Zwischen 10:00 und 16:00 führt Udo Weiß seine Trocknungsanlage allen Interessierten vor.
Firma Heuboy hat seinen Sitz im Rethwischer Weg / Ecke Wilkendiek, 24211 Rastorf, Ortsteil Wildenhorst.
Die Heutrocknungs-Anlage wurde in diesem Jahr in Betrieb genommen. Sie ist die erste solcher Anlagen in Schleswig-Holstein. Wenn die Anlage komplett ausgebaut ist, soll Heu von ca. 120 ha pro Schnitt mit Hilfe der erneuerbaren Energien erzeugt werden.
Über die Funktionsweise und die Qualität kann man sich am Tag der offenen Tür informieren.
Und so funktioniert die Heutrocknung:
Das Copyright des folgenden Artikels und der Fotos liegt bei Carin Weiß und horseWoMan. Artikel und Fotos wurde uns mit freundlicher Genehmigung von Carin Weiß zur Verfügung gestellt – Danke!
Erstklassiges Heu auch bei holsteinischem Wetter ernten
Moderne Heutrocknungs-Verfahren mit Kältetechnik jetzt auch in Schleswig-Holstein
Heu ist das beste Pferdefutter überhaupt – wenn es von guter Qualität ist. Norddeutsche Wetterverhältnisse gestalten die Heuernte aber oft schwierig, daher sind mangelnde Heuqualität und überwiegende Fütterung von Silage/Heulage hierzulande üblich. Husten und Kotwasser sind die häufigsten Probleme, die dadurch entstehen. Pferdewirtschaftsmeisterin Carin Weiß vom Shagya-Araber Gestüt Mühlen und ihr Mann, der Unternehmer und Landwirt Udo Weiß, haben daher nach Möglichkeiten gesucht, qualitativ hochwertiges Heu für ihre Pferde zu produzieren.Heuernte mit dem Silowagen ohne Schneidwerk und Dosierwalzen - schonende Ernte- und Trockungsverfahren garantieren Heu von bisher in Schleswig-Holstein kaum erreichter Qualität
Bevor die Silagetechnik sich entfaltete, gab es in Schleswig-Holstein bereits Erfahrungen mit Unterdach-Heutrocknungsanlagen, die mit Lüftern kalte oder angewärmte Luft durch das Heu bliesen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in Norddeutschland war das Verfahren aber aufwendig (viel Heizenergie!) oder nur begrenzt erfolgreich. In Österreich hat sich die Technik von Trocknungsanlagen weiterentwickelt, da es ein „Heumilchprogramm“ gibt, bei dem Bauern höhere Milchpreise für Milch von Kühen erzielen, wenn diese nur mit Heu und Gras, aber ohne Silage gefüttert werden. „Heumilch“ wird für die Produktion von Käse benötigt und ist auch für viele Menschen verträglich, die sonst allergisch auf Kuhmilch reagieren. Dadurch gibt es dort verschiedene Anbieter von Trocknungsanlagen mit modernen Technologien.
Im Jahr 2011 ergab sich die Möglichkeit, den ehemals als Milchviebetrieb geführten elterlichen Hof von Udos Bruder in Wildenhorst zu übernehmen. So entstand die Idee, eine große Trocknungsanlage zu bauen und Heu nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für den Verkauf zu produzieren.
Die Firma Heutrocknung SR, die in Österreich und Bayern bereits größere Anlagen installiert hat, plante für 2012 die Expansion in den Norden und so wurde für die Heuwirtschaft in Wildenhorst die erste Heutrocknungsanlage mit Kapazitäten von bis zu 40 ha gleichzeitig zu trocknendem Heu gebaut. Um die Schlagkraft für solche Mengen zu haben, wurde eine sogenannte Lose-Heu-Trocknung gewählt. Dabei wird das Heu nach dem Vortrocknen auf dem Feld mit Ladewagen geborgen und in die Heuhalle gebracht, wo es mit dem Kran in die Heuboxen auf Gitterroste gelegt wird.
Die Trocknung erfolgt mit entfeuchteter Luft, die mit riesigen Lüftern von unten in den Heustock geblasen wird. Dabei kann angewärmte Luft (bei Sonnenschein) unter dem Blechdach der Halle abgesaugt werden (Dachabsaugung) oder die aufsteigende Luft über dem Heustock (Umlauftverfahren) dem Entfeuchter zugefügt werden. Um der zugeführten Luft die Feuchtigkeit zu entziehen, wird diese abgekühlt (Kühlschrank-Prinzip) und die anfallende Feuchtigkeit in Schläuchen abgeführt. Die Dachabsaugung nutzt bei gutem Wetter die Sonnenenergie für die kostengünstige Trocknung. Nachts und bei schlechtem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit erhält das Umluftverfahren das erhöhte Temperaturniveau in der Halle und ermöglicht so die fortgesetzte Trocknung trotz widriger Wetterverhältnisse.
Schematische Darstellung der Lose-Heu-Trocknung in der Heu-Halle: die entfeuchtete, angewärmte Luft wird von unten durch den Heustock geblasen und nimmt die Feuchtigkeit aus dem Heu auf. Bei Sonnenschein wird warme Luft unter dem Dach abgesaugt, entfeuchtet und energiesparend durch das Heu geblasen. Nachts und bei schlechtem Wetter wird auf Umluftverfahren umgestellt.
Die beim Abkühlen gewonnene Wärme wird der trockenen Luft vor dem Einblasen in das Heu wieder zugeführt, so dass diese ca 5 – 10°C wärmer ist als die Ausgangsluft. Die in das Heu eingeblasene Luft weist dann Temperaturen von ca. 25 - 40° C bei Feuchtigkeitsgehalten von 15 – 30 % auf. Diese trockene, mäßig warme Luft hat ein sehr hohes Aufnahmevermögen für Feuchtigkeit und nimmt daher die Restfeuchtigkeit des Heus sehr schnell auf. Durch die hohe Luftumsatzrate der großen Lüfter wird daher bei moderaten Temperaturen das Heu sehr zügig getrocknet, bevor es überhaupt anfangen kann, sich zu erwärmen. Dieses Verfahren gewährleistet, dass das Heu nicht über die magische Grenze von 40° C erwärmt wird.
Bei Temperaturen über 40°C werden die ätherischen Öle zerstört, die für den typischen Wohlgeruch guten Heus verantwortlich sind. In der Nachschwitzphase werden bei konventioneller Heuernte oft Temperaturen von 50°C und mehr erreicht. Vitamine und Aminosäuren werden dabei zerstört oder umgewandelt und Schimmelpilze können sich bei Wärme und Feuchtigkeit schlagartig vermehren, was sich dann später in muffigem Geruch und staubiger Beschaffenheit bemerkbar macht.
Die äußerst zügige Trocknung mittels Luftentfeuchter bei moderaten Temperaturen entzieht den Keimen und Pilzen jedoch schnell die Nahrungs- und Lebensgrundlage, so dass sie sich kaum vermehren können.
Die Vermeidung von Pilzbefall beginnt jedoch bereits auf dem Feld, wenn es gilt den optimalen Schnittzeitpunkt zu finden. Je älter und damit höher und dichter das Gras auf dem Feld steht, desto besser können sich die natürlich im Boden befindlichen Pilze auf dem Gras vermehren. Für Pferde strebt man aber einen eher späten Schnittzeitpunkt an, um genügend Struktur im Heu zu haben. Des weiteren lässt sich älteres Gras schneller trocknen, da im Laufe der Pflanzenentwicklung die Halme bereits vor dem Schneiden etwas verholzen und weniger Pflanzensaft enthalten. Für die Boden-Trocknung in wenigen Schönwettertagen war das stets ein wesentlicher Vorteil. Die schnelle Unterdach-Trocknung ist darauf nicht angewiesen, sondern kann auch frischeres, noch nicht so stark mit Pilzen belastetes Gras schnell und umfassend trocknen.
Auch die Umwandlung von Vitaminen und Aminosäuren wird durch den schnellen Feuchtigkeitsentzug und die moderaten Temperaturen gebremst, so dass das bekannte Nachschwitzen nur abgeschwächt und verkürzt stattfindet. An die intensive Trocknung nach dem Einfahren schließt sich eine Nachtrocknungsphase von ca. 10 – 14 Tagen an, in der das Heu täglich für ca. eine Stunde belüftet wird. Diese Phase ist abschlossen, wenn die Luft beim Durchströmen durch das Heu keine Feuchtigkeit mehr aufnimmt. Für die Steuerung der Anlage wird an verschiedenen Stellen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit ständig gemessen, so dass der Unterschied zwischen eingeblasener und austretender Luft leicht festgestellt werden kann.
Nach dem Abschluß der Nachtrocknungsphase kann das Heu in Ballen gepresst werden, ohne dass die Gefahr der Erwärmung und des Nachschwitzens besteht. Diese Ballen können daher sehr fest gepresst werden, so dass das Transportvolumen möglichst gering ausfällt, ohne dass das Heu dadurch Schaden nimmt. Im Gegenteil, in diesen festen Ballen ist das Heu weniger der Umgebungsluft ausgesetzt, von der es wieder Feuchtigkeit annehmen kann.
Die Qualität des Heus wird auch entscheidend vom Ausgangsmaterial auf dem Feld geprägt. Der Heubetrieb in Wildenhorst verfügt über viele verschiedene, zum Teil mit genetisch alten Grassorten bewachsenen Wiesen und Weiden, die weit abgelegen sind von stark befahrenen Strassen. Durch ausgewogene Düngung werden die wertvollen Gräser und Kräuter gefördert. Bereits beim Mähen wird mit einem speziellen Aufbereiter, der die Wachsschicht des Grases aufrauht ohne die Halme zu knicken, die besonders zügige Trocknung des Heus begonnen. Der Trocknungsvorgang beginnt daher direkt nach dem Mähen sehr intensiv und ein Wendevorgang kann entfallen. Jeder Zettvorgang führt zu sogenannten Bröckelverlusten. Dabei brechen besonders die zarten Blattspitzen der Pflanzen ab und bleiben auf dem Feld. Je trockener das Material wird, desto größer die Gefahr der Bröckelverluste. Nach nur wenigen Trocknungstagen kann das halbfeuchte Heu ohne große Bröckelverluste mit Ladewagen in die Trocknungsanlage eingefahren werden. Dabei werden Ladewagen ohne Messer und mit Förderschwingen eingesetzt, um das Gras zu schonen.
Wenn die Ballen später geöffnet werden, fällt ein Teil dieser leicht zerbrechlichen Pflanzenteile, die bei konventioneller Heuproduktion als Bröckelverlust auf dem Feld bleiben, aus den Ballen. Ein großer Teil bleibt jedoch im Heu erhalten – es sind die besonders schmackhaften und nahrhaften Blattanteile des Gras, die auch für die frische grüne Farbe und das besondere Aroma verantwortlich sind.
Die Heuhalle in Wildenhorst umfasst 2 große (ca 180 m² Grundfläche) und 2 kleine (90 m²) Heuboxen, die jeweils bis zu 7 m hoch mit dem Kran befülltwerden können und von unten belüftet werden. Foto: Carin Weiß 2012
Im Shagya-Araber Gestüt in Mühlen wird bereits Heu aus Wildenhorst verfüttert. Die Pferde fressen es sehr gern und auch staubempfindliche Pferde haben bisher nicht mit Husten darauf reagiert. Dort freut man sich auf einen Winter ohne Silage und Kotwasser-Probleme, dafür mit aromatisch duftendem Heu!
Am 6. Oktober öffnet die Heuwirtschaft Wildenhorst ihre Türen und Udo Weiß wird die Trocknungsanlage allen Interessierten zeigen und erläutern. Natürlich kann man dann auch das Aroma-Heu sehen, riechen, anfassen und erwerben. Weitere Informationen im web unter www. heuboy. de oder telefonisch bei Hauke Funck unter 04342 76 14 119.