Das Quintett für die Paraolympischen Spiele besteht aus 4 Damen und einem Herrn. Ca. zwei Wochen nach den großen Olympischen Spielen geht es in London um die Medaillen im Behindertensport. Vom 29. August bis 04. September kämpfen die 5 Deutschen um die 11 Medaillenränge Hut ab vor den Reitern/innen im Behindertensport!
Vor welchen Problemen  haben wir in unserem Pferdealltag nicht schon gestanden!?
Das Pferd lässt sich nicht vernünftig führen, es steht beim Putzen und Satteln nicht still, geschweige denn beim Aufsitzen… Da ist es bewundernswert, wie Menschen mit teilweise erheblichen Einschränkungen ihren Alltag mit ihren Pferden meistern.
Wirklich gut erzogene Pferde gehören da natürlich zum absoluten MUSS.
Welche Ausreden haben wir bei unseren Vierbeinern nicht schon gehabt, wenn sie beim Aufsitzen nicht stehen bleiben wollen. Wie oft bei einigen Dingen einfach aufgegeben? Lehnen wir uns einen Augenblick zurück und überlegen, ob wir es nicht auch besser  machen können….

1996 in Atlanta starteten erstmals bei den paralympischen Spielen auch Reiter. Bei den Paralympics misst man sich jedoch im Gegensatz zu  den „großen Spielen“ nur in der Dressur. Die Reiter sind mit speziellen Hilfsmitteln wie den Schenkel ersetzenden Gerten, speziellen Zügeln und Sätteln ausgestattet.
Je nach Art der Einschränkung gibt es verschiedene Grades,  damit die Leistungen der Reiter vergleichbar bleiben. Für jedes Grade gibt es verschiedene Aufgaben.

Viel Wert wird auf korrektes Reiten gelegt. Beurteilt werden die gezeigten Leistungen außerdem nach  der Einwirkung der Reiterin / des Reiters, der Losgelassenheit des Pferdes, der Linienführung etc.

Grade 1: hauptsächlich Rollstuhlfahrer mit begrenzten Arm- und Beinfunktionen
Vorgesehen sind hier Prüfungen überwiegend im Schritt mit Trab-Repriesen
Grade 2: Rollstuhlfahrer mit starken Einschränkungen der Beinfunktionen , die aber gute bis leicht behinderte Armfunktionen haben
In der Kür können von den Startern auch Galoppübungen gezeigt werden.
Grade 3: hier sind die meisten Reiter vertreten, die Teilnehmer können meist ohne Unterstützung gehen, haben aber Behinderungen an Armen und/oder Beinen, ebenso gehören Blinde dazu.
Hier wird Schritt, Trab und Galopp geritten. Vergleichbar sind die Aufgaben mit der Klasse A-L
Grade 4: hier starten die Reiter/innen die über eine eingeschränkte Sehfähigkeit verfügen oder mit Einschränkungen in ein oder zwei Gliedmaßen.
Die Aufgaben entsprechen denen der Klassen L-M, die Kür enthält alle auf FN-Turnieren zugelassenen Aufgaben.

Die Pferde stellen sich, nach entsprechender Ausbildung, auf die andere Art der Hilfengebung schnell ein. Kraft ist hier nicht gefragt, sondern Geschick im Umgang und der Vermittlung der Anforderungen dem Pferd gegenüber.

Ende Januar endeten die Qualifikationen für die Paralympics.
Nun ist es soweit: 78 Reiter aus 23 Nationen treten im Greenwich Park an, um sich in Mannschafts- und Einzelwertungen zu messen.

Folgende Nationen gehen an den Start:

- Großbritannien
- Deutschland
- Dänemark
- Kanada
- USA
- Niederlande
- Brasilien
- Irland
- Belgien
- Italien
- Südafrika
- Mexiko
- Singapur
- Australien
- Frankreich
- Neuseeland
- Norwegen
- Finnland
- Bermudas
- Argentinien
- Japan
- Hongkong
- Österreich

3 weitere Plätze wurden im April durch eine Kommission vergeben.

Hier stellen wir die Deutschen Reiterinnen und den Reiter kurz vor:

Die Ärztin Dr. Angelika Trabert; Jahrgang 1967; Wohnort Dreieich
Grade: II; Dysmelie beider Beine (beidseitige Oberschenkelamputation), rechte Hand drei Finger

Ihr Pferd: Ariva-Avanti Eine Stute 2003 in Hessen gezogen.
Interessant ist: sie benutzt z.B. einen rollbaren Sattelschrank als Aufsitzhilfe aus dem Rollstuhl

Für mehr Informationen über ihre weiteren Hilfsmittel und Ausrüstung – besucht einfach einmal ihre Homepage: http://www.angelika-trabert.de

Steffen Zeibig – geboren in Dresden, im Juni 1977; Wohnort: Arnsdorf
erst Grade II, seit 2011 Grade III;  Fehlen des rechten Unterarms, des linken Fußes und des rechten Unterschenkels
Sein Pferd: Waldemar, ein Fuchswallach aus dem Zuchtgebiet Hannover, Jahrgang 1996
Über sein Pferd sagt Steffen auf seiner Homepage: „In England bereits bis M-Dressur ausgebildet, ist er seit 2004 in meinem Besitz. Er ist sehr arbeitswillig, lässt sich aber leider auch schnell ablenken. Sein hervorragendes Gangvermögen ist nicht immer leicht herauszureiten. Bisher ging er erfolgreich A und L-Dressuren und Spezialprüfungen im Behindertensport. Nächstes Jahr wollen wir in M-Dressuren starten.“

Mit 7 Jahren hatte Steffen den ersten engeren Kontakt mit Pferden und bekam ein Jahr später bereits sein erstes eigenes Pony von seiner Mutter geschenkt. Es war ein Shetty, dass er anfangs mehr geführt als geritten hat, denn es war eben ein typisches, eigenwilliges Shetlandpony. Später übernahm er dann auf die Haffistute seiner Schwester. Mit 16 Jahren ist er dann auf die Stute Holly umgestiegen – sein erstes Großpferd.

Wer mehr über Steffen und seine Ponys und Pferde wissen möchte schaut unter: http://www.steffen-zeibig.de


Britta Näpel ist Pferdewirtschaftsmeisterin ZH und gelernte Augenoptikerin, geboren 1966 in Langenhagen; sie wohnt in Wonsheim
Grade II; Spastik, Koordinationsstörungen durch eine Vergiftung mit Insektenschutzmittel im Jahr 1998

Vor ihrer Erkrankung ist sie schon Vielseitigkeiten geritten, danach gelang ihr über die Hippotherapie wieder der Einstieg in die Reiterei.

Ihr Pferd ist die Fuchsstute  Aquilina, die 1998 geboren ist, sie ist ein Zweibrücker Warmblut.

Mehr über Britta Näpel: www.brittanaepel.de


Hannelore Brenner, geboren im Juni 1963, wohnt in Wachheim und ist Dipl. Betriebswirtin 
Grade: III; inkomplette Querschnittslähmung

Startet mit „Women of the World”, einer 1995 geborenen Hannoveraner Fuchsstute

Auf ihrer Internetseite schreibt Sie: „Behindert ist nur der,  der sich selbst behindert.“

Sie reitet seit ihrem 12 Lebensjahr und hatte 1996 einen Reitunfall bei einer Vielseitigkeitsprüfung in Luhmühlen. Sie kann nur noch mit Hilfe von Stöcken, Schienen und Spezialschuhen laufen.
Über ihren Unfall schreibt sie: „Am drittletzten Hindernis der Querfeldeinstrecke (nach ca. 4 km) stutzte mein Pferd. Ich machte den Fehler, es trotzdem zum Springen aufzufordern, was es dann auch tat. Der Sprung war auf Höchstmaß gebaut, fest und ein Tiefsprung (Landestelle 2 m tiefer als Absprungstelle). Das Pferd blieb mit den Vorderbeinen hängen und überschlug sich, mich unter sich begrabend.

Danach war ich jahrelang nur "Hobbyreiter" und hatte das Glück, das Pferd einer Freundin mitreiten zu dürfen. Dieser kleine russische Traber mit Namen Wasi schenkte mir sehr viel Vertrauen und das Bedürfnis, mal wieder wissen zu wollen, was eigentlich noch geht. So kam ich letztlich 1997 selbst zum Pferd. Geronimo hieß mein Neuerwerb und eigentlich wollte ich ihn nur als Freizeitpferd haben. Aber es dauerte nicht lange und mich packte das "Turnierfieber". „

Wer noch mehr Informationen über Hannelore Brenner möchte schaut hier:  http://www.brenner-hanne.de/


Lena Weifen, wohnt in Bösel; geb.: 5. Februar 1989, ist Industriekauffrau
Grade: IV;  Fehlen eines Unterarms

Ihre Pferde: Don Turner und Bright Crystal
Don Turner ist ein brauner Wallach aus dem Zuchtgebiet Hessen. Er ist 2002 geboren.

Lena Weifen hat leider keine eigene Homepage mit näheren Informationen.


Allen meine Hochachtung!

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