Viele von Euch haben bereits die ersten Wanderrittkilometer 2014 unter die Hufe genommen. Für alle diejenigen, die noch zögern oder als Erinnerung an die vielen Stafettenreiter im Sommer 2013 nach Reken hier ein Bericht von den Sauerlandreitern!

Sommer, Sonne, den Bürostress endlich hinter sich lassen und Urlaub machen...Mitte August 2013 ist es endlich wieder so weit: Die Pferde werden gesattelt und los geht’s. 250 km liegen vor uns… die VFD feiert ihr 40jähriges Bestehen in Reken … ein Grund unser Wanderritt-Ziel diesmal ins Münsterland zu legen.
Hier einige Tagebuchauszüge vom Wanderritt der SauerlandReiter Susi, Miri und Ropi:

21. August 2013, 15:32 Uhr, Listertal, südlichster Zipfel des Märkischen Kreises
Giaccomo und Vino stehen gestriegelt, gesattelt und bepackt an der Anbindung und warten sehnsüchtig auf ihre zwei Ladies, die einfach mal wieder nicht fertig werden. Naja, ein letzter WC-Gang muss sein und dann los… nee warte mal, wo ist mein Hut… und wo ist Marita… die soll doch noch Fotos vom Abritt machen! Weitere 15 Minuten später sind wir endlich die Dorfstraße in Berlinghausen rauf und im Wald verschwunden. Unsere erste Etappe führt uns entlang der Listertalsperre zum Biggesee und dann durch endlose Wälder ins 30 km entfernte Repetal, wo wir bei Freunden auf einem Ferienhof übernachten. Hier sind wir immer willkommen, besonders in der Ferienzeit, wenn viele Kinder auf dem Hof Urlaub machen …

22. August 2013, Petmecke – Wildewiese, ca. 30km
Wir sind im herrlichen Sonnenschein unterwegs. Von weitem können wir die Freilichtbühne Elspe sehen. Hier finden im Sommer immer die Karl-May-Festspiele statt. Mitten im Ort machen wir eine kurze Pause, um kühle Getränke zu holen und lustige Fragen der Einheimischen zu beantworten: „… nein, wir haben uns nicht verlaufen.“ Und „… nein, wir sind nicht die Cowboys (-girls) von der Freilichtbühne.“….“Ja, wir wissen, dass Karneval vorbei ist.“ Aber im Grunde sind alle nur neugierig und möchten gerne erklärt haben, wie das so bei einem Wanderritt abläuft. Wir erzählen dann, dass wir Urlaub zu Pferd machen und auch nebenbei für die VFD unterwegs sind. Erklären die Charta, die wir dabei haben und auf der sie sich gerne verewigen können. ... Etwas später, wir sind wieder im Wald unterwegs, habe ich das blöde Gefühl, dass irgendwie die Wanderkarte nicht mit den Wegen übereinstimmt. Wir verlassen uns auf meinen Orientierungssinn und biegen ab und siehe da, am Wegesrand steht ein riesiges Info-Schild: Waldbesitzer, Bauern, Grundstückseigentümer und andere Menschen haben im Zuge der „Flurbereinigung Elspe“ kurzerhand Grenzen und Wege komplett neu eingeteilt. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel und für eine neue Wanderkarte ist es jetzt eh zu spät. Kaum eine Stunde später trauen wir unseren Augen kaum… da stehen oben auf dem Berg riesige Zelte, Kinder machen eine Wasserschlacht und … ja da steht es wirklich, in riesigen bunten Buchstaben, fast 5 m hoch… HOLLYWOOD …

23. August 2013, Wildewiese – Balve
Wir starten heute auf 600 Höhenmetern in Wildewiese und reiten erst mal nur bergab, bis wir den Sorpesee erreichen. Diese Gelegenheit lassen wir natürlich nicht ungenutzt und gönnen unseren Pferden eine kleine Abkühlung im Wasser. Erfrischt schaffen wir die restlichen Kilometer bis zum Schloss Wocklum in Balve, weithin bekannt durch das jährlich stattfindende „Balve Optimum“. Hier im traditionellen Turnierstall für Dressur und Springen werden wir aufs herzlichste empfangen. Neugierig schauen uns alle zu, wie wir Packtaschen und schwere Westernsättel von den Pferden heben. Schnell sind wir tief im Gespräch über Pferde, Reiten, Wetter und vieles mehr…

24. August 2013, Balve – Schloss Höllinghofen
Mittlerweile sind wir wieder irgendwo im Wald unterwegs, als uns plötzlich lautes Männergeschrei aus unseren Gedanken reißt. Unsere Pferde spitzen die Ohren. Musik? Der Wald wird lichter, auf einmal finden wir uns zwischen Männern in karierten Röcken wieder, die mit Äxten auf Strohballen werfen, Baumstämme durch die Luft wirbeln und leckeren, dunklen Gerstensaft trinken…Schotten? Schottland? So weit wollten wir heute doch gar nicht, eigentlich müsste hier doch Hövel sein? Ist es auch. Aber heute finden hier Highland Games statt. Toll, erst mal Pause machen und etwas gegen den Durst tun. Nichts ahnend sind wir auf einmal die Attraktion. Männer, die eher einem Kleiderschrank gleichen, aber ihre Röcke außen tragen, lassen die Baumstämme fallen und werden zu Pferdeflüsterern…

25.August 2013, Schloss Höllinghofen – Unna Hemmerde
Nach einer erholsamen Nacht mit leichtem Regen verlassen wir nur ungern diesen tollen Hof. Unsere heutige Wegstrecke ist nicht so lang, daher lassen wir uns Zeit und schauen in aller Ruhe erst einmal diesen Aktivstall an. Es gibt einen riesigen Laufstall, halb offen, halb zu, mit automatischer Fütterung und Beschäftigungsecken. Für Pferdebesitzer, die nicht regelmäßig genügend Zeit mit ihren Pferden verbringen können, ist dies sicherlich eine super Alternative, um ihr Pferd artgerecht einzustellen.
Kurz nach elf machen wir uns dann auf. Die Sonne scheint auch schon wieder und die Berge bleiben nun endgültig hinter uns. Wir freuen uns schon auf heute Abend, denn dann stößt Ropi mit seiner Cindy zu uns. Nach Sonnenuntergang sitzen wir nun zu dritt draußen auf einer Bank, trinken ein Bierchen und zählen die Sternschnuppen, die in dieser Nacht wirklich zu Hunderten unterwegs sind.

26.08.2013, Unna Hemmerde – Werne
Heute liegen knapp 40 km vor uns – quer durch den Kohlenpott. Wir kreuzen Autobahnen, durchqueren mehrere Orte und stehen plötzlich in einer Sackgasse, zumindest für unsere Pferde. Die Links-Rechts-Schikanen für schnelle Radfahrer sind so eng, dass wir mit den beiden großen Pferden das Risiko nicht eingehen wollen. Also zurück und nächsten Abzweig versuchen. Etwas weiter im Ort halten wir Ausschau nach einer Essgelegenheit und sehen auch schon weiter vorn einen Drive In. Wir wechseln die Straßenseite und parken unsere Pferde auf dem angrenzenden Parkplatz. Der Wirt bringt erst einmal Wasser für die Pferde, der Nachbar kommt und stellt Tische und Stühle um, damit wir bei den Pferden sitzen können. Kinder kommen heran und kraulen unsere Pferde, wir bestellen etwas zu essen. Kurze Zeit später kommen Frau und Tochter des Wirtes vorbei, setzen sich zu uns und erzählen, dass sie auch Pferde haben, fragen wo wir her kommen und wo es noch hin geht. Wir erzählen von unserem Ritt und von der VFD. Unterschriften für die Charta kommen zusammen. Es werden jede Menge Fotos gemacht… Und alle genießen eine lange Mittagspause. Später unterwegs treffen wir immer wieder auf neue nette Leute, mit denen wir ins Gespräch kommen. Die Begeisterung für Wanderreiter ist enorm und regelmäßig werden unsere Pferde gelobt, die so brav und unerschrocken im dicksten Autoverkehr stehen. Am frühen Abend kommen wir dann in Werne an. Für unsere Pferde sind auch hier schon Boxen und Futter hergerichtet. Wir holen unsere Autos und Anhänger nach und sitzen bis spät in die Nacht noch draußen und schauen einem strahlenden Halbmond beim Aufgehen zu…

27.08.2013, Werne – Olfen
Gleicher Ort, gleiche Stelle: Wir treffen uns zum Frühstück. Unsere Pferde gucken, schon voller Erwartung auf den neuen Tag, über ihre Boxentüren dem Sonnenaufgang zu. Während Miri die Pferde fertig macht, packen wir die Anhänger und verschaffen uns einen Überblick über die vor uns liegende Etappe. Nachdem wir am vorigen Tag zu fast 98% Teerstraße hatten, freuen wir uns heute auf die grünen Wälder mit ihren saftigen Lichtungen, die unsere Pferde besonders mögen…  Zur Kaffeezeit in Selm steuern wir das Stadtzentrum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten an. Im dortigen Supermarkt mit Bäckerei holen wir Möhren für unsere Vierbeiner und Kaffee und Kuchen für uns. So sitzen wir nun mitten auf einem Parkplatz und lassen es uns im Schatten gut gehen, während erstaunte Kunden mit ihren Einkaufswagen fast gegen eine Laterne fahren, weil sie die Augen nicht von uns wenden können.  Kurz vor unserer nächsten Übernachtungsstation treffen wir auf einige andere Wanderreiter, die das gleiche Ziel und dasselbe Quartier für die nächste Nacht haben – es sind alte Bekannte von Ropi. In Rönhagen angekommen, werden wir gemeinsam mit ca. 25 weiteren Wanderreitern, die auch nach Reken wollen, freundlich vom Bürgermeister empfangen und erhalten alle einen kleinen Olfen-Esel.

28.8.2013, Olfen – Merfeld
Unsere vorletzte Etappe führt uns an den Halterner Seen vorbei in die Uphuser Mark Richtung Silbersee. Ziel ist eine Bauerschaft in der Nähe von Merfeld. Die wunderschöne Landschaft mit den kühlen Wäldern erleichtert uns das Vorankommen. Ganz in der Nähe der Dülmener Wildpferdebahn übernachten wir auf dem Islandgestüt Borgarstadur. Auch hier werden wir herzlich von einer Bande Mädels begrüßt. Während wir unsere Pferde versorgen, schauen wir den Ferienkindern bei der Generalprobe für die Quadrille am nächsten Tag zu. Alte Erinnerungen an eigene erste Reiterferien auf einem Ponyhof schleichen sich in unsere Gedanken. Abends sitzen wir noch lange mit den Mädels zusammen und erzählen uns spannende Pferdegeschichten.

29.8.2013, Merfeld – Reken
Das Ende unserer Reise rückt immer näher. Ein kurzer gemütlicher Ritt von ca. 3 Stunden führt uns zu unserem Ziel, dem Reitzentrum Reken. Dort angekommen werden wir auf dem Platz von Hans-Peter Hartmann begrüßt. Wir überreichen unsere Charta mit allen unterwegs gesammelten Unterschriften und erzählen einiges von unserer Reise.

30.8. – 1.9.2013, Reken
Wir genießen die Feier zum 40-jährigen Jubiläum der VFD und treffen auch hier auf alte Bekannte.

So endet unsere spannende Reise vom Sauerland ins Münsterland. Wir möchten uns auf diesem Weg bei all den netten Menschen bedanken, die sich Zeit für uns genommen und uns bei unserem Ritt unterstützt haben. Nun stecken wir schon wieder mitten in den Planungen für unseren nächsten Wanderritt im kommenden Sommer 2014 zur 20. Eurocheval in Offenburg. Auf dass wir uns dort alle wiedersehen. Bis dahin einen allzeit guten Ritt.

Eure SauerlandReiter

Bericht und FotosDSC 0024von Susanne und Miriam Schürholz.

Werbung