VFD-Prüferin Christine Garbers war live als Helferin dabei und berichtet von ihren Eindrücken. Am 22.11.2012 kam Monty Roberts zu einer Show nach Luhmühlen in das dortige Ausbildungszentrum. Da ich ganz in der Nähe wohne, wollte ich die Gelegenheit nutzen und habe mich als Helfer beworben. Hier - nach einer fast durchwachten Nacht, da ich viel über das Gesehene nachgedacht habe - mein spontaner Bericht:

Die Eintrittspreise für die Show im AZL lagen bei 45 bis 59 Euro - Wahnsinn!
Da ich mir aber gern ein Bild machen und nicht nur auf die Berichte von Dritten stützen möchte, habe ich mich als Helfer beworben. So einfach war das!
Um 16 Uhr war offizielles Helfertreffen, bei dem alle Helfer mit festen Einsatzbereichen ausgestattet wurden. Ich bekam einen netten Job und musste aufpassen, das die Menschenmenge (gut 1000 Zuschauer) immer nur in einer Richtung (One-Way) an Monty vorbei läuft, um Fotos zu machen oder Autogramme zu holen. Zu diesem Zweck war mit Hindernissen eine Gasse ähnlich wie auf dem Flughafen beim Check-in aufgebaut, und ich stand am Ende direkt neben Montys Tisch und habe die glücklich (und teilweise ganz schön dämlich) grinsenden Leute mit ihren Autogrammen und signierten Büchern, Reithelmen, Blusen und Eintrittskarten wieder heraus dirigiert. Am besten waren die Leute, die zombiegleich und stieren Blickes auf Monty zugewankt sind und die ich teilweise wirklich mit anfassen und schieben davon abhalten musste, die Einbahnstrasse von der falschen Seite zu betreten....Unglaublich! Das hatte schon wirklich was von Startrubel!
Monty ist da ganz Profi, signiert so vor sich hin (beheizbares Kissen im Rücken) und beim Zuruf "Foto!" guckt er mit starrem, allseits bekanntem "Lächeln" in die nächste Kamera. Ab und an kommen noch ein paar persönliche Worte, und die Masse ist entzückt!

Zu den Pferden:
Nun ja, Show halt! Die wirklich schwierigen Fälle werden ganz sicher nicht öffentlich gezeigt.....Ein braver Haflinger, der  angeblich das erste Mal einen Reiter auf dem Rücken hatte - wie zuhause, als wir Nepomuk eingeritten haben, nix anderes! Ein Warmblüter, der Panik bekommt, wenn ein Reiter auf seinem Rücken sitzt - da wurde der Dummy eingesetzt (http://www.ardall.com/ardall-1/), was ich persönlich für sehr gefährlich halte: ein Reiter kann immer noch abspringen, ein Dummy ist fest montiert und könnte ein entsprechend panisches Pferd noch mehr traumatisieren. Beide Pferde wurden u.a. auch mit Doppellonge vorgestellt (zwei lange Longen, mit seinem speziellen Halfter und durch die festgebundenen Steigbügel geführt).
Bei dem Dummy-Pferd verdrehte sich das Pferd einmal und vertüdelte sich mit den Longen. Kein ernsthaftes Problem für Monty  - aber ich möchte nicht wissen, wieviele Pferde demnächst einfach mal so eine Doppellonge angebaut bekommen und ihre Besitzer in höchst gefährliche Situationen manövrieren werden.....Es hätte mehr darauf eingegangen werden müssen, was alles passieren kann, worauf geachtet werden müsste, etc. Z.B. die äußere Longe gleich um die Hinterhand zu führen und nicht erst über die Kruppe laufen zu lassen, halte ich für sehr gewagt! Eines der Pferde schlug ein paarmal nach der Longe aus, völlig normal und absolut zu erwarten, aber das Publikum hielt entsetzt die Luft an - es wird eben was geboten für das Geld!

Nach der Pause wurde ein Pferd namens "Valentin" geritten vorgeführt, das konnte tatsächlich nett und am lockeren Zügel Schritt, Trab und Galopp im Kreis laufen, scheute nicht bei Plane, Fahne und Applaus, und lies es zu, das der Reiter sich in den Sattel stellte und dann absprang. Nichts besonderes, machen wir zuhause ständig. Das besondere war, das dieses Pferd bereits durch die Hände von drei Profitrainern gegangen war, die gescheitert waren, und zum Schlachter sollte. Problem des Pferdes war offenbar, das es Angst vor dem Sattel hatte - das wurde an einem Endlosvideo dokumentiert, auf dem man sehr spektakulär ein stark bockendes Pferd in einer Reithalle sieht (http://www.youtube.com/watch?v=etEXgUIxVu4). Wie mein Camarguehengst Alibou damals! Schön, dass ein Monty Roberts Instructor diesem Pferd wieder Sicherheit gegeben hat und das Pferd eine Zukunft hat! Das war sicher ein ordentliches Stück Arbeit (wobei ich mich scheue, dieses Wort in Zusammenhang mit Pferden zu verwenden - das Zusammensein mit Pferden sollte niemals "Arbeit" sein!) und hat Anerkennung verdient. Aber ich hätte es besser gefunden, wenn genauer definiert worden wäre, WAS bitteschön diese Trainer falsch gemacht haben - und noch besser, wenn diese Trainer beim Namen genannt worden wären! Das würde vielleicht manch einem anderen Pferd unnötige Schwierigkeiten ersparen!

Dann wurde ein hübsches, kräftiges Pferd gezeigt, das scheinbar recht selbstbewusst ist, allerdings Angst vor Plastik hat. Dieses wurde demonstriert, indem mit Stöcken, an denen Plastikbüschel befestigt waren, herumgewedelt wurde. Das Pferd hopste natürlich sehr eindrucksvoll herum, wurde als "gefährlich" tituliert und es wurde kurz versucht, irgendwas mit einer Plastikplane zu machen. Klar, auch davor hat das Pferd Angst. Also Pferd raus aus dem Round Pen, und selbigen KOMPLETT mit Plastikplane ausgelegt. Rundherum war ein bisschen freier Boden, aber an einer Stelle wurde eine zusammen gefaltete Folie gelegt. Pferd wieder rein, und mittels der schon bekannten Stöcke wurde das Pferd in aller Ruhe so im Round Pen dirigiert, das es gezwungen war, über die gefaltete Folie zu springen. Dabei wurde die Folie nach und nach immer breiter ausgelegt, so das das Pferd irgendwann die Folie wirklich mit den Hufen berühren musste - und irgendwann tatsächlich darüber GING und nicht mehr SPRANG. Eine gute Idee, das auf diese Weise zu machen. Hier hat sich für mich mal wieder gezeigt, dass artgerechter und gewaltfreier Umgang immer vernünftige Ideen zur Vorgehensweise verlangt - also den berühmten "denkenden Reiter".
Letztendlich war das Pferd also soweit, das es auch über die ganz große Plastikplane ging, und zwar geführt vom großen Meister persönlich, der dann unauffällig und unbemerkt vom Pferd den Strick ausklinkte, und siehe da, das Pferd ging frei über die Plane.... Wow!
Damit war diese Vorführung beendet. Wir werden wohl nie erfahren, wie das Pferd künftig auf Stöcke mit Plastikbüscheln reagieren wird, denn die waren wundersamerweise plötzlich gar kein Thema mehr.... Spätestens an dieser Stelle hätte ich mich sehr geärgert, wenn ich tatsächlich Eintritt bezahlt hätte! Und allein für die schlechte Akustik wäre übrigens eine Teilerstattung des Eintrittsgeldes angebracht.

Zum Schluss gab es ein Pferd, das sich nicht verladen lässt. Die Reiterin war - weil es ja nicht anders ging - zum Veranstaltungsort geritten.
Immerhin 10 Kilometer, darauf wurde mehrmals hingewiesen. Ich war beeindruckt. Das Pferd hatte eine Kappe auf, da es anscheinend dazu neigt, den Kopf hoch zu reißen und sich selbigen an der Hängerdecke übel zu stoßen.
Das finde ich sinnvoll (im übrigen hatten auch sämtliche Instructoren, sobald sie sich einem Pferd näherten, einen Reithelm auf - auch das ist sinnvoll und ein gutes Vorbild!).
So, mit diesem Pferd wurden einige Vorübungen gemacht, u.a. durch einen Plastikvorhang gehen, damit es den Kopf senkt. Eine natürliche Reaktion von jedem Pferd, wenn es erstmal keine Angst mehr vor dem Vorhang hat. Soweit, sogut. Dann wurde der Hänger herein gefahren und mit dem üblichen Trichter aus Panels versehen. Das Pferd wurde mit der Methode "Vor-zurück-vor-zurück" immer wieder an den Hänger heran geführt, immer ein Stückchen weiter - kennen wir ja. Dabei war das Pferd reichlich entspannt, zeigte keinerlei Unarten wie steigen, hinwerfen, beißen, losreißen, treten......Monty war sichtlich enttäuscht, ich auch. Das konnte meine Esmeralda schon besser, ich erinnere an den kaputten Zaun des Nachbarn, die verbrannten Handflächen (selbst schuld!), den ausgeschlagenen Schneidezahn (vom Pferd, nicht von mir) und den defekten Blinker am Hänger! Nach einigem Vor und Zurück wurden die Panels hinten zusammengeführt, das Pferd erschrak ein bisschen, als es mit dem Hintern daran kam, und gut war.
Das Pferd ging also anstandslos auf den Hänger - ohne Zwischenwand -, wurde darauf unter großem Gepolter herumgedreht, und vorwärts wieder herausgeführt. Wie realistisch ist das denn??!?
Letztendlich durfte das Pferd noch von weiter entfernt im Trab auf den Hänger und von der Besitzerin geführt, und das war"s. Später am Abend habe ich dann draußen auf dem Parkplatz beobachtet, dass dieses Pferd mit dem gleichen Procedere verladen wurde. Immerhin eine gewaltfreie Methode, aber ich frage mich, ob die Besitzerin künftig immer einige Panels und Helfer dabei haben wird, wenn sie verladen möchte??!? Oder wird sie weiterhin durch einen Monty Roberts Instructor betreut - denn diese eine Verladeübung ist doch erst der Anfang eines langen Weges - des Menschen, wohlgemerkt, nicht des Pferdes!
Es gibt hier im Nachbardorf eine Frau, die für wenig Geld, aber umso mehr Enthusiasmus und Kompetenz, jedem Menschen in kürzester Zeit beibringt, sein Pferd künftig und für alle Zeiten allein verladen zu können. DAS wollen wir haben!

Summa summarum:
Erstaunlich, welch ein Hype teilweise immer noch um die Person Monty Roberts gemacht wird. Zweifelsfrei ist er ein echter Pferdemensch, der weiß, was er will und wie er es erreichen kann, und den Pferden nichts Böses antut. Diese Shows sind prima für unbedarfte Menschen, denen man einmal zeigen möchte, wie es auch gehen KANN - aber es ist nur ein klitzekleines Ankratzen an die Gedankenwelt des "Horsemanship". Die Gefahr bei solchen Shows ist, das die Leute nach Hause gehen und meinen, sie wissen und können jetzt wirklich mehr, und die Pferde dies mal wieder ausbaden müssen. Wer sich mit der Thematik schon ein wenig auseinander gesetzt hat, dem wird nicht viel Neues geboten. Es ist halt eine Show, und zwar eine straff und gut durchorganisierte. Teuer, mehr oder weniger informativ, und - zumindest bei mir - zu verbuchen unter meinem oft gebrauchten Spruch: "Kann man machen, muss es aber nicht." Wobei ich lediglich den Besuch so einer Show meine, denn "Horsemanship" MUSS man machen und leben, da geht kein Weg dran vorbei!

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