VFD-Treff Kreisverband Bamberg am 17.07.2015 auf Gut Leimershof

Vortrag von Herrn Norbert Drechsler

Rund um das Thema Sattel

Norbert Drechsler, Pferdewirtschaftsmeister und so viele weitere Qualifikationen, dass es zu lang wäre, dass alles aufzulisten, eröffnete seinen Vortrag über das „leidige“ Thema Sattel.

Welcher Pferdebesitzer kennt das nicht. Sättel bedeuten Geld – vor allem auch Lehrgeld. Das haben wir alle schon bezahlt.

Norbert Drechsler hingegen erklärte genau, welche Möglichkeiten heutzutage dazu dienen, uns die Risiken so klein wie möglich zu halten. Dazu hat er viele Beispiele parat gehabt. Verschiedenste Sattelmarken und deren Vorzüge. Sattelbäume und der Unterschied zu „alten“ und „neuen“ Bäumen. Warum ging es früher, dass ein Sattel auf das eine Pferd gelegt wurde und zack auf das andere? Auch, warum die Pferde alle „kürzer“ werden und worauf deshalb zu achten ist.

Früher waren die Wirbelkanäle alle sehr weit und die Trachten oder Kissen sehr dick und breit; die Pferde länger und dadurch die Auflagefläche einfach sehr groß. Das veränderte sich alles im Laufe der Zeit. Die Sättel wurden punktueller und damit natürlich die Chancen zu drücken oder falsch zu liegen höher.

Nun kommen wir wieder darauf zurück, die Wirbelkanäle breiter zu machen, denn der Sattel soll natürlich auf der Muskulatur liegen. Das Schulterblatt muss frei rotieren und der Baum dem Pferderücken entsprechen. Also mit Schwung oder ohne. Das ist super wichtig, damit nicht punktuelle Belastung erfolgt.

Der Widerrist muss frei sein und darf nicht gedrückt werden.

Ebenso wenig der Trapezmuskel durch die falsche Kammerweite.

Die Winkelung der Schulter und die Breite des Pferdes hinter dem Schulterblatt sind unbedingt zu beachten.

Ein Apell ging an alle Reiter: Schult Euch selbst! Investiert Euer Geld in Reitunterricht und Sitzschulung. Denn korrektes Reiten mit einem ausbalanciertem Sitz, ruhigem Schenkel und kontrolliert exakten Hilfen erleichtert dem Pferd die Arbeit unter dem Sattel am meisten!

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Wie ist der Widerristverlauf hinter den Schulterblatt und der Verlauf nach vorne zum Hals?

Oder nach hinten zum Brust- und Lendenwirbelbereich?

Der Lendenwirbelbereich zur Hüfte?

Die Rippenwölbung und der Verlauf der gesamten Oberlinie des Pferdes?

Der Gurtlagenbereich und der Unterlinienverlauf des Pferdes?

Die Ansätze und die Ausprägung der verschiedenen Muskeln?

Ist der Sattel zu lang?

Passt der Schwerpunkt?

Zu lang darf er auch nicht sein und vor allem muss er dem Reiter auch passen. Steigbügelaufhängung, Sattelgurtlage, flache Sitzkissen…. Viele viele Punkte sind wichtig, damit unser Partner Pferd uns tragen kann ohne auch noch Defizite zu haben. Denn wir wissen alle, dass das Pferd nicht dazu gebaut ist einen Menschen auf seinem Rücken zu tragen. Dazu muss die Muskulatur des Pferdes – vor allem die Bauchmuskulatur und die Oberlinie, also der obere Nackenmuskel und das Nackenband sowie der Rückenmuskel gut trainiert sein.

Ein weiterer kleiner aber wichtiger Punkt ist auch, dass der Sattelgurt dann so sitzt, dass die Schnallen nicht am Ellbogen reiben usw.

Defizite können sein:

Rückenschmerzen, Atrophie des Muskels.

Ein gut passender Sattel schützt nicht vor reiterlichen Fehlern und schlechten Haltungsbedingungen. Da kann der Sattel noch so gut sein und das Pferd hat die gleichen Symptome. Überforderung und falsche Unterlagen sind ebenso No Go´s.

Wozu brauchen wir eigentlich Sättel?

Der Rücken soll entlastet und das Reitergewicht und das Gepäck gut auf die Fläche verteilt werden.

Die Sattelkonstruktion soll weder das Pferd noch seine Bewegung behindern.

Dem Einsatzbereich und dessen Anforderungen soll er gerecht werden.

Für was sind wir Pferdebesitzer denn verantwortlich?

Die Gesundheit unseres Pferdes, Sein Wohlergehen und eine artgerechte Haltung. Auf „richtiges Reiten“ ist Wert zu legen und auf passendes Reitzeug zu achten.

Das alles sollten ethische Grundsätze sein!

Wir wissen ja… wenn ein Trainer, Hufschmied oder Tierarzt kommt ist häufig der erste Satz: „der Sattel passt nicht!“.

Doch welche Punkte sind denn alles wichtig, damit es dem Pferd gut geht? Checkliste:

  • Fütterung
  • Haltung
  • Umgang
  • Medizinische Versorgung
  • Wellness (z.B. Beine kühlen)
  • Reitweise
  • Zäumung
  • Passender Sattel
  • Hufschutz und Pflege
  • Entwurmung
  • Impfung
  • Zahnkontrolle

Da spielt der Sattel also als Puzzelteilchen eine Rolle. Eine wichtige Rolle. Deshalb sollte man diese wichtigen Einschätzungen auch einem Fachmann überlassen. Norbert Drechsler ist einer von Ihnen und bei uns in der Region als Experte direkt vor der Haustür. Neben jahrzehntelanger Erfahrung hat er auch ein Messverfahren, dass es ihm ermöglicht, sein geschultes Auge nochmals zu unterstützen. Das zeugt von absoluter Professionalität.

Nach dem theoretischen Teil folgte der Praktische. Auf Gut Leimershof wurden wir von den Pächtern Astrid Büchel und Markus Möller wie immer, freundlich willkommen geheißen. Ihr Pferd Jules stand uns als „Opfer“ zur Verfügung und wir machten gemeinsam eine Exterieurbeurteilung. Danach ging es an das „geschulte“ Auge, einer Sattelprobe und danach an das Messverfahren, dass dann den Eindruck nochmals unterstreichte.

Es ist ja wirklich unglaublich, dass die Pferde nicht nur eine natürliche Schiefe haben (meist von hinten rechts nach vorne links), sondern, wie in dem theoretischen Vortrag von Norbert Drechsler erwähnt, auch asymethrische Schultermuskulaturen vorhanden sind. Tatsächlich! Was da allerdings erforderlich ist, sollte jeder Norbert Drechsler selbst analysieren lassen.

Resümee:

Wir alle wissen schon viel über Sättel und Pferde. Norbert Drechsler weis noch mehr. Wer auch immer zweifelt, sollte sich Beratung holen. Das Pferd ist nur so gut wie sein schlechtester Huf. Danach sollten wir direkt auch die Checkliste durchgehen. Die Sättel alle 6 Monate kontrollieren lassen und dadurch ausschließen, dass unser geliebtes Pferd Schaden nehmen könnte. Wenn wir es durch Rückenschmerzen oder atrophierten Muskeln sehen ist das Kind schon in den Brunnen gefallen…

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