Der Tierarzt Thorsten Hohmann erzählte am 19. März 2015 einen Vortrag zum Thema Zahngesundheit beim Pferd.

 

Der Vortrag fand im Cafe Himmelhoch statt und lockte viele interessierte Pferdehalter an. Leider ist das Thema Pferdezähne immer noch zu selten im Gespräch. Viele Pferdebesitzer machen sich kaum Gedanken um das Pferdegebiss.

 

Zu Beginn gab es einen Exkurs in die Anatomie des Pferdegebisses, speziell:

Über die Anzahl der Zähne im Pferdemaul:

Das Pferd hat pro Kieferhälfte 3 Schneidezähne, evtl. einen Hakenzahn (auch Eckzahn genannt), evtl. einen Wolfszahn, 3 Vorbackenzähne (Prämolaren) und 3 Backenzähne (Molaren). Jeweils im Ober- und Unterkiefer. Damit kommen Pferde auf
12 Schneidezähne, 12 Torbackenzähne und 12 Backenzähne.

 

Die Hakenzähne, auch Hengstzähne genannt sind nicht bei jedem Pferd vorhanden.
Dem Namen zum Trotze können sie auch bei Stuten vorkommen.

Die Wolfszähne sind auch nicht bei jedem Pferd vorhanden. Sie haben keinen besonderen Nutzen und liegen dort, wo das Trensengebiss liegt. Es ist möglich, dass sie nur im Oberkiefer vorkommen. Ist der Wolfszahn jedoch etwas schief oder mit Haken gewachsen, kann es in Ausnahmefällen zu Problemen beim Trensen machen.

Der Unterkiefer ist schmaler als der Oberkiefer, damit das Pferd besser das Rauhfutter zermahlen kann.

 

Zahnaufbau:

Außen Zement, sehr harter Zahnschmelz,Dentin, Zahnpulpa; schmelzhaltige Zähne, raue wellenförmige Oberfläche zum Mahlen.

aufbau ZahnFoto: www. barhuf.info

 

Somit haben Pferdezähne einen anderen Aufbau und einen anderen Nutzen als z.B. menschliche Zähne.

Während der Mensch zum Kauen die Kiefer öffnet und schließt, bleiben die Pferdekiefer geschlossen und mahle

n von rechts nach links. Auf diese Art und Weise kann das strukturreiche und faserige Futter bestmöglich für die
Weiterverarbeitung im Magen aufgeschlossen werden.

Pferdezähne sind dafür ausgelegt und daher wachsen sie stets nach.

 

Zahnwachstum: Die Pferdezähne wachsen bis die Pferde ca. 7 - 9-jährig sind.
Anschließend werden sie nur noch nachgeschoben und das ca. 4mm pro Jahr. Bei alten Pferden ist irgendwann der Zahn „aufgebraucht“ und fällt aus.

Zahnfach2Foto: www. barhuf.info

Damit die Zähne gleichmäßig und möglichst problemlos abnutzen, ist es wichtig, dass Pferde ausreichend Raufutter erhalten. Nur faserreiches Raufutter bietet den Pferdezähnen die optimale Kautätigkeit. Bei Kraftfutter oder Heucops sind es z.B. nur ca. 50%


Zahnwechsel: Milchzähne bei Schneide- und den ersten 3 Backenzähnen. Der Wechsel von den Milchzähnen zum erwachsenen Gebiss ist im Alter von 5 Jahre etwa abgeschlossen.

Zahnprobleme:

-Zahnhaken bilden sich immer im Oberkiefer an den Außenseiten und im Unterkiefer an den Innenseiten.

HakenFoto: www. hufschmied-hufbeschlag.de

-Über- Unterbiss (Rampenbildung)

-Wolfszähne sind nur ein Problem, wenn das Pferd mit Gebiss geritten wird. Dannkann das Gebiss drücken und  verursacht Schmerzen, die sich z.B. mit Kopfschiefhaltung oder auch  Kopfhochreißen äußern kann. 

-Einbiss im Alter von 7 - 9 Jahren normal

-Zahnstein

-EOTRH (Zahnauflösung)

 

Zahnprobleme erkennen: Die Pferde, die Probleme mit den Zähnen haben, zeigen dies mit Abmagerung, Futterverlust beim Fressen (Wickel, Röllchen), Kopfschütteln, fauliger Geruch, vermehrtes Speicheln, Widerstand beim Auftrensen, Blutspuren usw.

Maßnahmen zur Gesunderhaltung: Man sollte immer für eine optimierte Fütterung sorgen.

-> langfaseriges Raufuttter, entweder zur freien Verfügung oder mehrmals täglich. 2x täglich reicht nicht!

-> wenig Kraftfutter, da es kaum Kaubewegung auslöst und viel zu schnell aufgefressen ist.

-> regelmäßige Zahnkontrolle durch einen Speziallisten

Einfluss auf die Rittigkeit:

Es mag überraschen, was mit Zahnproblemen alles zusammen hängen kann:

Durch den nicht mehr korrekten Biss kann es zu Balanceproblemen kommen, die muskuläre Verspannungen und Lahmheit nach sich ziehen. Das Pferd mag sich nicht mehr an das Gebiss heranstellen und gymnastizierendes Arbeiten wird erschwert. Es kann auch passieren, dass das Pferd mit dem Kopf schlägt, ihn hochreißt, schräg/ zu hoch/ zu tief hält.
Gangartenwechsel werden verweigert, der Kopf wirkt steif oder wie an den Schultern festgebunden. Der Rücken ist fest und zieht weitere muskuläre Verspannungen nach sich.

Bei einer zu enger/ falscher Verschnallung des Nasen und Sperriemens erfolgt keine Kautätigkeit, das Pferd verspannt.

 

Hinweis: Einmal jährlich sollte eine Zahnkontrolle erfolgen - auch bei jungen Pferden und Fohlen damit sowas vermieden wird:

Katastrophe

Foto: www. hufschmied-hufbeschlag.de

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