Wir (APP e.V.) sind dem Thema mal nachgegangen und haben mit Tierärzten gesprochen und auch die Literatur hierzu bemüht.
Bei einigen Hunderassen tritt verstärkt der sog. MDR-1 Defekt (Multidrug-Resistance-Transporter) auf, der dazu führt, dass die Synthese eines bestimmten Proteins frühzeitig abbricht, sodass die Blut-Hirnschranke für einige Medikamente durchlässig wird. In Folge dessen zeigen die Hunde nach Aufnahme bereits relativ geringer Mengen bestimmter Medikamente neurologische Auffälligkeiten wie z.B. Zittern, Bewegungsstörungen, Taumeln, Krämpfe usw.. Ein tödlicher Verlauf der Vergiftung möglich! Ein Hund bei dem der Verdacht auf eine Vergiftung besteht, muss unverzüglich zum Tierarzt gebracht werden! Der MDR-1 Defekt tritt bei einigen Hunderassen gehäuft auf. Überwiegend betroffen sind Collie-Rassen und deren Mischlinge, aber auch einige Whippetarten, der Weiße Schäferhund und noch einige andere Rassen. D.h. aber nicht, dass jeder Collie oder Colliemischling automatisch diesen Gendefekt hat. Tatsächlich ist nur ein Teil der Hunde betroffen – die Häufigkeit des Vorkommens variiert innerhalb der betroffenen Rassen sehr stark.
Besonders kritisch sind für die betroffenen Hunde sog. Avermectine. Das sind Medikamente die sehr häufig zur Entwurmung von Pferden, aber auch von Rindern und Schafen eingesetzt werden. Die allseits bekannten Ivermectin- und Moxidectinpräparate gehören in diese Wirkstoffgruppe. Im Gegensatz zu einigen anderen auf dem Markt befindlichen Entwurmungsmittel sind gegen Avermectine bisher kaum Wurmresistenzen bekannt. Sie sind daher bei der Entwurmung von Pferden nicht mehr wegzudenken.
Kritisch wird das Ganze dann, wenn Hunde unkontrolliert Ivermectin aufnehmen, da bereits geringe Wirkstoffmengen zu den beschriebenen Symptomen und damit auch zu Todesfällen führen können. Kann man noch relativ leicht dafür sorgen, dass Hunde keinen Zugang zu Arzneimittelresten zB durch herumliegende Applikatoren oder auf dem Boden befindliche Tropfmengen haben (sorgfältig arbeiten, Tropfmengen SOFORT aufnehmen, Applikatoren fachgerecht entsorgen!), ist vielen Pferdebesitzern gar nicht bewusst, dass auch der Kot ihres Pferdes nach einer Wurmkur tödlich gefährlich für einen Hund sein kann. Je nach Größe des Hundes und ausgeschiedener Wirkstoffmenge reichen schon vergleichsweise geringe Kotmengen aus, um einen Hund zu vergiften. Wir sind derzeit noch am Recherchieren wie lange der Kot eines entwurmten Pferdes ein Risiko für einen Hund darstellen kann, da wir heute keine aussagekräftigen Informationen dazu finden konnten – wir werden jedoch in Kürze dazu berichten.
Was wir gleichfalls nicht finden konnten, ist eine Antwort auf die Frage, ob nur Hunde mit dem sog. MDR-1-Defekt betroffen sind, oder ob es auch für gendefektfreie Hunde gefährdet sind, wenn den Kot frisch entwurmter Pferde aufnehmen. Hierzu war heute im Netz zu lesen, dass bei diesen Hunden Nierenschäden auftreten könnten. Ob dies so ist konnten wir in der Kürze der Zeit nicht sicher in Erfahrung bringen. Auch hierzu werden wir in Kürze berichten.
Die Halter von Hunden gefährdeter Rassen oder deren Mischlingen können durch einen einfachen Gentest in Erfahrung bringen, ob ihr Hund Träger des Gendefekts ist oder nicht. Zwar können Hunde vielfach nicht vom Kotfressen abgehalten werden, doch kann das eigene Verhalten vom Wissen um den Defekt angepasst werden. Der Test kostet ca. 70 Euro und bringt Sicherheit für Mensch und Hund.
Den Pferdehaltern sei ans Herz gelegt sich daran zu erinnern, dass wir alle nicht nur Tierhalter, sondern besonders auch Tierliebhaber sind und dass gegenseitige Rücksichtnahme eine unverzichtbare Voraussetzung für das Zusammenleben in unserer immer enger werdenden Welt ist. Darum sollte es selbstverständlich sein, dass frisch mit einem Ivermectin oder Moxidectin entwurmte Pferde für einige Tage die eigene Anlage nicht verlassen, damit man nicht auf diesem Weg unbeabsichtigt Giftfallen für unschuldige Hunde legt. Die Hunde können für nichts und viele sind vom Kotfressen nicht abzubringen, egal was ihr Halter so alles anstellt.
Kotproben statt regemäßigem Entwurmen?
Es werden nur gewisse Entwicklungsstadien jeglicher Wurmarten ausgeschieden, so dass nicht in jeder Kotprobe Endoparasiten nachgewiesen werden können. Es ist nicht möglich den Befall eines Pferdes mit in der Darmschleimhaut eingekapselten Larven „Kleiner Strongyliden“ festzustellen, da sie der Untersuchung durch eine Kotprobe logischerweise nicht zugänglich sind. Die Diagnose einer Bandwurminfektion kann Probleme bereiten, da die Eiausscheidung nicht konstant ist und somit trotz einer bestehenden Infektion keine Eier im Kot nachgewiesen werden können. Eine Infektion mit Magendasseln kann nur makroskopisch durch ausgeschiedene Larven oder durch eine Gastroskopie (Magenspiegelung) bestätigt werden. Ein parasitologischer Nachweis von Magendasseln ist nicht möglich. Zusammenfassend kann man daher sagen, dass Kotproben keinerlei zuverlässigen Nachweis führen und daher im Grunde keinen Sinn machen. Schädliche Wirkungen von Wurmkuren, wie Durchfall/Kotwasser und Kolik treten in der Regel nur auf, wenn massive Verwurmungen bestehen und Würmer in großer Anzahl absterben. Dieses Risiko besteht bei regelmäßiger Wurmkurgabe nicht. Daher so wenig wie möglich, aber so wie nötig!