Vorweg: Es waren zwei spannende und informative Tage mit vielen neuen Kontakten für die VFD auf einer sehr gut organisierten Konferenz im Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL).
Am Vormittag des 13.3.2018 fand die Mitgliederversammlung von Deutschland zu Pferd e.V. (DzP) statt. Die VFD hat diesen Verein mitgegründet, ist dort im Präsidium vertreten und vertritt die Interessen der Kunden des Tourismus: Der Mitglieder der VFD. Neben den allgemeinen Aufgaben und Tagesordnungspunkten einer JHV gab es vor allem ein Thema, das die Versammlung beherrschte: Premium-Reitrouten und deren Definition. Diese Idee wurde als Qualitätssicherungsmaßnahme im Projekt rund um die Münsterlandreitroute vorgestellt. Diese Reitroute ist mit viel Geld und Werbung entwickelt worden. Viele Reiter als auch weite Teile der Bevölkerung denken, dass es sich dabei um echte Reitwege handelt. Das ist aber nur bei ganz wenigen Abschnitten der Fall - die meisten sind Kombi-Wege. Das dwif unterstützt bei diesem, nicht von allen Mitgliedern des DzP begrüßten, Projekt der Reitrouten. Das Projekt wird die Idee der Premium-Wege vom Wandern und Radfahren auf den Reittourismus übertragen, verkennt jedoch völlig die schwindende soziale Akzeptanz des Reitens in der Gesellschaft. Hier wird von vielen Mitgliedern die Gefahr der lokalen Verschlechterung und Einschränkung des Betretungsrechts für Reiter durch Einführung einer Premium-Reitroute befürchtet, da der nicht-reitende Anteil der Bevölkerung auf „diesen tollen Reitweg“ verweisen wird.
Beide bei DzP vertretenen Reitverbände haben sich bereits im Vorfeld deutlich gegen die bisherige Herangehensweise und Darstellung der Qualitätskriterien für diese Wege ausgesprochen.
Die anschließende Konferenz im AZL war nicht nur von Touristikern sehr gut besucht – auch die Politik und IHKs waren gut und interessiert vertreten. Eine sehr gute Gelegenheit für Christine Garbers und David Wewetzer, Kontakte für die VFD zu knüpfen, zu vertiefen und für die Anliegen der VFD zu werben. Die Informationen und Themenblöcke beinhalteten auch sehr detaillierte Ausführungen zum Thema Reiserecht – und die sich daraus ableitenden wichtigen Aufgaben für alle VFD-Landesverbände und selbstständige Untergliederungen, die bis zum 1. Juli 2018 umgesetzt sein müssen.
Die Premium-Reitrouten wurden auch auf der Konferenz von den Teilnehmern sehr kritisch und kontrovers diskutiert.
Die Reitrechtsituation um die Münsterlandroute sieht wie folgt aus:
Bis Ende 2017 hatten die Kreise Borken, Warendorf, Coesfeld, Steinfurt eine echte Freistellung (man durfte auf allen Wegen reiten) mit Ausnahme-Regelungen für einige Wälder (naja, in Coesfeld waren es 22 Wälder, in denen man nur auf ausgewiesenen Reitwegen reiten durfte – falls dort solche überhaupt vorhanden waren). In Münster und Kreis Recklinghausen war Reiten nur auf Reitwegen erlaubt. In Münster gab es aber schon seit langem Waldwege, die keine Reitwege waren, sondern als Reitrouten ausgewiesen wurden (offiziell verboten, aber als Reitroute beworben und geduldet).
Seit 2018 haben die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt keine echte Freistellung mehr, sondern gemäß § 58 (2) dürfen alle Fahrwege im Wald beritten werden. Dadurch fallen einige kleinere Wege oder unbefestigte Wege weg. Problem hierbei, insbesondere in Coesfeld: auf solchen Wegen wurden viele Reitrouten ausgewiesen, die man jetzt eigentlich nicht mehr reiten darf.
In Warendorf und Recklinghausen ist eigentlich alles beim Alten geblieben.
Münster hat auch § 58 (2), so dass hier mehr Wege genutzt werden dürfen als vorher, darunter auch endlich die Reitrouten.
Fazit: Reitrecht ist und bleibt kompliziert. Wenn man die Reitroute verlassen will, muss man erst einmal wissen, in welchem Kreis man sich befindet und welche Regelung dort gilt. In Coesfeld ist man noch nicht einmal auf der sicheren Seite, wenn man auf der Reitroute bleibt. Wir denken, Erholungsurlaub muss anders aussehen!
Einige Teilnehmer als Vertreter von Reitregionen sowie Christine und David sind der Überzeugung, dass ausgezeichnete Reitrouten nur in Zusammenarbeit mit erfahrenen Stationsbetreibern mit Rücksicht auf jahreszeitlich bedingte Einschränkungen im Gelände in Regionen, mindestens auf Landkreisebene, mit einem liberalen Reitrecht definiert werden können. Ohne eine Premium-ReitREGION kann es keine Premium-Reitrouten geben – die Voraussetzung hierfür ist in vielen Regionen in Deutschland gegeben. Leider gehört nach der aktuellen Lage die Region um die Münsterlandreitroute nicht dazu. Gerne bringen wir uns hier bei DzP weiterhin konstruktiv ein, damit ein Tourismusangebot nicht von der Anbieterseite sondern von der Kundenseite definiert wird.
Sehr positiv wurde der Einwand zweier Fahrer aufgenommen, dass bisher das Fahren beim Tourismus noch keine Rolle spielt ... eine Anregung die von DzP gerne aufgenommen wurde. Wer seitens der VFD Interesse hat, an touristischen Angeboten und deren Definition für Fahrer mitzuwirken, schreibt bitte eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Update: 27.03.18 - 15:00: Der Grund der Absage war nicht wie fälschlicherweise dargestellt der kontroversen Diskussion sondern Terminüberschneidungen geschuldet.