Autor: Axel Mauruszat
Wer viel in den Wäldern unterwegs ist, hat sie schon einmal gesehen: viereckige Markierungssteine aus Beton mit merkwürdigen Nummern, die rätselhafter weise auf jeder Seite auch noch unterschiedlich sind……
Welche Bedeutung haben diese sogenannten „Jagensteine“ – und vor allem: Wie können sie Wanderreitern als Orientierungshilfe dienen?

In norddeutschen Wäldern sind schon zu Preußens Zeiten in der Forstwirtschaft zur besseren betriebsinternen Orientierung forstliche Flächeneinheiten geschaffen worden, die „Jagen“ genannt wurden. Heutzutage wird „Forstabteilung“ dazu gesagt. Die Größen dieser Abteilungen sind sehr unterschiedlich und liegen in der Regel zwischen 10 und 30 Hektar. Üblicherweise werden als Begrenzung Wege, Schneisen oder Gräben genommen.

Die Eckpunkte dieser Abteilungen werden häufig durch Abteilungssteine – oder eben „Jagensteine“ – gekennzeichnet. Die Pflege dieser Steine, z.B. das neue Bemalen, wenn aufgrund Witterungseinflüssen die Zahlen nicht mehr erkennbar sind, obliegt den staatlichen Forstämtern oder den Privatwaldbesitzern und wird leider in Zeiten von GPS immer mehr vernachlässigt. Heutzutage braucht sich niemand mehr wirklich an diesen Jagensteinen orientieren, aber für den Wanderreiter, der ohne GPS in der tiefsten Göhrde unterwegs ist, sind diese Steine auch heute noch eine wertvolle Hilfe!

Wie funktioniert nun so ein Jagenstein?

Nun, man kann es sich ganz einfach merken: Die Zahl des Jagensteines zeigt direkt auf das Waldstück mit genau dieser Nummer!

In vielen Topographischen Karten und in den Waldbrandeinsatzkarten der Feuerwehr sind die Abteilungsnummern von Waldstücken vermerkt, allerdings sind diese nicht amtlich festgelegt, sondern können im Laufe der Jahre Veränderungen unterliegen. Dies geschieht z.B., wenn zwei Forstämter mit ihren Flächen zusammen gelegt werden und vermieden werden muss, zwei Waldabteilungen mit gleicher Nummer zu erhalten.

Aber immerhin: Als zusätzliche Orientierungshilfe dienen Jagensteine somit allemal!

Das norddeutsche Reiter- und Fahrerlager in Ziemendorf wird hierzu mit einer kleinen Attraktion aufwarten können:

Die Wälder der Revierförsterei Wustrow nördlich von Ziemendorf auf der Westseite der ehemaligen innerdeutschen Grenze sind mit fortlaufenden Abteilungsnummern versehen, die – natürlich, wie auch sonst! – mit der „1“ beginnen. Diese Durchnummerierung zieht sich im Landkreis Lüchow-Dannenberg bis in den vierstelligen Bereich hin, z.B. direkt in der Göhrde.

Die Abteilung – pardon, der „Jagen“ – Nr. 1 befindet sich direkt an der Wirler Spitze, einem der herausragenden Zielorte während des Lagers! Im Zuge der damaligen Grenzsicherungsmaßnahmen wurden breite Schneisen in die monotonen Kiefernforste geschlagen, um eine optimale Übersicht des Grenzstreifens zu ermöglichen. Dadurch konnten sich hier wertvolle Heiden und Trockenrasen entwickeln, die vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten. An der Wirler Spitze ist dies besonders eindrucksvoll zu erleben: hier sind noch Reste einer ehemaligen Binnendüne mit offenen Sandflächen erhalten.

Ortsansässige, traditionsbewusste Privatwaldbesitzer pflegen auch heute noch die Jagensteine und sorgen für ihren Erhalt und somit für eine wertvolle Orientierungshilfe.
 

Bilder:

Quelle: Wandbrandkarte Niedersachsen, LGN

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