am 11. Oktober, im Enjoy mit Wolfgang Peters
Dieser Abend gehört ganz allein den kleinen grauen Pelztieren, die wir gerade im Winter häufig im Stall beherbergen,

obwohl wir sie nicht eingeladen haben, oder doch?

Hier fängt es schon an: die Einladung! Ein offener Komposthaufen mit essbaren Abfällen aller Art, und zwar unabhängig davon ob gekochte oder rohe Speisereste, ist DIE Einladung für alle Nager, sozusagen ein offenes Buffet. Es ist dann nicht sinnvoll, wenn gleichzeitig in den Stallungen Gift ausgelegt ist: zum einen wird die Wahl der Ratten eher auf die Speisereste fallen, zum anderen wird das Gift dann oft nicht in ausreichender Menge aufgenommen. Hier ist also Konsequenz von Nöten: Speisereste NUR in verschlossenen Kompostbehältern!

Die nachtaktiven Ratten haben einen Aufenthaltsradius zur Nahrungssuche von ca. 200 Metern. Sie sind nach 6 Monaten geschlechtsreif und die Weibchen haben eine Tragzeit von nur 21 Tagen. Sie wohnen unter der Erde und bauen hier ein weitverzeigtes Gängesystem. Je größer das Gelände ist, desto größer wird die Familie. Bevorzugt werden Flächen, die wenig betreten werden und unübersichtlich sind, ideal sind also Stallungen oder Scheunen mit viel Gerümpel.

Durch den großen Bewegungsradius bei der Nahrungssuche muss es auch nicht unbedingt hier etwas zu essen geben; vielleicht gibt es eine unachtsame Bäckerei in der Nähe? Da eine huschende Ratte nicht nur allgemeines Unbehagen bis hin zu Ekel auslöst, sondern diese auch Krankheitsüberträger sind, sollten sie bekämpft werden. Dies wird uns immer nur begrenzt gelingen, aber diesen Teil sollten wir nutzen.

Es gibt einige nicht mehr aktuelle Methoden, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte. Das sicherste und auch humanste sind die modernen Gifte. Sie wirken blutverdünnend und wie alles, was im Übermaß zu sich genommen wird, irgendwann tödlich. Die Wirkung tritt zeitverzögert ein, die Ratte fühlt sich schwach, möchte ihre Ruhe haben, sucht deshalb vorzugsweise ihren Bau auf und stirbt.

Durch die zeitverzögerte Wirkung fällt sie nicht gleich neben dem Gift um und es setzt so auch keine Warnwirkung auf andere Ratten ein. Stellt man Ratten in seinen Stallungen fest, hat man gar eine gesehen (dann kann auf jeden Fall von einer höheren Population ausgegangen werden) sollten

Köderstationen aufgestellt werden. Als sehr praktisch haben sich diese Boxen erwiesen:

Die Ratte läuft hinein, fühlt sich durch den ansonsten geschlossenen Kasten geborgen, und kann in Ruhe fressen. Wichtig ist, dass die Boxen an einer Wand platziert werden. In der Dunkelheit sehen auch Ratten schlechter und orientieren sich mit Hilfe ihrer Tasthaare an Wänden entlang. Stellt man die Köderboxen mitten im Raum oder im Stall auf, wäre es eher Zufall, dass die Ratte ihr „Futter“ findet.

Im Gegensatz zu Mäusen, die gerne mal hier und dann mal da naschen, frisst sich eine Ratte satt. Und das ist auch gut so, denn dann wird genügend Gift aufgenommen. Wenn man mit der Rattenbekämpfung beginnt, sollten die Köderboxen dann auch durchgängig bestückt sein, bis kein Gift mehr angenommen wird. Im Zeitraum der Bekämpfung sollten auch die Futterplätze, an denen z.B. Pferde beim Fressen gerne krümeln, sehr sauber gehalten werden. Je weniger Auswahl die Ratte hat, desto mehr wird sie sich an das vergiftete Futter halten. Je mehr Auswahl sie hat, desto weniger Gift wird sie aufnehmen. Jede andere Futtersorte, die die Ratte neben dem Gift aufnimmt, verdünnt die Wirkung des Giftes und kann zur Gewöhnung führen. In einigen Getreidesorten ist das Vitamin K1 beigemengt. Nimmt die Ratte hiervon Futter zu sich, wirkt dies nicht nur verdünnend, sondern es neutralisiert das Gift im Körper der Ratte.

Die Zeit der Ansiedlung ist der Herbst. Im Sommer hat die Ratte draußen genug zu fressen und die Felder geben ihr genug Schutz. Werden diese dann geerntet und wird es draußen ungemütlich und kalt, zieht es auch die Ratten in eine etwas gemütlichere Umgebung, wo es im Idealfall auch noch Futter gibt.

Zusammengefasst gilt, man kann sich in den meisten Stallungen nicht davor schützen, dass die kleinen grauen Pelztiere mal reinschauen; aber man kann es verhindern, dass sie sich wohlfühlen und gleich einziehen: Durch Ordnung keine Schlupfwinkel bieten, durch Sauberkeit und Verschluss von Futtermitteln kein Futter bieten und letztlich immer einen Happen Gift anbieten.

Es versteht sich von selbst, das Gift IMMER in speziellen Köderboxen zu servieren, damit keine anderen Tiere etwas von dem Gift zu sich nehmen können. Und kommt einem Hund oder Katze ungewöhnlich vor, torkeln sie sogar, dann nichts wie hin zum Tierarzt: Vitamin K1 ist auch hier wichtig, um das Gift zu neutralisieren.

Als Alternative zum Gift wird oft mit Ultraschall geworben. Der Erfolg ist allerdings nur sehr kurzfristig, da sich Ratten sehr schnell an das Geräusch gewöhnen und es dann einfach hinnehmen.

Neben den Nagern gibt es auch noch kleinere Schädlinge im Stall. Wird Getreide überlagert, siedeln sich kleine Krabbeltiere an. Hier hilft nur: Getreide rechtzeitig auffüttern und Lagerplätze sauber halten.

Kellerasseln und Silberfische mögen es feucht (min. 30% Feuchtigkeit). Sie gehören zwar zu den Lästlingen, sind aber zumindest hygienisch unbedenklich.

Ein herzliches Dankeschön an Herrn Wolfgang Peters von der Firma Hanseatische Schädlingsbekämpfung in Lübeck für diesen sehr interessanten Vortrag.

Berit Huckfeldt

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