der Pferdesport-Tourismus boomt in Deutschland. Und tatsächlich ist der Urlaub rund ums Pferd oder mit dem Pferd eine der naturverträglichsten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in unserem Land und zudem eine attraktive Einkommensalternative für Anbieter. Mit Regionalentwicklungsprogrammen unterstützen die Europäische Union und die Länder eine nachhaltige Regionalentwicklung in strukturschwachen ländlichen Gebieten. Ziel ist die wirtschaftliche Stärkung dieser Regionen durch die Förderung innovativer Entwicklungsansätze und Projekte. Mit der Pferdesteuer würden diese Projekte zerstört! Unter dem Dachverband Urlaub zu Pferd vertreten durch die Regionen wird für Arbeitsplätze gesorgt, in dem sie Urlauber in die Regionen bringen, die wiederum in kulturellen Einrichtungen, Gaststätten und Pensionen für Umsatz sorgen. Da die Urlauber besonders viel Wert auf die Regionalität legen, profitieren auch Winzer, Metzger, Landwirtschaft und Handwerksbetriebe davon. Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis hat man erkannt, wie wichtig Reiter für die Region sind und weitet das Angebot aus. Der Kreis sieht die Reiter als wichtigen Baustein der Wirtschaftsförderung der Region. Reitbetriebe die mehrere Schulpferde besitzen um Kindern und Erwachsenen Reitunterricht zu geben, müssten ihre Pferde abschaffen, bzw. der Unterricht, auch Reittherapie für kranke Kinder, wäre nicht mehr bezahlbar. Die Pferdesteuer würde nicht nur zu geringeren Übernachtungszahlen führen sondern auch zu geringeren Gewerbesteuereinnahmen.
Vernichtung von Arbeitsplätzen
Man geht davon aus, dass an vier Pferden ein Arbeitsplatz - etwa in der Landwirtschaft, als Hufschmiede oder in Fachgeschäften – hängt. Wenn man bei konservativer Schätzung davon ausgeht, dass ein Arbeitsloser pro Jahr ca. 17.000 Euro kostet und wenn man - ganz optimistisch - weiter annimmt, dass von den 175 Pferden in Bad Sooden Allendorf nur ein Viertel das Gemeindegebiet wegen der Pferdesteuer verlassen würde, dann würde das unter Berücksichtigung der "4 Reiter = 1 Arbeitsplatz"-Regel also ca. 10 Arbeitsplätze vernichten. Wäre man weiter optimistisch und ginge davon aus, dass die Menschen, die durch die Einführung einer Pferdesteuer ihren Job verlören, schon nach einem halben Jahr in einer recht strukturschwachen, eher ländlich geprägten Region neue Jobs fänden, die Kosten für deren Arbeitslosigkeit also nur 6 Monate entstehen, dann würden trotzdem noch alleine in diesem halben Jahr 85.000 Euro anfallen.
Bedeutung für die Landwirtschaft
Pferde stellen in Deutschland für die häufig arg bedrängte Landwirtschaft eine alternative Einkommensquelle dar. Im Vordergrund stehen die Produktion und der Verkauf von Futter und Einstreu. Darüber hinaus stellt für viele Betriebe die Bereitstellung von Weideflächen und die Pensionspferdehaltung einen alternativen Betriebszweig dar. Die Erhaltung und die Ausbreitung des Pferdesports und die damit einhergehende Einkommensverbesserung der Landwirtschaft ist also von öffentlicher Bedeutung.
Landespflege/ Naturschutz Technisch, etwa durch Mähen, ist die Landschaft nicht überall offen zu halten. Auf vielen Flächen kann dies nur die Tierhaltung gewährleisten. Biodiversität heißt das Stichwort, und es meint Artenvielfalt! Pferde eignen sich sehr gut zur Landespflege und sogar zur Biotopspflege. 2012 zeigte ein Betrieb im Westerwald durch seine Teilnahme am Wiesenwettbewerb vom BUND, dass in der Pferdehaltung großes Potential liegt. Es werden in der Zukunft viele Landwirte das Grünland nicht mehr nutzen, dadurch wird Deutschland noch mehr Grünland verlieren. Dann wird der Wald in die Höhe schießen und die Landschaft wird ihren offenen Charakter verlieren.
Pferd- Nutztier oder Heimtier? Laut EU-Verordnungen ist das Pferd erst einmal ein landwirtschaftliches Nutztier! Daher muss es auch steuerlich so behandelt werden! Man darf ein Pferd nicht einfach im Garten halten, einen Stall bauen, nicht überall reiten und ein Pferd darf nicht alle Medikamente haben. Pferdefutter bekommt man nicht im Aldi. Es gibt Bestandsbücher, Transportverordnungen, Tierseuchenkasse und ein Pferd muss einen Equide2npass besitzen. In dem Equidenpass kann der Eintrag "Nicht zur Schlachtung bestimmt" stehen. Diese sind keine landwirtschaftlichen Nutztiere mehr und dürfen nicht geschlachtet werden, aber auch nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden.
Was wäre der Mensch überhaupt ohne das Pferd, ein Pferd ist auch Kulturgut!
Allerdings liegt das Problem hier nicht beim Kulturgut Pferd, sondern bei dem Gedanken Pferd = Geld. In vielen Fällen sieht es leider ganz anders aus. Leute halten sich Pferde und haben nicht mal Geld genug um diesen jetzt gerecht zu werden. Die Pferdehaltungskosten, Unterbringungskosten o.ä. sind in den letzten Jahren schon erheblich gestiegen. Preise für Futter speziell Heu sind exorbitant gestiegen! Falls eine Steuer erhoben wird, könnte es zu dramatischen Zuständen ähnlich wie in Irland kommen. Dort werden Pferde einfach frei gelassen, weil die Besitzer sich die Tiere nicht mehr leisten konnten. Die Gesetzeslage „Fundtier“ hat zur Folge, dass die Städte/Gemeinden die Kosten der Ernährung, Pflege Unterbringung, die tierärztliche Versorgung dieser Tiere für die Aufbewahrungszeit von 6 Monaten (nach § 973 BGB) übernehmen müssen. Die Unterbringung kann in einem Tierheim erfolgen oder der Finder kann sich bereit erklären, das Tier einstweilig oder auf Dauer artgerecht unterzubringen, zu pflegen und zu versorgen. Der Finder hat Anspruch auf Erstattung der Kosten für angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung, sowie die Tierarztkosten durch die Gemeinde. Dies gilt für den Zeitraum von 6 Monaten. Da bei einer Pferdesteuer mit vielen Fundtieren (Pferde) zu rechnen ist, sollte sich die Kommune schon mal Gedanken machen, wo sie die alle lassen.
Bitte denken Sie gründlich und sehr intensiv über diese Angelegenheit nach, bevor sie eine Entscheidung fällen.
Mit freundlichen Grüßen
Sonja Schütz, Andrea Häring, Bernd Immel und Nadine Ludwig
der Vorstand von
Westerwald-Taunus zu Pferd e.V.
www.westerwald-taunuszupferd.de