von Dipl.-Tierheilpraktikerin Martina Wallow
Seien Sie achtsam im Verlauf der Weidesaison: Fette Pferde haben dicke Probleme!

Jedes zweite Pferd in Deutschland ist zu dick. Das liegt vor allem an mangelnder Bewegung und modernen Grassorten, die für die Beweidung mit Hochleistungsrindern ausgelegt wurden. Kühe brauchen energiereiches Futter, Pferde benötigen vor allem rohfaserreiche Kost.

Die Gräser auf diesen Weiden sind für Pferde viel zu gehaltvoll. Die fetten Monokulturen haben mit dem kargen, harten Steppengras, auf das Pferde spezialisiert sind, nichts gemeinsam.

Meist sind Kotwasser, Durchfall und mangelnde Füllungskontrolle im Darm die Folge. Der geringe Rohfasergehalt der fetten Gräser begünstigt Koliken und Überfressen. Der hohe Zuckeranteil führt zur Verfettung, ohne dass das rohfaserarme Gras ein wirkliches Sättigungsgefühl schafft.

Nicht nur die gehaltvollen Weiden sind Schuld dass unsere Pferde immer dicker werden. Auch wir als Pferdebesitzer versorgen unsere Tiere noch übermäßig mit dem Lieblingskraftfutter und sorgen dafür dass sie äußerlich und innerlich immer mehr verfetten. Die überzähligen Kilos belasten den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislaufsystem. Am gefährlichsten sind jedoch hormonelle Stoffwechselentgleisungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) oder Diabetes.

In der Pferdemedizin ist EMS erst seit wenigen Jahren bekannt und tritt meist bei Pferden auf, die zu energiereich gefüttert und zu wenig bewegt werden. Betroffene Tiere geraten in einen bedrohlichen Zyklus, weil Fettgewebe nicht nur Speichergewebe ist, sondern auch eine überaus aktive Hormondrüse. Diese kann das Zusammenspiel von Zucker und Insulin gefährlich aus dem Gleichgewicht bringen. Der überschüssige Zucker greift Gefäße an, Entzündungen an der Huflederhaut entstehen. Auch Sommerekzeme verschlimmern sich. Diskutiert wird, dass vor allem die Fettdepots am Mähnenkamm, Schulter, Kruppe und bei Hengsten und Wallachen am Schlauch (Präputium) und bei Stuten vor dem Euter hormonell aktiv sind.

Beim Diabetes mellitus leiden die Pferde unter Insulinmangel. Auch das ist eine Zuckerkrankheit, unter der vorrangig überfütterte Tiere leiden. Es ist meist eine Folgeerkrankung von Stoffwechselstörungen, die u.a. auch durch Fettleibigkeit ausgelöst werden können.

Laut Expertenmeinung muss damit gerechnet werden, dass ständig zu fette Pferde nach 10 – 20 Jahren an Altersdiabetes erkranken können.

Zu viel Speck macht Pferde also schwerkrank. Jetzt hilft nur noch eine Diät- hastige Fastenkuren bringen aber ebenso wenig wie Kalorien zählen. Der Wohlstandsbauch muss langsam schwinden.
Eine gute Diät ist kontrolliert und schonend. Kürzen Sie die Futterration rigoros um alle Energieträger wie Mais, Gerste und Hafer. Vermeiden Sie Öl, es enthält 3 x soviel Energie wie Kraftfutter. Während der Weidesaison lassen Sie Ihr Pferd nur ca. 2 -4 Std. auf die Weide, dann sollten Sie es in einen Auslauf oder Paddock stellen. Dort darf es zur Deckung des Strukturbedarfs energiearmes Heu und Stroh knabbern. Pferde freuen sich auch über Äste und Zweige im Auslauf. Sie beschäftigen sich und ihren Verdauungsapparat, ohne allzu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Geeignet sind Buche, Weide, Birke und ungespritzte Obstbäume. Auch gesenste Disteln und Brennnesseln werden gerne genommen.
Häufige und gezielte Bewegung ist hier die wichtigste Maßnahme um den Stoffwechsel wieder auf Vordermann zu bringen. Hier sollte man äußerst umsichtig beginnen um die durch das Übergewicht belasteten Sehnen und Gelenke nicht noch mehr zu strapazieren. Gehen Sie anfangs mit Ihrem Pferd viel und ausgiebig spazieren, machen Sie Boden- und Handarbeit sowie ruhige längere Ausritte bis Sie merken dass eine solide Grundkondition wieder vorhanden ist.
Fette Pferde, die nachweislich schwer krank sind, gehören in die Hände eines erfahrenen Behandlers, der eine passende Diät sowie ein gezieltes Bewegungs- und Mobilisationstraining verordnet.
In diesem Sinne: Schauen Sie sich mal die Weiden an, welche Gräser sind vorhanden? Ist eine Ansaat mit einer Pferdemischung möglich? Füttern Sie nicht noch zusätzlich rund. Nehmen Sie jede Gelegenheit zur Bewegung Ihres Pferdes wahr und vor allem bleiben Sie mit Freude dran, grüßen Sie Ihr Pferd von mir,
Martina Wallow.

Weitere Infos zu Martina Wallow und ihrer Praxis für Alternative Tierheilkunde gibt es unter http://www.martinawallow.de/

 

Werbung