Das Quartier auf dem Wanderritt ist erreicht, das Pferd wird in den wohlverdienten Feierabend auf die Weide oder in den Paddock entlassen – und jedes Mal die Frage: Lass ich das Halfter über Nacht drauf oder nehme ich es lieber runter?
Einerseits kann es gefährlich sein, das Pferd mit Halfter laufen zu lassen. Es könnte irgendwo hängen bleiben oder sich beim genüsslichen Kratzen mit dem Hinterhuf im Halfter verfangen – nicht auszudenken, was dann alles passieren kann!
Andererseits befinde ich mich in fremder Umgebung, das Pferd könnte ausbrechen, der Sicherheitsgedanke geht vor, da wäre für den Fall der Fälle ein Halfter hilfreich……
Christine Garbers auf einem Wanderritt
Im Internet gibt es Anbieter, die Halfter mit Klettverschluss anbieten. Diese Halfter haben keine Schnallen, sondern sind stattdessen mit ein oder zwei Klettverschlüssen am Nasen- und/oder Genickriemen zu verstellen bzw. zu öffnen. Es gibt auch Halfter mit dehnbarem Material, die sich bei Zug soweit dehnen sollen, das sich das Pferd selbst befreien kann.
Aber ist es sinnvoll, auf Wanderritten solch ein Halfter für die Nächte in fremder Umgebung mitzunehmen? Noch ein zusätzliches Stück, das mitgeschleppt werden soll? Zum regulären Anbinden oder Führen sind diese Halfter ganz sicher nicht geeignet, denn viele Pferde lernen recht schnell, sich durch einen gezielten Ruck davon zu befreien.
Das andere Ende der Halftervariationen sind Knotenhalfter. Eigentlich eine feine Sache, denn sie erlauben eine sehr differenzierte Kommunikation mit dem Reittier. Aber sie sind absolut nicht zum Anbinden geeignet! Man sieht es immer wieder! Aber Knotenhalfter haben keinerlei Sollbruchstellen und können übelste Verletzungen verursachen. Sie sind somit reine Arbeitshalfter, keine Anbindehalfter.
Bleibt also nur das ganz profane Halfter. Ob aus Leder, Nylon oder Biothane, ist Geschmackssache. Es muss passen – einmal zum Pferdekopf, zum anderen UNTER das verwendete Kopfstück. Für mehr Sicherheit sorgt bei manchem Anbieter die Verwendung von reflektierenden Materialien, was im Falle eines flüchtigen Pferdes bei Nacht auf jeden Fall sinnvoll ist.
Mein Pferd hat auf Wanderritten permanent ein gut passendes, nicht scheuerndes und reflektierendes Halfter an – tagsüber und auch nachts (nur nicht in einer Box, falls es mal darin übernachten muss). Damit kann ich das Pferd anbinden, führen und zur Not auch reiten. Das ist die beste Lösung – zumindest für mich.
Andere Wanderreiter schwören auf Halsriemen, die während des Rittes permanent am Pferd bleiben. Natürlich haben Halsriemen den Vorteil, das am Pferdekopf weniger Material ist – nämlich nur das Kopfstück. Aber auch ein Halsriemen muss sehr genau angepasst werden. Er muss so eng sitzen, das er nicht verrutschen kann, und darf aber auch nicht die Atmung oder die Bewegung beeinträchtigen. Er muss aus weichem, aber stabilem Material sein, und darf nicht scheuern. Ideal wäre ein reflektierendes, recht breites und evtl. gepolstertes sowie verstellbares Gurtband. Soll das Pferd am Halsriemen auch angebunden werden, muss es dies kennen und akzeptieren. Wie viele Pferde gibt es, die herumhampeln und sich Halsriemen samt Strick elegant um die Ohren wickeln…..Grundsätzlich aber sind Halsriemen nicht geeignet, ein Pferd anzubinden, sondern dienen nur zum Führen des Tieres!
Allerdings ist hierbei auch zu beachten: Das Führen (und Reiten oder Fahren) eines Pferdes im öffentlichen Straßenverkehr sollte tunlichst mit Gebiss erfolgen, und nicht nur mit Halfter oder Halsriemen. Dringend ist hier die Beschäftigung mit entsprechender Lektüre aus der Rechtsprechung (oder auf der VFDnet-Seite) zu empfehlen!
Wie auch immer man sich entscheidet, eine Idee ist auf jeden Fall gut:
Am permanent am Pferd bleibenden Halfter (oder eben Halsriemen) kann man eine kleine Blechmarke anbringen, ähnlich wie eine Hundemarke. Auf der Marke ist die eigene Handy-Nummer eingraviert, und schon kann das entlaufene und hoffentlich gesunde Pferd schnell wieder „gemeldet“ werden.
In VFD-Ausbildungskursen zum Gelände- und Wanderreiten (oder Fahren) wird gelehrt, das ein ganz normales, gut sitzendes Halfter die beste Lösung ist – und zwar in der Fremde ausnahmsweise auch nachts auf der Weide. Oder, wer sich absolut nicht mit dem Drauflassen eines Halfters anfreunden kann: Dann eben für die Übernachtungen einen Extra Halsriemen mitnehmen.