beim VFD zu durchleben. Sie ist breitgefächert und praxisnah.

Vielleicht sieht man sich ja mal, irgendwo in der Prärie.

Lissi Stuppi

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