Im Rahmen einer „Exkursion Pferdeosteopathie“ ermöglichte die Pferdephysiotherapeutin IPP Daniela Strömsdörfer, die auch Lehrbeauftragte des Verbandes für Manuelle Therapie am Pferd (www.verband-mtap.de) ist, einen Einblick hinter die Kulissen der Pferdeosteopathie. Unter der Devise „Vermeiden statt Behandeln“ erläuterte sie unter anderen, was man selbst tun könne, um (wieder) ein gesundes und glückliches Pferd zu haben. Erkrankungen der Pferdewirbelsäule und an den Gliedmaßen korrelierten mit Zucht, Haltung, Fütterung, Hufmanagement und Nutzung des Pferdes. Weiß der Besitzer um diese Zusammenhänge, fällt es ihm leichter, die (Rücken-) Gesundheit seines Pferdes zu erhalten, Probleme bereits im Ansatz zu erkennen und gezielt den jeweils zuständigen Pferdespezialisten auszuwählen.
Ausführlich ging die Referentin auf die „Säulen der Pferdegesundheit“ ein:
- Hufbalance
Der Merksatz hierzu laute: "Jeder Muskelzug oben ändert die Druckbelastung unten, jede Schiefe unten muss oben kompensiert werden." - Haltung und Fütterung
Dazu konstatierte Frau Strömsdörfer, dass die Haltungsbedingungen entscheidend für die Rückengesundheit des Pferdes seien, da es ihnen in der Regel 23 Stunden am Tag ausgesetzt sei. Eine „gesunde“ Offenstallhaltung erfordere eine relativ homogene Herdenzusammensetzung und optimales Management, da sonst immer einzelne Tiere zu kurz kämen und unter Stress und Mangel leiden würden. - Gebäude und Anlagen
Das ideale Freizeitpferd weise aus physiologischer Sicht folgende Eigenschaften auf:
einen kompakten, tragfähigen Rücken (max. Länge 1 : 2), eine hoch angesetzten Hals mit harmonischem Kopf, eine große, leicht abfallende Kruppe, eine gut gewinkelte Hinterhand und gerade, im Lot stehende Beine sowie mittelgroße, regelmäßige Hufe. Huf und Fesselstand sollen dem Schulterstand entsprechen und höchste Punkte Widerrist/Kruppe sollen sich in der Waage befinden. - Reitmanagement und funktionelle Bewegung
Hier müsse man sich vor Augen halten, dass das Reitergewicht das natürlich Gleichgewicht des Pferdes stark ins Wanken bringe. Dem müsse durch sinnvolles, gymnastizierendes und vor allem die Bauch- und Kruppenmuskulatur stärkendes Reiten entgegengewirkt werden. Ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm enthalte die Elemente: Reiten im Gelände, Longenarbeit, Freispringen und Springen, Dressur und Bodenarbeit. Das Reitergewicht solle incl. Sattel maximal 1/7 bis 1/5 des Pferdegewichtes betragen. Dabei gelte: "Je untrainierter das Pferd, desto leichter der Reiter und desto kürzer die Trainingseinheiten." - Sattelzeug und Ausrüstung
Dabei gab die Referentin ein klares Votum für vom Sattler angepasstes Zubehör aus gutem, weichem Leder ab, welches zudem regelmäßig gereinigt und gefettet werden müsse, da nur solches lange haltbar, sicher und vom Pferd angenehm zu tragen sei.
Das Pferd benötigt professionelle Hilfe, wenn sich trotz der Erfüllung der Punkte 1 – 5 Probleme oder Unklarheiten ergeben. Es ist dann eine Abklärung durch den Tierarzt, Schmied und Pferdephysiotherapeuten notwendig.
- Physiotherapie und Massage.
Der Pferdephysiotherapeut ist vor allem für den Erhalt der physiologischen Funktionsfähigkeit des Achsenskelettes (Kopf, Hals, Rumpf) mit seinen umgebenden Strukturen zuständig.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Erkennen und erfolgreichen Behandeln der multifaktoriell (1.-5.) bedingten und sehr häufig vorkommenden "Trageerschöpfung" des Pferdes.
Eine entscheidende Frage sei dann, woran man eigentlich einen guten Pferdehysiotherapeuten erkenne. Als wichtige Kriterien nannte die Fachfrau folgende Punkte:
- eine umfassende Befunderhebung des ganzen Pferdes
- die Ursachenforschung durch Anamnese (Punkte 1 – 5)
- der Therapeut schaut sich das Pferd in Ruhe und Bewegung an (Ganganalyse)
- er nimmt sich Zeit für den Patienten
- er arbeitet mit wenig Kraftaufwand und kurzen Hebeln!
- er kann auf Nachfragen die Behandlung anatomisch fundiert begründen
- das Pferd entspannt sich während der Behandlung zusehends
- ein regelmäßiger Gesundheitscheck 1-2x/Jahr (vor/nach grüner Saison) wird angeboten
- keine „Fantasiepreise“ (Orientierung an den Sätzen der Humanphysiotherapie)
Frau Strömdörfer beendete ihren sehr umfassenden, fundierten Vortrag, der von den über 40 anwesenden Gästen mit dankbarem, anhaltenden Applaus belohnt wurde, mit folgendem, prägnanten Schlusssatz:
"Der beste Schutz vor Krankheit ist eine gute Gesundheit."
Zu Vertiefung des Themas bietet sie ein eintägiges Seminar mit Workshop an.
Kontakt: Daniela Strömsdörfer - Pferdephysiotherapeutin IPP
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