Die Ausrüstung zum Wanderreiten ist niemals perfekt, immer gibt es etwas zu optimieren. Ein ganz großes Thema ist dabei das Gewicht der Ausrüstung, denn niemand möchte seinem Pferd zu viel Gewicht zumuten. Dabei müssen häufig Kompromisse gefunden werden. Zum Beispiel wiegt ein guter Wanderreitsattel vielleicht etwas mehr, hat dafür aber eine größere Auflagefläche und verteilt das Gewicht besser.

Bei jedem Ausrüstungsteil sollte überlegt werden, ob man es wirklich benötigt. Alles, was zuhause bleibt, bedeutet Gewichtsersparnis.

Bei Dingen, die wirklich unterwegs benötigt werden und unverzichtbar sind, kann man durch einfache Maßnahmen immer noch ein paar Gramm sparen. Das hört sich zunächst einmal kleinlich und penibel an, bringt aber unterm Strich womöglich einige Kilo, die das Pferd nicht mehr schleppen muss.

Es gibt Wanderreiter, insbesondere weiblichen Geschlechts, die auch unterwegs einen gepflegten Eindruck machen wollen – das ist natürlich zu begrüßen. Ob es dann allerdings wirklich über-lebenswichtig ist, die große Shampooflasche plus Pflegespülung und komplettes Schminktäschchen dabei zu haben, kann angezweifelt werden. Bei allem, was im Kulturbeutel untergebracht wird, gilt: Nur die Menge einpacken, die für die Dauer des Rittes unbedingt benötigt wird! Typischerweise besteht also der Kulturbeutel eines Wanderreiters aus maximal 3 Minifläschchen (oder alte Fotodosen, wer sie noch hat....), die jeweils mit den notwendigen Mittelchen befüllt sind, sowie einer winzig kleinen Reisezahnbürste und einer kleinen Tube Zahnpasta – das reicht über viele Tage.

Manche Wanderreiter schwören auf ein Stück der guten alten Kernseife, die bei langhaarigen Reitern sicher nicht empfehlenswert ist. Fast perfekt ist dann aber die moderne Outdoorseife in einer kleinen Flasche, die dann noch den Vorteil hat, das man damit nicht nur sich selbst, sondern auch noch den begleitenden Vierbeiner und die gesamte Wäsche rein halten kann. Den versierten Wanderreiter erkennt man im Alltag übrigens auch daran, das er/sie permanent sämtliche erreichbaren Probepackungen und -tütchen an sich nimmt und in einer speziellen Schublade hortet.......

Der bei vielen Reitern beliebte Oilskinmantel mag gute Dienste leisten, bekommt aber zum Thema Gewicht eindeutig ein „Daumen runter“. Besser ist ein Regenschutz aus modernen und leichten Materialien, der auch klein zusammengefaltet werden kann. Gleiches gilt für einen evtl. notwendigen Regenschutz für Pferd und/oder Ausrüstung. Viel Spaß bei der Suche nach hierfür passenden Objekten! Ich habe nach jahrelanger Suche und Fehlinvestitionen letztendlich selbst einen Regenschutz entworfen und genäht....

Hochwertige Funktionsbekleidung ist leicht und trocknet schnell. Dünne Fleecepullover wärmen gut und sind einem Wollpullover vorzuziehen, da sie leichter sind und besser komprimiert werden können. Gute Wanderstiefel haben nun einmal ein gewisses Eigengewicht, hier sollte nicht am falschen Ende gespart werden, denn mit gutem Schuhwerk ist der halbe Wanderritt schon geschafft. Jeden Tag ein frisches Paar Socken ist unnötiger Luxus; lieber nur 2 oder 3 Paar und das getragene Paar abends schnell mal waschen. Für den Aufenthalt im Quartier nehmen viele Reiter gern ein Ersatzpaar Schuhe mit, auch hier sollte sehr genau auf das Gewicht geachtet werden. Bei mir haben sich die superleichten und seit einigen Jahren sehr modernen Gummischuhe einer bekannten Marke bewährt, die durchaus noch zum abendlichen Dorfrundgang ausreichen. Aber wirklich notwendig sind Ersatzschuhe nicht! Als Handtuch reicht entweder ein kleines Gästehandtuch, oder ein schnelltrocknendes Funktionstuch aus dem Outdoorbereich. Aus früheren Jahren kenne ich auch noch die Ansage: Tagsüber das Hemd von links tragen, abends im Gasthaus dann von rechts.....

Wer einen Schlafsack auf den Ritt mitnehmen muss, hat die Qual der Wahl. Inzwischen gibt es hochwertige Schlafsäcke unter 1 kg Gewicht, die für unsere Breitengrade absolut ausreichend sind und gut komprimiert werden können. Daunen mögen leicht sein und gut wärmen, aber aus tierschutzrechtlichen Überlegungen sollte man sich die Verwendung genau überlegen.

An Werkzeug sollte man ein Multifunktionstool griffbereit in einer kleinen Tasche am Gürtel haben. Meist reicht dieses Werkzeug schon für kleinere Reparaturen und z.T. sogar zum Abnehmen eines Eisens – das spart dann schon das Notfallbeschlagswerkzeug. Wer auf Beschlagswerkzeug nicht verzichten kann, sollte sich nach einem leichteren Kombiwerkzeug umschauen und statt einer Raspel 40er Korundschleifpapier nehmen. Das Ergebnis ist dann weniger als 500 g inkl. Nägel für das Set.
Das Putzzeug wird auf ein Mindestmaß reduziert: Putzhandschuh und Hufkratzer sowie ein kleiner Schwamm sind völlig ausreichend. Und selbst der Hufkratzer kann noch eingespart werden, wenn im Multitool irgendein genauso gut geeignetes Gerät integriert ist.

Möglichst viele Ausrüstungsteile sollten für eine Doppelfunktion geeignet sein. Z.B. sollten die Zügel so beschaffen sein, das sie bei einer Rast gleichzeitig zum Anbinden genutzt werden können (also mit Snaphaken versehen und aus entsprechend geeignetem Material) oder der Woilach, der tagsüber als Satteldecke dient, wird nachts als Unterlage für den Schlafsack genutzt. Selbst das Kopfstück kann zu Hause bleiben – stattdessen besser ein Wanderreithalfter nutzen, und zwar aus Nylon oder Biothane, da diese Materialien (pflege)leichter sind als Leder. Statt Ledersatteltaschen werden dann konsequenterweise Taschen aus Kunststoffmaterial, Baumwolle oder LKW-Plane verwendet.

Bei längeren Ritten ohne Trossfahrzeug kann man sich vorher an geplante Quartiere selbst Päckchen schicken und dann von dort wiederum Päckchen (z.B.mit Schmutzwäsche ) zu sich nach Hause schicken. Auf diese Weise kann auch das Kartenmaterial, das erst später benötigt wird, vordeponiert werden und muss nicht bereits im ersten Teil des Rittes mitgeschleppt werden.
Statt ein umfangreiches Reparaturset mit einzupacken, reichen einige Kabelbinder, ein Stück Schnur und ein wenig Knotenkunde.

Die Verpflegung für das Pferd steht unterwegs an geeigneten Pausenplätzen (Gras) oder kann – wenn es denn unbedingt nötig ist – mittels eines Falteimers bei Bauern oder Pferdeleuten auf dem Weg gekauft werden (Kraftfutter). Aber für die meisten Ritte hierzulande reicht eine zweimalige Kraftfuttergabe morgens und abends vollkommen aus, so das kein spezielles Futter mitgenommen werden muss. Ich habe noch nie erlebt, das ein Wanderreiter für sein Pferd Wasser mitgenommen hat, denn das bekommt man unterwegs fast überall (Tipp: Friedhof – aber nicht raufreiten!). Überall, wo es Wasser für die Pferde gibt, wird sich auch Wasser für die Reiter finden, also immer wieder die Wasserflasche auffüllen und nicht den gesamten Tagesbedarf mit schleppen. Bewährt haben sich zwei kleine Plastikflaschen mit je max. 0,5 l Inhalt, die im Gleichgewicht links und rechts in den Satteltaschen griffbereit deponiert werden. Daran denken: Abwechselnd aus den Flaschen trinken, damit das Gewicht annähernd gleich bleibt!

Sehr bequem und am meisten Gewichtsersparnis bringt natürlich ein Trossfahrzeug, das von lieben Freunden gesteuert wird, die vielleicht auch noch für eine Mittagsverpflegung unterwegs sorgen. Dann muss nur noch das Allernotwendigste inkl. einer kleinen 1. Hilfe Ausrüstung mitgenommen werden.

Wer es schafft, seine Ausrüstung für den Wanderritt auf max. 10 bis 15 kg – je nach Pferdetyp und Art des Rittes – zu begrenzen, hat schon gut geplant. Ich hatte auf einem meiner Wanderritte mal eine Reiterin dabei, die hat aus Sorge um ihr schon älteres Pony auf soviel verzichtet, das sie für einen 5-Tages-Ritt lediglich mit einer Bananentasche am Hinterzwiesel ihres Vielseitigkeitssattels ausgekommen ist – aber da haben wir auch in Gasthäusern übernachtet.....

Nur: Die raffiniertesten Vorschläge zur Einsparung von Gewicht auf Wanderritten nützen nichts, wenn der Reiter eine Grundregel außer Acht lässt - die Reduzierung des eigenen Gewichts.......da hilft nur: zu Fuß gehen! Das erfreut das Pferd und den Hausarzt!

Werbung