Stoffwechsel / Stoffwechselkrisen
Frau Dr. Körber überraschte die Besucher mit einem umfassenden sehr interessanten und gut strukturierten Vortrag. Die gelebte Leidenschaft Ihres Berufes und vor allem Ihrer Berufung dem Pferd gegenüber machte das teilweise trockene Thema so lebendig, dass die 2 Std. wie im Flug vergingen.
Die Besucher wiederum überraschten den Vorstand des VFD. Viele „alte“ Gesichter und dieses mal ganz zu unserer Freude auch viele neue Gesichter, die noch niemals bei unseren Treffen waren. Die Vorsitzende Michaela Hohlstein erläuterte in Ihrer Einführung die Bedeutung und Vorteile des VFD und stellte die zahlreichen regionalen Veranstaltungen für die Reiterei vor. Schön, dass so viele Interessierte im Anschluss dem Vortrag lauschten.
Es begann über den Stoffwechsel an sich. Was ist Stoffwechsel und wie funktioniert er. Welche Hauptaufgaben sind auf welche Körperorgane aufgeteilt und welche Abläufe finden da statt. Da all dies nicht in einen Bericht passt nur so viel zum Thema:
Stoffwechsel ist die Aufgabe der Transportverarbeitung von Stoffen mit dem Ziel der Energiegewinnung und am Ende der Ausscheidung.
Stoffwechselselemente sind Wasser, Enzyme, Mikroorganismen, Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine.
„Ohne Bakterien und Pilze, also die Mikroorganismen kann kein Pferd auch nur einen Tag überleben.“ Die Mikroorgansimen sind ein Geschenk der Natur! Damit sich die „guten“ Bakterien wohl fühlen, benötigen sie ein gutes ausgewogenes Milieu. Ist das gestört „ziehen sie aus“…… Und in diese Nischen platzieren sich wiederum die schlechten Bakterien und dann beginnt der Teufelskreis.
Die Dosis macht das Gift sagte schon Paracelsus…. Und bevor sich jemand ein Pferd anschafft, sollte er sich an ein Kaninchen wagen. Die sind von ihrem Blinddarm noch sensibler als Pferde und wer das gut hinbekommt darf dann auf Pferde umsatteln. Der Blinddarm ist das wichtigste am Pferd. so Fr. Dr. Körber. Mit diesem und vielen anderen sehr klaren Beispielen schaffte Sie es uns alles sehr bildlich und verständlich näher zu bringen.
Ist der Stoffwechsel erst einmal gestört, dann ist eine Überlastung des Systems unaufhaltsam und ein schleichender Prozess ist eingeleitet. Die Organe können nicht mehr ordentlich arbeiten und geben Teile Ihrer Aufgabe wieder an andere Organe weiter, die es auch nicht mehr schaffen und dann irgendwelche Strategien fahren, die dann entweder in einer Mangelerscheinung oder einer Unterfunktion landen. Das Ganze nennt Sie Beamtenstaat. Jeder schiebt es auf den anderen ab. Leber, Niere und Darm kicken sich ständig das Zuviel zu und kommen nicht mehr klar.
Wir Pferdebesitzer müssen uns selbst an die Nase fassen. Das Pferd ist krank und der Tierarzt soll es möglich jetzt heile machen. Spätestens morgen muss es dem Partner ja wieder gut gehen. Dass es aber schon seit Jahren versäumt wurde, die Gesunderhaltung zu begleiten, dass wird außer Acht gelassen. Es dauert einfach seine Zeit und benötigt Geduld, Betreuung, Kosten und auch das Zurückstecken von Leistung. Evtl. das Umdenken im Alltag und der Arbeit mit dem Pferd.
Tierärzte erfüllen häufig nur Erwartungen, die mit dem Heilungsprozess nicht vereinbar sind. Machen Sie es nicht, wird am nächsten Tag der Kollege konsultiert der es mit einer Spritze dann schon richten wird.
Was also können wir tun? (Fragt dazu den Tierarzt oder Homöopathen Eures Vertrauens)
- Rund um die Uhr ordentliches Rauhfutter
- Bewegung, Bewegung, Bewegung
- Hafer ist das beste Krippenfutter – weil von der Verfügbarkeit und der Verdaulichkeit unschlagbar
- Melasse und Zucker haben in der Pferdefütterung nichts verloren
- Zähne müssen überpüft werden aber bitte adäquat und nicht so überzogen
- Weide und Heu wenn aus einer Region müssen getestet werden um Mangelerscheinungen vorzubeugen
- Futter und Böden sollen an sich mit Laborproben getestet werden.
- Verfüttert nur, was Ihr vom Geruch und dem Anfassen selbst essen wolltet
- Vergesst Darmsanierungen nicht. Das klappt mit Flohsamen (vorher quellen), SanaCare, Zeolith, EM´s
- Entgiftet den Körper mit evtl.Artischocke, Mariendistel, Löwenzahn, Brennessel, Cranberries
- Helft dem Pferd im Fellwechsel mit viel Energiefutter und Ölen und nehmt in Kauf, dass die Leistungsbereitsschaft schwindet
Wenn es schon Stoffwechselkrisen gibt……
Der Fellwechsel kommt ja nun 2 x jährlich ganz normal auf uns zu. Dieser ist eine immense Leistung der viel Energie benötigt. Gerne nimmt der Stoffwechsel die Energie für die Keratinbildung und stellt es den Muskeln nicht mehr zu Verfügung. Somit sinkt die Leistungsbereitschaft des Pferdes. Völlig normal. Es ist auch nicht die Temperatur für den Fellwechsel verantwortlich sondern die Tageslänge. Lange Tage, kalte Nächte passen nicht zusammen – das Pferd friert. Kurze Tage, warme Tage – das Pferd schwitzt. Also selbsterklärend. Das Pferd fährt runter und ist anfällig in seinem Immunsystem. Deshalb bekommen viele Pferde Husten im Fellwechsel.
Was hilft?
Hagebutte, Echinacea usw…. alles was das Immunsystem stärkt!
EMS Equines Metabolisches Syndrom gibt es noch nicht so lange. Es sieht so aus, als würden Symptomanhäufungen in ein Krankheitsbild gepresst. Diese Symptome passen auch für zig andere Krankheiten. Es kommt aus einem übermäßigen Nahrungsangebot über viele Jahre und mangelnde Bewegung. Das ist ein schleichender Prozess. Die Disposition macht das Nahrungsangebot. Darauf erfolgt dann die Insulinresistenz.
EQS Equines Cushing Syndrom hat dieselben Symptome wie EMS, kommt aber aus einer Veränderung der Hypophyse, also der Hirnanhangsdrüse. Aus Cushing wiederum kann sich auch EMS entwickeln……
KPU Kryptopyrrolurie ist sehr neu. Die Theorie ist wohl dass die Ursache ein Enzymdefekt beim Abbau von Hämoglobin ist. Daraus entsteht dann ein Vitamin B und Zinkmangel. Es ist sehr schwammig und hat auch viele Symptomanhäufungen. Darmsanierung und Entgiftung sind wichtige Maßnahmen.
Über PSSM wurde nicht gesprochen, denn durch Fütterung und Bewegung kann man steuern, aber die Genetische Komponente kann man einfach nicht weg zaubern.
Resümee:
Wir sind mit unglaublich viel Informationen wieder gegangen und nehmen mit, dass wir unsere Pferde genauso streng halten müssen wie uns selbst. Wir wissen doch was gut und weniger gut ist und sind doch so nachlässig. Die Natur braucht Natur. Also gute Grundvoraussetzung. Weg mit dem Zusatzfutter wenn nicht unbedingt nötig. Häufig ist zu viel Melasse darin. Guter Hafer mehrmals in kleinen Mengen, Ständig gutes Heu, frisches Wasser, viel Bewegung, Luft, Licht, Artgenossen. Und Zeit zur Regeneration wenn doch mal was ist. Und ja…. auch Antibiotika wenn es in dem Moment lebenswichtig ist oder das Pferd von dem Stress der Schmerzen befreit werden muss. Danach kann durch eine Darmsanierung der Stoffwechsel wieder entlastet werden. Es liegt in unserer Verantwortung für das Pferd bestmöglich zu entscheiden und zu handeln!
Bericht von Michaela Hohlstein, Kreisverbandsvorsitzende Bamberg