Lesley Osborne, ihres Zeichens Pferdegesundheitstrainerin, Pferdewirtin, Akupunkt-Massage nach Penzel und diversen weiteren Ausbildungen und Kursen, berichtete sehr ausführlich von der natürlichen Schiefe des Pferdes, was sie bewirkt, wie man sie erkennt und wie man mit ihr umgeht.
Dieser Abend war theoretischer Natur, ein praktischer Tag wird noch in diesem Jahr folgen.
Was also ist zunächst die „natürliche Schiefe“?
Jedes Pferd hat eine natürliche Schiefe, kein Lebewesen ist von Natur aus völlig symmetrisch.
Bei Pferden zeigt sich dies an der hohlen Seite und der Händigkeit. Die natürliche Händigkeit wird vom Gehirn gesteuert und ist angeboren. Ein eventueller Wechsel der Händigkeit kann medizinisch bedingt sein, z.B. durch Verlust eines Auges, einseitige Lahmheit usw.
Ohne oder durch falsche Gymnastik verstärkt sich die hohle Seite.
Vom Boden ist dies zu erkennen, da beim Grasen der händige Huf meist vorn ist. Schaut sich das Pferd nach hinten um, tut es dies bevorzugt über die hohle Seite. Die Mähne und der Schweif fallen fast immer auf die hohle Seite. Zudem ist die Muskulatur auf der hohlen Seite schwächer und die Kruppe ist meist tiefer. Halten Pferde an, stehen sie meist nach der hohlen Seite hin offen und es tritt mit dem händigen Vorderbein an. In Kurven stellt sich das Pferd gern auf der händigen Seite nach außen. Ein links hohles Pferd galoppiert auf der rechten Hand besser. Beim rechts hohlen Pferd ist es dementsprechend anders herum.
Solange das Pferd nicht geritten wird, ist die natürliche Schiefe nicht schlimm.
Vom Sattel aus erkennt man die hohle Seite folgendermaßen: ist das Pferd auf der hohlen Seite nach innen gestellt, lässt es sich wesentlich leichter stellen und biegen. Auf dem Zirkel oder auf Vollen drängt es nach außen und nimmt den inneren Zügel nicht richtig an. Der Galopp ist auf der hohlen Seite schwieriger und der Reiter wird nach außen gesetzt.
Beim seitlichen Übertreten fällt es dem Pferd auf der hohlen Hand leichter.
Damit es noch schlimmer für das Pferd wird, kommt der Reiter mit seiner Händigkeit noch dazu. Des Weiteren bringt der Reiter eine Steifheit mit, da sich die wenigsten Reiter vor dem Reiten aufwärmen und dehnen. Viele Reiter haben Rückenprobleme und einen unausbalancierten Sitz. Unbewusst reiten die meisten vermehrt auf der besseren Hand und verstärken die Problematik, da sie nicht gegen die Schiefe arbeiten.
Weitere Fehler, die die natürliche Schiefe noch verstärken, sind zu starkes vorwärts treiben, ein starker anstehender äußerer Zügel und als Sahnehäubchen ein schiefer und nicht passender Sattel. (Oft werden die Sättel absichtlich schief gepolstert, da man dem Pferd entgegen kommen möchte.)
All diese Punkte verstärken die Balanceprobleme und üben unkorrekte Muskelimpulse aus. Muskeln verkrampfen und falsche Muskeln werden trainiert. Der Körper und die Psyche des Pferdes nehmen dadurch Schaden.
Die Folgen des fehlerhaften Trainings äußern sich in gesundheitlichen Problemen. Z.B. entsteht für das Pferd auf dem Zirkel, wenn es mit der hohlen Seite innen läuft, Fliehkraft. Je schneller das Pferd läuft, umso mehr Fliehkraft entsteht. Hierbei wird der lange Rückenmuskel an der Außenseite überdehnt. Läuft das Pferd mit der hohlen Seite außen auf dem Zirkel, entsteht Schwerkraft und die Wirbelsäule steht unter Spannung. Das äußere Hinterbein wird nach außen versetzt. Bein und Wirbelgelenke nehmen somit Schaden und ein Beckenschiefstand entsteht.
Die Folgen für das Pferd sind gravierend. Zunächst ist das Pferd weniger geschmeidig und es verliert die Energie für das flotte Vorwärts. Die Vorderbeine werden überlastet, es streicht mit den Beinen und tritt sich in die Ballen. Es entstehen Fesselträgerschäden. Die Wirbelsäule wird falsch belastet, es entstehen sporadische Lahmheiten und Probleme an den Kniescheibenbändern.
Die Pferde werden nervös, beginnen evtl. zu koppen oder neigen zu Headshaking. Sie bekommen Stoffwechselprobleme und damit stehen die nächsten Krankheiten an.
Wichig: Es handelt sich hierbei nicht um Blockaden von Knochen, sondern der Muskulatur um herum. Nur gutes Training lockert die Muskulatur, hinzugerufene Osteopathen können nur den Anfang machen.
Mögliches, sinnvolles Training kann folgendermaßen aussehen:
langsames Longieren abwechselnd auf beiden Seiten in kurzen Einheiten, damit sich die Muskeln an- und abspannen können. Hohes Tempo ist hierbei Gift. Das Pferd soll auf dem Zirkel spurig laufen, dementsprechend muss das Tempo und die Zirkelgröße angepasst werden. Im Schritt starten und beim Reiten mit einer liegenden 8 beginnen.
Wie erwähnt, wird es in diesem Jahr noch einen Praxis-Kurs geben: „Wie richte ich mein Pferd gerade? Biegende und dehnende Arbeiten am eigenen Pferd.“ (Max. 6 Teilnehmer mit Pferd, Zuschauer herzlich Willkommen.)