In Sachsen gibt es auch Pferde, Isländer und Ponies, die zumindest im Sommer Tag und Nacht auf der Koppel sind, vor allem Jungpferde. Mir ist bislang noch kein Angriff auf Pferde in Sachsen bekannt geworden, bei dem Wölfe als Täter nachgewiesen wurden. Allerdings werden Wolfsangriffe seit der Umstrukturierung des Wolfsbüros nicht mehr veröffentlicht. Ich weiß, dass in anderen Bundesländern schon Pferde von Wölfen gerissen wurden. Meines Wissens war das in Regionen, in denen der Wolf neu aufgetaucht ist. Da liegt die Vermutung nahe, dass mangelhafte Zäune/ungenügende sonstige Schutzmaßnahmen sowie Herdengröße und Alter der Tiere eine Rolle spielten. Seit es hier Wölfe gibt, werden die meist dafür verantwortlich gemacht, wenn Weidetiere aus der Koppel ausgebrochen sind. Ich bin aber alt genug um mich an die Zeiten ohne Wölfe zu erinnern und auch damals brachen immer wieder Weidetiere aus, besonders im Herbst.
Wer sich über Wölfe informiert kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass guter Herdenschutz die einzige wirksame Maßnahme ist, um Risse zu verhindern. Schlecht geschützte kleine Pferde sind für hungrige Wanderwölfe, die man auch mit starker Bejagung nicht verhindern kann, leichte Beute. Dagegen schützt ein ansässiges Rudel, das gelernt hat, geschützte Herden zu meiden und sich auf Wild zu beschränken, auch vor Durchzüglern, die schon gelernt haben, Zäune zu überwinden. Und auch vor streunenden Hunden!
Zu der Frage mit den großen Herdenschutzhunden (HSH) und den kleinen Kindern: In den meisten Ställen sind die Kinder doch nur wenige Stunden am Tag im Stall. Da könnten die Hunde in der Zeit beispielsweise in eine Box gesperrt werden. Gut sozialisierte Hunde lernen meist auch schnell, wer auf den Hof darf und wer nicht. Da kann ggf. ein mit HSH vertrauter Hundetrainer gute Erziehungstipps geben. Wichtig ist, ihnen von klein auf beizubringen, Menschen nicht anzuspringen, denn das kann nicht nur Kinder umwerfen. Ich habe in meinem Leben schon viele Pferdehöfe kennengelernt und dabei kaum einen ohne Hund. Gefahren für Kinder gehen grundsätzlich auch von deutschen Schäferhunden, Berner Sennenhunden, Terriern etc. aus. Das Wichtigste ist bei jedem Hund: genau über die Rasse informieren, Hund von einem seriösen Züchter erwerben, der für gute Sozialisierung und Grunderziehung gesorgt hat (muss nicht VDH sein, das ist vielleicht eher hinderlich, wenn dort mehr auf optischen Rassestandard als innere Eigenschaften geachtet wird) und von Anfang an Unterstützung vom Profi holen, bevor bei der Ausbildung etwas schief gelaufen ist.
AG Wolf – Bericht eines VFD-Mitgliedes aus Sachsen
Update 29.05.2020 Ilka Reinhard schreibt: "Es gab bisher keinen Fall in Sachsen, in dem ein Wolf einen korrekt aufgebauten E-Zaun mit Flatterband wiederholt und nachweislich übersprungen hat."