Puhh, was habe ich mir damit angetan, diesen Kurs so auszuschreiben.
Die Lokation war schnell gefunden, auf dem Ferienhof Cohrs in Volkwardingen sind wir immer gerne gesehen.
Ausbilder – hier wollte ich natürlich nur den besten für uns – Birgit Bork war schnell Feuer und Flamme und sagte zu.
Das Schwierigste war das Finden eines Prüfers, da dieser Lehrgang noch nie ausgeführt, also auch noch nicht geprüft worden ist.
Nach langem Suchen und Bitten erklärte sich Heike Kocherscheidt-Riemann aus dem Ammerland bereit, uns zu prüfen. Heikes Baby ist u.a. die Zirkuslektionen und Bodenarbeit, also auch genau die Richtige für diese Prüfung.
Die Erstellung der Ausschreibung war schon eine Doktorarbeit, bis diese nun endlich genehmigt wurde. Die Anmeldungen trudelten ein, der Kurs konnte nach vielen Telefonaten und Mails stattfinden.
Freitag:
juhu, es geht los. Mein Pferd Atrouk ging geduldig auf den Anhänger. In Schülern sammelten wir Esther mit ihrem Isi und Gepäck ein.
Auf dem Hof Cohrs angekommen, brachten wir unsere Pferde auf die Weide
und checkten ein. Ja, wir wollten das ganze Wochenende nur mit Gleichgesinnten und Pferden verbringen!!!
15.00 Uhr: Alle Teilnehmer saßen parat und warteten auf die Kursleiterin, die leider im Urlaubsstau auf der Autobahn steckte. Nach etwas Verspätung lernten wir bis spät in den Abend Theorie bis uns die Köpfe rauchten.
Spät ging es dann zu Bett. Esther und ich teilten uns ein Zimmer, welches die Fenster Richtung Weiden hatte. Um 04.30 Uhr wachte ich von beschlagenem Hufgetrappel vor unserem Fenster auf. Meine Vermutung war richtig, es war ein beschlagenes Pferd ausgebrochen.
Wir im Nachthemd, aber mit Sicherheitsschuhen raus. Und tatsächlich, dort stand ein Pferd außerhalb der Weide bei anderen, ihm fremden Pferden.
Die quietschten und vergnügten sich dort. Da konnten wir gleich das Erlernte für ein unkontrollierbares Pferd anbringen. Wir haben uns gepflegt aus seinem Fluchtweg gehalten und haben es in die nächste freie Weide getrieben und dort eingesperrt. So konnten sich die Pferde über den Zaun gegenseitig vergnügen und beruhigen.
Samstag:
Früh morgens, schnell raus aus dem Bett und unsere Pferde von der Weide in den Stall geholt. Das „Ausbrecherpferd“ stand noch immer sicher hinter dem Zaun. Paula vom Hof stand dort und wunderte sich über dieses Pferd. Schnell wurde sie aufgeklärt und das Pferd wieder hinter den richtigen Zaun gebracht.
So, nun konnte ich mich wieder auf unseren Kurs konzentrieren. Nach der Theorie ging es erst einmal für Trockenübungen in die Reitbahn. Auf großen Bällen und Softigeln übten wir an unserem Körpergefühl und Atmung.
Und das richtige Zentrieren und Erden.
Dann konnte ich endlich das Erlernte mit Atrouk üben. Ist nicht so einfach, ein Tablett tragen, wie auf dem Catwalk laufen, ach ja, ein Pferd hängt da ja auch noch dran. Dann die Fußspitzen in die Walkrichtung drehen. Das Pferd mit der Vorwärtsneigung des Oberkörpers zum Bewegen zu animieren (drauf achten, das hinten zuerst beginnt!), mit meiner geraden Haltung im gleichen Tempo zu behalten und beim Oberkörper zurück anzuhalten. Ich war vollkommen überfordert, mein Pferd schaute mich immer kritisch und zweifelnd an.
Also noch mal, Tablett hoch und arschwackelnd durch die Halle catwalken. Geschwindigkeit aufnehmen, diese halten und anhalten.
Oh, geht doch. Um diesen dann noch die Krone aufzusetzen, das Ganze mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. Sprich Dauergrinsen.
Puh, also das klappt schon mal alles ganz gut. Auch Atrouk ist mit mir zufrieden und kaut erst einmal genussvoll ab.
Dann die Wendungen um Pylone (bei Pylonen passiert immer etwas, also erst einmal abwarten).
Dafür ist die Kleeblattübung besonders geeignet.
Hinter-, Vorderhandwendungen und Rückwärtsrichten wurden geübt.
Und dann die Frage von Birgit, wie wir denn das Rückwärtsrichten durch das L finden würden. Meine Antwort: Dieses halte ich für eine sehr schwierige Aufgabe (Chaka, Punkt für mich) die ich noch nicht kann.
Vorwärts rein und rückwärts raus liegt uns besser.
Auch an diesem Samstag haben wir bis spät abends Theorie gepaukt.
Sonntag:
man, warum tue ich mir das an. Mir ist kotzübel, wenn ich an die Prüfung denke. Kann man nicht einfach nur nen netten Lehrgang machen, ohne Druck? Ja, kann man, muss man aber nicht. Aber ich mache es!!
Also wieder in die Halle und das Erlernte noch einmal durchgehen. Lief sehr gut. Also habe ich sofort aufgehört. Danach wieder Theorie. Mein Kopf ist schon so voll, dass ich nur denke: Los, Prüfung, ich kann nicht mehr!
Nach einem entspannten (nicht für uns als Teilnehmer) Mittagessen ging es dann los. Unsere Prüferin Heike und ihre Assistentin Eva hatten für uns einen Fragebogen mit 15 Fragen rund um den Kursinhalt erarbeitet und wir füllten diesen aus. Danach ging es in die Halle, wo jeder seine Aufgaben zeigen mussten. Nebenbei wurde mein erlerntes „Fachwissen“ (grins, habe ich) noch einmal abgerufen. Positiv gestimmt verließen Atrouk und ich die Halle. Wir beide hatte ein gutes Gefühl, mir war auch nicht mehr übel, und Atrouk ließ entspannt den Kopf hängen.
Da habe ich gedacht, geschafft. Ne, Pustekuchen, dat ging noch weiter. Beim Kaffeetrinken wurden wir weitergeprüft. Und was soll ich sagen, wir haben alle bestanden!!
Freu, Freu, Freu…………. Atrouk wurde gekuschelt und geknutscht.
Fazit: Es war ein unwahrscheinlich harter, anspruchsvoller, aber sehr intensiver Lehrgang, der mir alles abverlangt hat. Es war ein Lehrgang der gespickt war mit Informationen und Tipps rund um das Thema Bodenarbeit aber auch alles um das Pferd herum. Ich habe diese 3 Tage aber auch genossen, um alle diese Informationen aufzusaugen wie ein Schwamm.
Bedanken möchte ich mich bei Birgit Bork, die uns beide so super und toll ausgebildet und für die Prüfung vorbereitet hat. Auch möchten wir uns bei unseren Prüfern bedanken, die uns sehr korrekt und so freundlich und nett geprüft haben. Und natürlich bei Marianne Cohrs und ihrem Team, die uns wieder so toll bewirtet haben und für uns wieder alles machbar gemacht haben.
Ich freue mich auf unser nächstes Pilotprojekt "Longieren 1" im November, zu dem demnächst die Ausschreibung im Netz steht. Die ersten Teilnehmer stehen schon in den Startlöchern, um wieder diesen Kick (würg) zu haben.
Vielen lieben Dank für die tollen Tage sagen
Heike mit Atrouk