Wie das Wanderreiten auch, besitzt das Wanderfahren einen sehr hohen Erlebniswert.
Fragen der Vorbereitung und Planung, vor allem aber Hinweise für unterwegs zum Füttern, Packen und Verladen muss man sich nicht „schmerzvoll“ für Pferd und Fahrer durch eigene Erfahrungswerte aneignen. Es gibt sehr gute Veröffentlichungen zum Thema.
Ein wesentlicher Unterschied besteht in der rechtlichen Situation. Denn: Pferdegespanne sind Fahrzeuge. Zwar sind sie keine Kraftfahrzeuge, unterliegen als nicht-motorisierte Fahrzeuge aber dennoch komplett den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung (StVO). Die Straßenverkehrs-Zulassungsverordnung (StVZO) regelt zusätzlich alle Anforderungen an das Kutschfahrzeug. Weitere Vorschriften existieren für die gewerbsmäßige Beförderung von Fahrgästen (Kremserfahrten) und können in den einzelnen Bundesländern durch Ausführungsbestimmungen ergänzt werden: in Niedersachsen beispielsweise durch den „Niedersächsischen Kutschenerlass“.
Identisch mit den anderen Formen des Wanderns mit Pferden – dem Wanderreiten, Handpferdereiten oder dem Trekken und Säumen – ist das Naturerlebnis mit dem Partner Pferd in der freien Natur. Sicherheit, Zweckmäßigkeit und Pferdeschonung müssen jeden Tag gelebt werden, um die Freude am Wanderfahren zu erhalten und am Tagesziel gesund anzukommen.
Die Ausrüstung unterteilt sich in MUSS, SOLL und KANN-Gegenstände. Dabei liegt der Fokus nicht beim persönlichen Gepäck, sondern unbedingt bei der Pferde- und Notfallausrüstung. Wertvolle Hinweise dazu können den Kapiteln im Allgemeinen Teil der FARPO entnommen werden (1.13, 1.8, 1.2). Gute Checklisten sind unter dem Link in Kapitel 1.13 einzusehen. Weitere wichtige Tipps liefern die Durchführungsbestimmungen zum Wanderfahren in Kapitel 4.2. im Anhang der FARPO. Eine Reserveportion Hafer und ein volles Heunetz sowie Tränkeimer sind unbedingt mitzuführen.
Das Fitmachen der Pferde durch regelmäßiges Training über mehrere Wochen ist absoluter Bestandteil der Vorbereitung. Improvisationstalent beim Bewältigen kniffliger Situationen und gekonntes Verhalten bei Zwischenfällen setzen ein verkehrssicher gehendes Gespann mit versiertem Fahrer und Beifahrer voraus
Auch beim Freizeitfahren ist man „vorausschauend“ unterwegs. So ist neben der Großwetterlage die Wegebeschaffenheit ein wichtiges Kriterium beim Wanderfahren und ein markanter Unterschied zum Reiten. Von besonderer Bedeutung ist zudem ein Beifahrer pro Pferdepaar. Auch bei nur einem Pferd (Einspänner) wird ein Beifahrer benötigt. Das Fahren ohne „tüchtigen Beifahrer“ kann im Falle eines Vorkommnisses mindestens als Fahrlässigkeit ausgelegt werden.
Das korrekte eigene Verhalten unterwegs ist ein weiterer wichtiger Beitrag für eine gelungene Wanderfahrt. Man macht sich Freunde. Das kann die Beseitigung von Pferdeäpfeln in Siedlungsgebieten ebenso betreffen, wie das freundliche Grüßen und rücksichtsvolle Fahren auf geeigneten Wegen.
Fotos: Horst Brindel, Heike Kirst
Literaturhinweis: Sabine Schweickert, Ulmer, € 29,90, ISBN 978-3-8001-7852-0.
Eine klare Darstellung wirklich aller Themen rund um das Wanderfahren zeichnet das flott geschriebene Buch von Sabine Schweickert aus. Knappe Merksätze und viele wertvolle Tipps aus der Praxis bereichern jedes einzelne Kapitel, unterlegt durch hervorragende Farbfotos. Was eindeutig weiterhilft sind die vielen guten Checklisten zu den wichtigen Fragen der Vorbereitung, Planung und für unterwegs. Ein kleiner Wanderfahrer-Knigge gibt Empfehlungen zum eigenen Verhalten.