Seminarblock III als vorläufiger Abschluss für Freizeitfahrer
Bereits am Abend des 4. März trafen sich bei Fritzlar knapp dreißig VFD Übungsleiter Fahren und weitere interessierte Mitglieder zur Erweiterung ihres Fachwissens. Mit dem Besuch aller drei Seminarblöcke haben sich die Übungsleiter Fahren zum VFD-Sicherheitsexperten in der Sparte Freizeitfahren qualifiziert.
Der praktische Seminareinstieg erfolgte am nächsten Morgen durch eine ausführliche Betriebsführung auf dem Hof von Conny Döring in Wabern-Zennern. Sie ist Übungsleiterin Fahren und Mitglied im Arbeitskreis Fahren bei der VFD. Nach dem Vorstellen des Pferdebestandes mit pfiffigen Welsh-A-Ponys und imposanten Shire Horses gehörte unser Interesse der Kutschenremise sowie der umfangreichen Geschirrkammer. Korrektes Auf- und Abschirren von zwei Zweispännern – beispielsweise mit mittelschweren amerikanischen Arbeitsgeschirren – und die Beurteilung zum Grad einer Beschädigung, bzw. ob „tote“ oder uneingeschränkt einsatzfähige Lederteile, war die praktische Aufgabe.
Im nahegelegenen Schulungsraum präsentierten die beiden Referenten Conny Döring und Jürgen Strache im Anschluss das Thema „Unfallprophylaxe“ beim Arbeitseinsatz, bei gewerblichen Kremserfahrten und für private Ausfahrten und Tages- oder Wanderfahrten.
Ein eigenes Kapitel widmete sich Überlegungen zum spielerischen Heranführen von Kindern und Jugendlichen an den Fahrsport. Die von Conny Döring veröffentlichten Kinderbücher mit spannenden Abenteuern rund um das Fahren machen das altersgerechte Kennenlernen des Juniorfahrens leicht. Ihre in Kürze erscheinende Ausbildungs- und Arbeitsmappe für die Juniorfahrprüfung berücksichtigt u.a. notwendige Sicherheitsanforderungen.
Klaus Wünsch vertiefte am Sonntag bei den Teilnehmern vorhandenes solides Theoriewissen zur Kutschentechnik. Überaus kompakt behandelte er „Herz und Nieren“ der Wagentechnik im gesamten funktionalen Zusammenwirken. Durch diese Darstellung in verständlicher und verdichteter Form haben wohl alle Teilnehmer ihre Fahrzeuge für sich „neu entdeckt“, denn jede noch so kleine Materialveränderung kann Böses bewirken.
Die von Klaus Wünsch daraufhin entwickelte und in der praktischen Verwendung bereits bewährte Checkliste zur Beurteilung der aktuellen Tagesform und Funktionalität der eingesetzten Kutschfahrzeuge wurde eingehend besprochen und zur Anwendung verabschiedet.
Für das anschließende Fallbeispiel wurde zunächst das verwendete Demo-Fahrzeug nach allen Richtungen hin gesichert. Die Akteure des stuntreifen praktischen Ablaufes trugen aus gutem Grunde Handschuhe, Sicherheitshelme und -westen. In absolut beeindruckender Form kam es zum Aha-Erlebnis: Verblüffend schnell und überraschend deutlich machte Klaus Wünsch klar, wie beim Zusammentreffen bereits weniger Störeinflüsse Fahrer und Beifahrer von der Kutsche katapultiert werden und wie aus heiterem Himmel – und sozusagen mit zwei Fingern – die Kutsche zum Kippen kommen kann. Die an einem kritischen Punkt einsetzende eigene Ohnmacht des Fahrers und Beifahrers ist das Schlüsselerlebnis schlechthin.
Die Nachbesprechung zum Theorie- und Praxisvortrag von Klaus Wünsch verankerte diese nachhaltig erlebten Eindrücke. Als „alte Hasen“ nahmen wir daraus eine weiter sensibilisierte und nochmals deutlich intensivierte Fähigkeit zur Risikoeinschätzung mit nach Hause.
VFD-Sicherheitsexperten sind Sachverständige, die durch ihre Ausbildung, ihr vorhandenes Fachwissen, die persönlichen Erfahrungen und die Wissenserweiterung zum Thema Sicherheit aufgrund der zurückliegenden drei Schulungsblöcke in allen Bereichen rund um das Pferd tätig werden sollen. Es handelt sich um eine Verbandsqualfikation auf privatrechtlicher Grundlage, die sich durch hohe Fach- und Sozialkompetenz sowie Wissensautorität auszeichnet.
Text: Horst Brindel
Fotos: Beate Wünsch