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Tierschutz in der VFD von Heiner Sauter, Koordinator VFD Fachbeirat Ethik und Tierschutz
Die Nutzung der Equiden, allen voran der Pferde, hat sich nach rund 4000 Jahren maßgeblich gewandelt.
Seit Ende der Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts ist die Arbeitskraft des Pferdes in Deutschland durchgängig durch die Pferdestärken moderner Zugmaschinen ersetzt worden.
Eine Zeitlang sah es so aus, als sei das über Jahrtausende benötigte Nutztier hierzulande vom Aussterben bedroht. Aber das stimmt zum Glück nicht mehr.
Die Renaissance der Pferde begann mit den an den Bedarf angepassten Züchtungen als Sport- und Freizeitpartner. Im Laufe der Zeit etablierten sich bundesweit unzählige ländliche Reit- und Fahrvereine, die Anlaufstellen für die pferdebegeisterten Tier- und Naturliebhaber wurden. Die damaligen Reitlehrer, im Regelfall noch altgediente Kavalleristen aus der Zeit, als die Pferde noch wesentlicher Bestandteil des Militär- und Kriegsdienstes waren, übernahmen in den Reitställen das Kommando. Unsensibler militärischer Drill gegenüber dem Reit- oder Fahrschüler, aber Respekt und Demut vor den Leistungen der Pferde prägten überwiegend das Bild der damaligen Zeit. Jahrhundertealtes Wissen und Erfahrungsschätze wurde über Generationen weitergeben und eingesetzt zum Wohle der Pferde.
Die Zeiten, als noch Rossknechte bei den Pferden schliefen und jede Bewegung und jeden Laut der Tiere zu deuten wussten, sind lange vorbei.
Heute übernehmen bereits teilweise Maschinen die Aufgaben der Fütterung und Computer zeichnen jeden Schritt und jede Richtung auf, die das transpondergechipte Pferd zurücklegt. Viele der alten Mythen und Gerüchte rund um das Pferd in Bezug auf Haltung, Gesundheit und Fütterung sind inzwischen wissenschaftlich widerlegt. Das Pferd in seiner Gesamtheit ist aber immer noch nicht vollständig erforscht.
Und: Das Lebewesen, das sich nach 60 Millionen Jahren Evolution nun in dem uns bekannten Zustand befindet, ist noch längst nicht in seinem Endstadium seiner Entwicklung. Die Evolution sorgt für Anpassung seit und solange es Leben gibt. Aber sie braucht auch Zeit. Eine Anpassung erfolgt nicht in einem Zeitabstand von 50 oder 100 Jahren. Das heißt, die grundlegenden Bedürfnisse nach Bewegung, Sozialkontakt in der Herde, Sonnenlicht, Luft und natürlicher Nahrung haben sich nicht geändert. Ebenso wenig sind Fressverhalten und Fluchtinstinkt durch die Zucht eingeschränkt oder verändert worden.
Der Tierschutz bedingt sich nun aus zwei grundsätzlichen Vorgaben.
- Unseren eigenen ethischen und moralischen Vorstellungen
- Den gesetzlichen Vorgaben unserer Gemeinschaft
In beiden Fällen sind die Grundlagen dafür im natürlichen Verhalten und Umgang der Equiden untereinander zu suchen.
Es ist unsere Aufgabe – auf Basis der bestehenden Regelungen und Vorgaben, die sich an den Mindestanforderungen orientieren – die Haltungsbedingungen, den Umgang und die Nutzung im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten so naturnah und tiergerecht wie möglich umzusetzen.
Die Grundlagen dafür sind generell das Tierschutzgesetz (TSchG), im Besonderen die Paragraphen (§) 1, 2 und 3, sowie die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten und die Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport. Das alles natürlich immer in der aktuellen Fassung! Diese Leitlinien wurden von der Sachverständigengruppe der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz erarbeitet.
Diese Vereinigung hat zu vielfältigen Themen rund um das Pferd Merkblätter erstellt und in Umlauf gebracht.
Der Tierschutz ist satzungsmäßig als wesentlicher Eckpfeiler in der VFD verankert und damit die grundlegende Basis für den Umgang mit dem Freizeitpartner Pferd.
Auch jegliche Ausbildung innerhalb der VFD muss dem besseren Verständnis und dem besseren Umgang mit den Equiden dienen. Ausbildung ist gelebter Tierschutz und eine Grundeinstellung unserer Vereinigung.
Das Wissen und die Umsetzung von artgerechter Haltung, Fütterung und Umgang, sowie das rechtzeitige Erkennen von Leistungsgrenzen, gesundheitlichen Einschränkungen und Defiziten sowie Erkrankungen und Fehlbelastungen, sind Zielsetzungen der vielfältigen Ausbildung in der VFD.
Tierschutz ist aber auch das Aufzeigen von erkannten Mängeln und ein respektvolles, aber stets auch beherztes Auftreten bei offensichtlichen Missständen.
Pferde leiden, auch aufgrund des fehlenden Schmerzlautes, still und damit oft unerkannt und lange. Erst langsam kommen, durch aktuelle Forschung unterstützt, andere Parameter zur Schmerz- und Leidensdeutung beim Pferd auf.
Unsere Aufgabe ist es, sensibel auf die Unmutszeichen der Tiere zu reagieren, die Anforderungen stets zu hinterfragen und die VFD-Leitsätze zum Umgang mit dem Pferd mit Leben zu füllen.
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