Ein Bericht von Mareike Cesovic
Zu diesem ganz besonderen Ritt hatte der Bezirksverband Hildesheim eingeladen. Zwei Tage wollten wir im schönen Hildesheimer Land unterwegs sein. Start- und Treffpunkt war der Waldparkplatz am Jägerhaus in Sehlde. Früh um 10 trafen sich die ersten Gespanne. Insgesamt waren wir zu siebt. Wie beim VFD üblich waren viele verschiedene Rassen und Ausrüstungen vertreten. Wir hatten Haflinger, Spanier, Schweizer, Isländer, Waliser, Schwarzwälder, Warmblüter, Kaltblüter, Ponys und sogar einen Reitbegleithund…eine richtig bunte Mischung.
Nach der Begrüßung, ich glaube die meisten kannten sich schon von vorherigen Ritten, gab es eine Ausrüstungs- und Ritt- Tauglichkeitsprüfung durch die beiden Prüflinge Aline und Janet. Dabei wurden schon die ersten Tipps und Tricks zur Ausrüstung ausgetauscht. Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie andere die Probleme mit den Taschen, Decken und diversen anderen Anhängseln lösen.
Als die Pferde gesattelt und bestückt waren, mussten wir noch das größte Problem dieses Tages lösen: Was anziehen? Jacke ja – nein? Regenmantel hinten drauf oder lieber doch gleich anziehen? Das Wetter gab leider alles her. Trotz dieser schwierigen Entscheidungen haben wir es geschafft pünktlich los zu kommen. Den ersten Teil sind wir noch zu Fuß gegangen, bevor wir dann an geeigneter Stelle alle aufgestiegen sind. Die meisten Pferde waren sehr erfahren mit solchen Veranstaltungen und wussten, dass sie sich ihre Kraft einteilen müssen. Aber wir hatten auch einen „Neuling“ dabei, der die Sache mit so vielen anderen Pferden doch sehr aufregend fand und seinen Stress mit Bewegung kompensieren musste. Kein Problem für unsere erfahrenen Ritt- Führerinnen: Das Pony geht nach vorne zusammen mit meiner netten, ruhigen Freiberger Stute. Fluchs verwickelte ich die Reiterin in ein Gespräch und der erste „Berg“ ließ nicht lange auf sich warten. Funktioniert eigentlich immer. Auch in diesem Fall. Und so waren dann auch die folgenden insgesamt 18 km sehr entspannt.
Wenn nicht gerade so aufregende Sachen wie Straßenüberquerungen, Ortschaften mit Kettensägen oder kurvige Landstraßen auf dem Plan standen, sind wir im lockeren Verband unterwegs gewesen. So konnte man sich mit jedem mal unterhalten und den neusten Stalltratsch austauschen.
Vor der Pause gab es nochmal ein bisschen Unruhe, als wir an einer Kuhweide vorbeikamen. Jemand sagte: das sind alles Milchkühe, die tun nichts. Es war wohl zur Beruhigung des Pferdes und der Reiterin gedacht. Gerade als ich sagte: ich habe auch schon bockende Milchkühe gesehen, setzte sich die Herde langsam in Bewegung, dann immer schneller und schließlich schwankten die dicken Euter unter den Bucklern hin und her. Sie überholten die schnaubenden und prustenden Pferde, um dann vorne an der Weide auf uns zu warten. Gerade rechtzeitig mussten wir leider abbiegen, so dass uns die Schwarzbunten nur neugierig hinter her schauen konnten. Die Pferde waren sehr tapfer und haben sich ihre Pause redlich verdient.
Ungefähr zur Mitte der Strecke hatten unsere Ritt- Führerinnen einen schönen Pausenplatz mit viel Gras ausgesucht. Wir befreiten unsere Pferde von den Gebissen und ließen sie am langen Strick grasen, während wir unsere mitgenommenen Brote verspeisten. Abwechselnd wurden die Pferde der anderen Teilnehmerinnen festgehalten, damit jede auch mal im Wald verschwinden konnte.
Nach der Pause ging es erst wieder ein Stück zu Fuß durch einen kleinen Pfad. Am Ende waren einige Baumstümpfe zum Aufsteigen. Der kleine Regenschauer hatte sich den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, als wir uns noch im Wald befanden. Am Waldrand angekommen, genossen wir den Ausblick in die schöne Landschaft und den inzwischen wieder blauen Himmel.
Jetzt stand uns ein ganz besonderer Teil des Rittes bevor. Wir ritten auf der Landstraße entlang und kamen an einen Bahntunnel. Wer Pferde kennt, weiß, dass dunkle Höhlen immer ein bisschen Mut erfordern. Also sortierten wir schon vor der Landstraße unsere Pferde in eine Formation, die klappen könnte. Meine Stute, die schon die eine oder andere Unterfahrt hinter sich hat, und den „Neuling“ nach vorne. Der Rest wird dann schon folgen. Schon vor dem Tunnel sprach ich meinem Pferdchen Mut zu. Immerhin hatte sie die komplette Verantwortung! Sie wurde langsamer, um die Situation zu beurteilen, ging aber ohne zu stocken weiter. Im Tunnel konnte man ja schon das Licht auf der anderen Seite sehen, so dass es nur nochmal eine kleine Unsicherheit gab, als das Getrappel der anderen Pferde im Tunnel hallte. Aber in den letzten 10 Jahren haben wir beide soviel Vertrauen aufgebaut, dass sie auch das meistern konnte. Der Plan, dass der Rest schon folgen würde, ging auf. Gleich nach dem Tunnel mussten wir links auf die nächste Landstraße abbiegen. Also nur kurz sammeln, alle da? Und los. Nachdem alle um die Ecke waren, konnte ich das erlösende Schnauben der Pferde und Reiterinnen hören. Solche Gefahrenstellen lassen sich nicht direkt trainieren, das ist viel Kleinarbeit in vielen Jahren des Zusammenseins. Aber hinterher ist man um so glücklicher diese Situation gemeinsam überstanden zu haben und es schweißt noch enger zusammen. Auch unser „Neuling“ hat die Sache gut überstanden und ist nun um eine Erfahrung reicher.
Normalerweise gibt es auf solchen Ritten die schnellen, die immer vorne sind und die langsamen, die immer hinten sind. Aber diese Truppe war sehr harmonisch im Tempo, so dass jeder mal vorne und mal hinten war. Leider waren wir auch insgesamt ziemlich schnell unterwegs und kamen recht früh an unserem Übernachtungsplatz an. Nach dem Absatteln haben wir die Pferde getränkt und ein bisschen grasen lassen, während die letzten Pfähle unserer Paddocks aufgestellt wurden. Nach kurzer Beratung, welche Pferde nebeneinanderstehen sollen, ließen wir unsere Pferde mit einer riesen Ration Heu in Ruhe. Für uns gab es jetzt ein Päuschen mit Kaffee im Garten der Wanderreitstation. Wir tauschten uns über den Tag aus und stellten fest, dass es niemanden gab, der unzufrieden oder überfordert war, alle geschafft, aber glücklich. So soll es sein. Dann konnten wir unsere Zimmer beziehen und trafen uns anschließend in der Gaststätte zum Abendessen. Die Betreiberin der Wanderreitstation Jessica hatte für uns gekocht. Nach so viel frischer Luft war der Hunger groß. Nebenbei wurden alte und neue Geschichten erzählt und eine Flasche Wein geleert. Ein schöner Abschluss eines schönen Tages.
Der nächste Morgen begann mit dem Versorgen der Pferde und einem ausgelassenen Frühstück. Nachdem wir unsere Lunchpakete geschmiert hatten und unsere Sachen im Tross verstaut waren, holten wir die Pferde und sattelten.
Der erste Aufreger des Tages galt meinem eigenen Pony. Schon beim satteln kratze sie sich auffallend viel an der Brust, beim Aufsteigen nochmals an der Flanke. Vielleicht die Mücken der Nacht? Nach verlassen des Waldes drehte mein Pferdchen dann so richtig auf. Eigentlich wollten wir traben, aber mein Pony war so aufgeregt und drohte fast zu explodieren. Immer wieder blieb sie stehen und kratze sich, schüttelte wie verrückt den Kopf. Hinter mir sagte jemand: die hat überall Pusteln. Ok, ein Nesselausschlag, das juckt natürlich und erklärt das Verhalten. Aber was kann man jetzt unterwegs machen...nichts! Zum Glück kamen wir gleich in den nächsten Ort. Ortschaften sind immer spannend für das Pony, da gibt es viel zu gucken in den Vorgärten. Und dieser Ort hatte auch etwas besonderes zu bieten: bellende Hunde! Nichts Ungewöhnliches sagt ihr…diese Hunde befanden sich aber direkt über den Köpfen der Pferde auf einem Vordach. Und so große Hunde hatte noch keines unserer Pferde jemals gesehen. Zumindest hat das ordentlich abgelenkt, so dass mein Pony sich nicht mehr mit dem juckenden Ausschlag befassen konnte. Und so schnell die Pusteln gekommen waren, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. Am Ortsausgang war der Spuk vorbei, noch bevor wir uns einen Plan B ausgedacht hatten, wenn es nicht besser werden sollte. Puh…was für eine Aufregung.
Danach ging es entspannt weiter. Abwechselnd im Wald und zwischen Feldern genossen wir die herrlichen Ausblicke. Mitte der Strecke war wieder eine Pause eingeplant, diesmal im Wald ohne Gras für die Ponys. Aber unsere Trossermannschaft hatte Heu gebracht und für uns Mädels gab´s Gummibären und Schaumküsse. An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank dafür. Die Pferde stürzten sich aufs Essen, genau wie die hungrigen Reiterinnen. Der Waldplatz war diesmal auch gut gewählt, denn das Wetter gab uns kurz Bescheid, warum wir die Regenmäntel eingepackt hatten. Aber als wir aus dem Wald herauskamen, war die Luft schön frisch, wie gewaschen, und der Regen hatte aufgehört. So lässt es sich reiten…
Als wir nach vielem Auf und Ab an den Gespannen wieder ankamen, waren alle gesund und glücklich, aber todmüde. Und zum Schluss gab es dann für unsere beiden fantastischen Wanderrittführerinnen Glückwünsche zur bestandenen Prüfung.
Insgesamt waren es zwei schöne, entspannte Tage mit vielen Gesprächen rund ums Thema Pferd und definitiv eine Wiederholung wert. Dies ist auch schon für den Herbst geplant. Wenn ihr also Lust bekommen habt, dann schaut mal in unsere Termine beim BzV Hildesheim.