Da mich zurzeit häufiger die Frage ereilt, was denn für Ausrüstungsvorschriften für den Geländereitercup gelten, will ich gerne ein paar Worte dazu verlieren.
Wir haben uns selber häufig gefragt, was wir denn sehen wollen, wofür wir Zusatzpunkte vergeben und wann wir auch einen Start ins Gelände für Pferd und Reiter verneinen müssen. Doch wenn wir uns unsere Grundsätze anschauen wird es viel einfacher. Was ist uns wichtig? Die Sicherheit von Pferd und Reiter im Gelände und Straßenverkehr spielt eine große Rolle. Darüber hinaus sind uns die „Leitsätze im Umgang mit dem Pferd“, formuliert von erfahrenen Ausbildern unserer Vereinigung, und die Ausbildungs- und Prüfungsordnung der VFD Leitlinien, die sich auch in den Regeln und der Beurteilung des Geländereitercups niederschlagen.
Harte Fakten stehen in der Ausschreibung und dem Kleingedruckten – den Veranstaltungsbedingungen, die jeder Teilnehmer mit seiner Nennung anerkennt. Dazu gehören zum Beispiel Bestimmungen zu den Gebissen und Zäumungen.
Darüber hinaus schauen wir uns aber noch einiges mehr an um sicher zu gehen, dass alle Teilnehmer mit ihren Pferden gesund aus dem Gelände wieder kommen können!
Die Ausrüstung sollte Pferd und Reiter passen. Das sagt sich so einfach und kann doch so kompliziert sein. Pferd und Reiter sollen sich in einwandfreiem Gesundheitszustand präsentieren. Bei mitgeführtem Gepäck ist uns wichtig, dass es sicher befestigt ist, möglichst wenig in der Bewegung wackelt und wippt, dass es nicht direkt auf dem Fell scheuern kann und keinen Druck auf der Wirbelsäule verursacht. Der Sattel und die Zäumung sollten dem Pferd passen, das Gebiss sollte nicht an die Zähne schlagen und gegen Durchrutschen durchs Pferdemaul gesichert sein. Der Reiter sollte dem Wetter gemäß sichtbar gekleidet sein. Flatternde Schals, große Kapuzen und offene Jacken sind gefährlich, da man als Reiter damit leicht an Bäumen und Büschen hängen bleiben kann oder sein eigenes und andere Pferde erschreckt. Geschlossene Schuhe mit Absatz geben sicheren Halt im Bügel, der Hufschutz des Pferdes sollte fest angebracht sein. Auch oder grade eine Fleece-Abschwitzdecke sollte als Rolle hinter dem Sattel nicht direkt auf dem Fell aufliegen. Sie verursachen enorme Wärme, wenn sie dort 2-3 Stunden reiben!
All das bedeutet für uns einfach Tierschutz und Sicherheit für Pferd und Reiter – daher gehört es unabdingbar dazu – nicht nur, um Ausrüstungspunkte zu vergeben. Dennoch kann ich verstehen, dass ich nach der Ausrüstung gefragt werde, die Punkte bringt.
Wem hilft es allerdings, wenn wir einen Anforderungskatalog aufstellen, die Teilnehmer ihre Pferde vollpacken um alle Punkte zu bekommen und zuhause doch wieder ohne das große Wanderreitgepäck starten. Die Idee dahinter ist doch, zu zeigen, was uns auch bei einem kleinen Ausritt zuhause von großem Wert sein kann, denn niemand ist davor geschützt, einmal in einen Unfall verwickelt zu werden oder jemandem Hilfe leisten zu müssen.
Versuchen wir uns doch mal solche Situationen vorzustellen: Auf unserem gemütlichen Abendausritt treffen wir im Wald auf einen verletzten Mountainbiker: Sicher, jedem ist klar, dass hier ein Notruf angebracht ist. Und dann? Wie leisten wir Erste Hilfe mit dem Pferd an der Hand? Gefährden wir den am Boden liegenden Radler durch das Pferd oder das Pferd durch das Heranführen an das Fahrrad, was ebenfalls auf dem Weg liegt? Wäre es nicht praktisch, das Pferd an einen Baum binden zu können? Sicher, dafür haben wir doch unser Halfter dabei und es ist nicht in den Tiefen der Packtasche, sondern griffbereit am Pferdekopf. Achtung, um unschöne Verletzungen und Einschnitte am Pferdekopf zu verhindern nutzen wir zum Anbinden natürlich kein Schnurhalfter!
Und womit versorgen wir den verletzten Radfahrer? Genau, wir haben dafür unser Erste-Hilfe Set dabei und wissen es auch zu nutzen, so dass wir einen schönen Druckverband an der stark blutenden Wunde am Bein anlegen können.
Aber was, wenn wir selber nun der Patient sind nachdem wir vom Pferd gestürzt sind, weil es sich zum Beispiel vor einem Schuss erschrocken hat? Oh je, es ist auch noch weggelaufen – mit den Verbandpäckchen in der Satteltasche? Dumm gelaufen … oder doch nicht … Erste-Hilfe-Set am Mann gehabt? Und das Telefon natürlich auch! Von dem Helm auf unserem Kopf wollen wir gar nicht reden, der gehört ja eh zur Ausrüstung wie Jacke und Hose.
Aber es kann auch noch schlimmer kommen – nicht wir sind der Patient sondern unser geliebter Vierbeiner. Auf einem mit hohem Gras bewachsenem Feldweg konnten wir die weggeworfene Glasflasche nicht erkennen und unser Pferd hat nun eine große Scherbe tief im Huf stecken. Zum Glück erreichen wir jemandem am Hof, der verspricht uns mit dem Anhänger abzuholen. Zu dumm, dass unser Pferd mit seinem zu dieser Jahreszeit winterlichen Fell vormals heftig geschwitzt hat und nun bei der herbstlichen Kälte in Kombination mit der Angst und Aufregung schon zittert. Leider hat es vor meiner Silberfolie, die im Wind so knistert panische Angst, dass ich es nicht warm halten kann. …beim nächsten Mal nehme ich sicher eine Nierendecke mit! Übrigens – Statistiken der Rettungsmedizin zeigen, dass die meisten ausgekühlten Unfallopfer im Sommer eingeliefert werden. Da glaub niemand dass es kalt ist…. also schadet eine Decke im Sommer auch nicht, um die großen erwärmten Muskelmassen unseres Lauftieres im Notfall vor Auskühlung zu schützen!
Sicher lässt sich diskutieren, wie groß die Chance ist, dass all solche Unglücke passieren und ob man wirklich all die Ausrüstungsgegenstände immer braucht. Aber eins seid euch sicher, wer einmal in ein schlimmes Unglück verwickelt war wird sich gerne die Mühe machen die zwei Teile mehr zu einem Ausritt mitzunehmen! In dem Sinne drück ich allen die Daumen, dass es weder zuhause noch bei einer Veranstaltung zum Ernstfall kommt und freue mich mit euch auf einen schönen GRC Endausscheid!!!!