Alternativen zu Schlangenlinien, Zirkel und Co. Wenn ein Training wie das andere ist und Eintönigkeit die Arbeit bestimmt, können Pferd und Reiter leicht Lust und Motivation verlieren. Logisch, dass dann auch Fortschritte auf der Strecke bleiben.
Wir Freizeitreiter sind sicher auch ambitioniert, haben aber nicht den Start bei der nächsten Deutsche Meisterschaft zum Ziel. Für uns steht die Freude bei der Beschäftigung mit unseren Pferden im Vordergrund. Also, warum nicht mal ein Bisschen Abwechslung und Spaß in den Reit-Alltag bringen?
Neben Ausreiten ist Longieren wohl die bekannteste Alternative zum Reiten. Es können Übergänge zwischen Gangarten und Tempi erarbeitet sowie die Kondition des Pferdes verbessert werden. Als Arbeitseinheit macht das Longieren nur Sinn, wenn es systematisch aufgebaut ist. Das Pferd sollte dazu korrekt ausgebunden sein und über den Rücken gehen, um die Hilfen annehmen zu können. Man sollte nicht länger als 30 Minuten longieren und währenddessen öfter einen Handwechsel vornehmen.
Springen ist nicht jedermanns (oder jedes Pferdes) Sache. Aber die Integration von ein paar Cavaletti-Stangen in die Dressurarbeit ist eine sinnvolle Abwechslung. Das Traben über Stangen fördert Aufmerksamkeit, Beweglichkeit, Rückentätigkeit und Losgelassenheit. Achtet darauf, dass die Stangen in den für die Gangart und Euer Pferd richtigen Abständen liegen. Die Anordnung auf einem Kreisbogen ist die Variante für die Fortgeschritteneren.
Das tägliche Reiten kann z.B. durch das Aufstellen von Gegenständen aller Art (natürlich ohne Verletzungsgefahr) in der Bahn interessanter gemacht werden. Nach Absprache mit den anderen Reitern können Regentonnen, Pylonen, Bodenplanen, Stangen, Strohballen, Säcke, gespanntes Flatterband usw. in Form eines Parcours aufgebaut werden. Hier ist Kreativität gefragt. Wendigkeit, Reaktion und das Annehmen der Reiterhilfen können geübt und verbessert, aber auch „normale“ Dressur-Lektionen zwischendrin eingebaut werden. Allein schon durch die Anwesenheit dieser sonst nicht vorhandenen Dinge muss sich das Pferd mehr konzentrieren. Kennt das Pferd diese Gegenstände noch nicht, tut man gleichzeitig was für die Vertrauensbildung. Durch so einen Parcours kann das Pferd natürlich auch geführt werden.
Verlegt das Training ab und zu auch an einen anderen Ort. Lektionen und Figuren lassen sich genauso im Gelände, auf der Wiese oder dem Paddock üben. Es erfordert viel Konzentration, ohne Reitbahn-Begrenzung und Bahnpunkte zur Orientierung korrekte Figuren zu reiten. Damit dies gelingt, ist das korrekte Zusammenspiel der Reiterhilfen sehr wichtig. Durch die fehlende Bande muss sich der Reiter besonders auf die oft vernachlässigten aber so wichtigen äußeren Hilfen konzentrieren.
Reiten ohne Sattel schult das Gleichgewicht und den Sitz des Reiters nah am Pferd sowie die Hilfengebung. Besonders die Gewichtshilfen können so prima geübt werden. Der „Wohlfühl-Faktor“ des Reiters auf dem blanken Pferderücken hängt allerdings sehr von dessen Rücken-/Widerrist-Beschaffenheit ab.
Die Beliebtheit von Bodenarbeit nimmt immer mehr zu – und sie ist sehr wertvoll. Mit Entwicklung der Wort-Sprache haben wir Menschen unsere Körpersprache leider stark vernachlässigt und setzen sie allzu selten bewusst ein. Aber auch unbewusste Signale deutet das Pferd als Körpersprache. Sie ist Haupt-Kommunikationsmittel in der Herde. Es geht gar nicht darum, Übungen von Monty Roberts, Pat Parelli und Co. nachzueifern. Findet einfach mal heraus, auf welche körpersprachlichen Signale Euer Pferd reagiert – und wie. Als Vorübung kann die Beobachtung einer Gruppe Pferde auf Weide oder Paddock dienen. In einem Roundpen oder kleinen eingezäunten Areal übt es sich am besten. Lasst das Pferd frei laufen, bewegt euch auf unterschiedliche Körperpartien des Pferdes zu und achtet auf die Reaktionen. Was passiert, wenn ihr vor eurem Pferd her geht und Richtung oder Tempo ändert? Folgt es euch, seid ihr als „Leittier“ anerkannt. Eine gute Maßnahme für die Partnerschaft Mensch-Pferd.
An der Hand können auch Dressurlektionen wie Rückwärtsrichten, Schenkel weichen, Vorhandwendung etc erarbeitet werden. Das setzt allerdings das Wissen voraus, wie und wo man welche taktilen Hilfen geben muss.
Das Einüben von zirzensischen Lektionen wie dem Kompliment macht auch viel Spaß. Wie bei der Arbeit an der Hand muss man sich hierfür im Vorfeld ein wenig mit dem Thema und der Art der Hilfengebung beschäftigen.
Auch Spaziergänge mit dem Pferd bieten eine schöne Abwechslung – und halten euch im Winter warm. Aus Sicherheits- und versicherungstechnischen Gründen ist es empfehlenswert, beim Führen außerhalb des Stall-Areals eine Trense aufzuziehen. Macht euch vor dem ersten Spaziergang schlau, welche Wege ihr nach dem NRW-Reitrecht (http://www.vfd-verband.de/verband/nordrhein-westfalen/index.php?was=Reitrecht) benutzen dürft.
Natürlich gibt es noch viel mehr Alternativen, wenn man mal nicht reiten kann oder möchte. Ein paar Anregungen habe ich euch hier gegeben – und sicher fallen euch in der Stallgemeinschaft noch mehr ein. Viel Spaß dabei!
Weitere Informationen zu Michaela Maluche und ihren Aktivitäten gibt es unter http://www.pferdebesitzer.info und http://www.reiterseminare.info
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