Einen guten Reitkurs für Kinder zu finden kann häufig ein Problem werden, besonders wenn man Wert auf fundiertes Wissen legt.

Die Reitvereinigung Biberach e.v. bietet ein Mal im Jahr einen Ferienreitkurs für Kinder im Alter von 6-10 Jahren an. Betreut und unterrichtet werden die Kinder auf Ponys vom hofeigenen Ponyteam, das schon seit rund 25 Jahren existiert. 

 

Es besteht derzeit aus 11 Mädchen, die sich das ganze Jahr hindurch um 14 Ponys und ein paar eigene Fohlen kümmern. Sie bilden die Ponys selbst aus und geben auf ihnen regelmäßig unterricht. Der jährliche Reitkurs findet auf diesen gut ausgebildeten Ponys statt.

Ich war zu Besuch auf dem Reiterhof und wurde zum Helfen eingeteilt. Jeweils die eine Hälfte der Kinder ritt eine halbe Stunde in der Reithalle, während die anderen Theorie Unterricht bekamen. Danach wurde gewechselt. Insgesamt durfte jedes Kind pro Tag zwei Mal eine halbe Stunde reiten und das immer auf unterschiedlichen Ponys. Geritten wurde ohne Sattel - das solle die Balance und Sicherheit fördern. Und tatsächlich kamen die Kinder super damit klar.

Am ersten Tag bekamen jeweils zwei Kinder ein Pony mit einem Ponymädchen zugeteilt. Das Mädchen war dafür verantwortlich beim Putzen der Ponys zu erklären und aufzupassen und alle sind dieser Aufgabe vorbildlich nachgegangen. Danach ging es für die erste Reitgruppe in die Halle. Die Kinder durften aufsitzen und wurden geführt. Keiner lief in der Abteilung und es gab auch keinen Reitlehrer, der in der Mitte stand und Anweisungen brüllte. Ganz im Gegenteil führten die Ponymädchen jeden einzeln und machten mit den gut gelaunten Kinder Sitzübungen. So konnten sie besser auf die jeweiligen Wünsche und Ängste eingehen. Wer mutig war durfte sogar im Schritt rückwärts reiten.

Auch im Trab wurden schon erste Übungen gemacht. Einige Kinder trauten sich sogar freihändig zu traben. Wer unsicher war, hielt sich in der Mähne fest oder wurde von dem mitlaufenden Ponymädchen etwas gestützt. Auch ich durfte eines der Kinder führen und stellte schnell fest, dass diese aus dem Grinsen nicht mehr heraus kamen. Eine schöne Erfahrung!

Am zweiten Tag half ich morgens bei der Theorie. Die Kinder lernten die Hilfengebung und das Zügelhalten direkt am Pony, wobei diese erst im Halfter eingehakt wurden. Danach ging es darum die Kenntnisse über eine Trense zu verinnerlichen, sowie Hufschlagfiguren zu lernen. Die Kinder waren fleißig dabei und wurden von den drei Ponymädchen, die für die Theorie zuständig waren, tatkräftig unterstützt. So liefen alle schon bald pferdchenspielend Hufschlagfiguren. Nicht ein Mal musste ein Stift zur Hand genommen werden - es sind ja auch Ferien! 

Mittags übernahm ich wieder ein Pony - Kind - Paar und dieses Mal wurde schon galoppiert - natürlich auch ohne Zügel. Ich war selbst etwas unsicher, weil ich das mir zugeteilte Pony als Gast natürlich nicht kannte, aber die Mädchen meinten, das sei kein Problem. Und tatsächlich sind die Ponys so gut ausgebildet, dass ich einfach nur etwas schnalzen und "Galopp" rufen musste und schon galoppierte das kleine Shetty munter drauf los. Das Kind lachte, ich rannte und alle waren zufrieden - wobei mir irgendwann schon sehr warm wurde...

Der dritte Tag war dann Premiere. Endlich durften die Kinder Zügel in die Hand nehmen. Erst noch das Auftrensen verinnerlichen und dann rauf auf das Pony. Das erste Mal alleine reiten und das erste Mal in einer Abteilung! An diesem Tag half ich nur bei der Theorie, deswegen sah ich die strahlenden und stolz durcheinander plappernden Kinder erst nach dem Reiten. Theorie wurde auf einmal zur Pflicht und jeder fragte, wann sie wieder reiten dürften. Trotzdem lernten sie noch die unterschiedlichen Haltungsformen und das Wissen über das richtige Füttern. 

Am vierten und letzten Tag verfestigten die Kinder das Theoriewissen und durften auch das Abteilungsreiten weiter üben. Ich half wieder bei beidem und war gespannt wie das Reiten funktioniert. Ein paar Kinder waren zwar etwas überfordert, aber dann war immer sofort eines der Mädchen zur Stelle und half individuell. Dieses Mal gab es jemanden, der die Anweisungen gab, aber wenn dann das eine Pony doch abgekürzt hat oder das Kind nicht von der Abteilung weg reiten konnte, halfen die Mädchen einzeln und erklärten ganz genau, was gemacht werden muss. Manchmal, glaube ich, wäre es für die Kinder einfacher gewesen mit Bildern im Kopf zu arbeiten, aber so hat es eigentlich auch immer funktioniert. Galoppiert wurde weiterhin nur einzeln und mit Begleitung eines Ponymädchens.

Ab 11 Uhr durften dann die Eltern kommen um den Kindern bei ihrer kleinen Prüfung zuzusehen. Dabei ritten sie durch einen kleinen Parcours, der viel Geschicklichkeit bedarf. Erst über ein Cavaletti balancieren und wieder aufsteigen, dann durch einen Slalom reiten, Putzzeug umräumen und danach sogar ein kleines Stück in Begleitung galoppieren. An jeder Station standen Helfer. Bewertet wurde die benötigte Zeit, sowie der Sitz und die Hilfengebung. Das Ponyteam machte aber auch klar, dass es sehr an den Ponys liegt, welche Zeit die Kinder am Ende haben werden. 

Aus diesem Grund gab es am Ende des Reitkurses auch für jeden eine Urkunde und viel Lob. Drei Kinder wurden platziert. Der einzige Junge des Kurses gewann den kleinen Parcours. Das jüngste Mädchen, an diesem Tag erst 6 Jahre alt geworden, bekam einen Preis für den besten Sitz - ein tolles Geburtstagsgeschenk! Sie wurde auch gleich zur Probe in das Ponyteam aufgenommen. Immerhin ist der Reitkurs auch spannend zum Auffinden neuer Talente.

Von außen betrachtet muss ich sagen, dass mir der Reitkurs sehr gefallen hat. Ein paar Dinge gibt es, die ich anders machen würde, oder die einfach von den FN - Richtlinien vorgeschrieben sind. Zum Beispiel war die Anweisung "gerade Sitzen" nicht sehr hilfreich, weil prombt alle ein Hohlkreuz machten. Doch die Ponys sind super ausgebildet und lassen sich durch gar nichts aus der Ruhe bringen. Die Ponymädchen haben Erfahrung im Umgang mit Kindern und das grundlegende Wissen über Pferde wird gut und anschaulich übermittelt. Natürlich fiel auch mal ein Kind vom Pony, aber das kann passieren und die Mädchen kümmerten sich sofort. Danach saßen alle Gestürzten wieder auf und ritten am Ende strahlend durch den Parcours. 

Ich empfehle den Ferienreitkurs sehr, denn mit einem Preis von nur 70€ bietet er ein klasse Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch für VFD-Kids interessant, denn die Reitvereinigung war keineswegs abgeneigt mit der VFD zusammen zu arbeiten. Aber man muss sich schnell anmelden, denn es gibt schon Wartelisten!

 

http://www.ponyteam-biberach.wg.vu/index/

http://www.reitervereinigung-bc.de/

 

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