von Fachbuchautorin Michaela MalucheEine Reitbeteiligung kümmert sich je nach Vereinbarung ein- bis mehrmals die Woche um das Pferd einer anderen Person, meist gegen Kostenbeteiligung. Je nachdem, in welchem Stall das Pferd untergebracht ist, können neben dem Reiten und Pflegen des Perdes auch Arbeiten wie Misten, Paddock abäppeln o.ä. dazu gehören. Aber was haben Besitzer und Reitbeteiligung eigentlich genau von dieser Symbiose? Und gibt es vielleicht auch Nachteile?
Aus Sicht der Reitbeteiligung
Für junge und erwachsene Pferdebegeisterte ist die Reitbeteiligung nach der Reitschulzeit meist der erste Schritt, selbständig Verantwortung für ein Pferd zu übernehmen. Das Zusammensein mit Schulpferden geht oft nicht über das Reiten hinaus. Wenn man Glück hat, darf man „sein“ Pferd noch von der Weide holen, putzen und satteln, meistens werden die Pferde jedoch fertig übergeben. Man reitet immer andere Pferde und nimmt an Reitstunden teil. Zum Einstieg in den Reitsport und ein wenig darüber hinaus ist das ideal. Aber sobald die Reiter besser und sicherer geworden sind, reicht das vielen nicht mehr. Sie möchten mehr, nämlich eine Beziehung zum Sportpartner aufbauen, sich umfangreich um EIN Pferd kümmern und es auch mal ohne Reitlehrer bewegen. Da ist eine Reitbeteiligung eine super Sache – als Vorbereitung auf ein eigenes Pferd, aber auch als dauerhafte Lösung.
DIE VORTEILE
+ Der Kostenfaktor: Keine Anschaffungskosten für Pferd und Ausrüstung. Keine laufenden Kosten für Stallmiete, Tierarzt, Schmied, etc. Keine unvorhergesehenen Kosten für z.B. aufwendige Behandlungen oder OP, sondern ein fester Monatsbeitrag. Um Probleme zu vermeiden, sollte vorab vereinbart werden, ob und wie lange man bei Nichtreitbarkeit des Pferdes durch z.B. Krankheit den monatlichen Beitrag weiter zahlt.
+ Der Zeitfaktor: Man kann individuell mit dem Besitzer vereinbaren, wie oft man reiten darf/muß. Meist werden feste Tage abgesprochen. Im Falle von Krankheit des Pferdes oder anderen Problemen ist der Besitzer in der Pflegepflicht. Sicher freut er sich aber auch über das Angebot freiwilliger Unterstützung.
+ Flexibilität: Wenn sich die persönliche Situation verändert und man zeitlich oder finanziell eingeschränkter ist, kann die Vereinbarung jederzeit wieder gelöst werden. Der Fairness halber sollte dem Besitzer so früh wie möglich Bescheid gegeben werden.
+ Wenn man selbst mal krank oder in Urlaub ist oder der „Stalldienst“ aus einem anderen wichtigen Grund nicht ausgeführt werden kann, braucht man dem Besitzer nur Bescheid zu geben. Je früher man dies tut, desto besser.
DIE NACHTEILE
- Das Finden eines geeigneten Pflegepferdes kann schwierig sein. Es muss in Größe, Ausbildungsstand, Reitweise und Wesen den Vorstellungen entsprechen und zu einem passen.
- Dann sollte man sich auch mit dem Besitzer gut verstehen und seine Einstellung in Bezug auf Haltung, Umgang, Reiten, Pflege etc. teilen bzw seine Wünsche/Regeln respektieren können.
- Als Reitbeteiligung sucht man sich das passende Pferd und muß den Stall, in dem es steht, mit akzeptieren. Man sollte sich dort wohl fühlen. Die Anlage sollte gut erreichbar sein und die Einrichtungen haben, die man gern möchte, z.B. Reithalle, Anschluß an Reitwegenetz etc. Die Haltungsform muß einem zusagen. Man muß sich im Klaren darüber sein, daß im Offenstall sicher mehr Arbeit für die Reitbeteiligung anfällt als in einer Vollpension-Unterbringung. Und falls man Reitunterricht nehmen möchte, sollte man sich vorab nach einem Ausbilder am Stall erkundigen.
- Man muß sich mit dem Besitzer über die Höhe der Kostenbeteiligung, den Verantwortungs- und Handlungsspielraum sowie die Rechte und Pflichten einigen. Eine schriftliche Vereinbarung über diese Punkte ist auf jeden Fall empfehlenswert. Musterverträge gibt es von verschiedenen Institutionen, z.B. FN oder Pferdehaftpflichtversicherungen.
Aus Sicht des Pferdesitzers
Als Pferdebesitzer gibt es zwei gängige Gründe, nach einer Reitbeteiligung zu suchen: Zeit oder Geld – oder beides. Eine monatliche finanzielle Unterstützung kann mit einem eigenen Pferd ja eigentlich nie schaden. Warum also nicht einer begeisterten engagierten Reiterin oder einem Reiter eine Beteiligung am eigenen Pferd anbieten? Und ist es nicht auch mal nett, ein paar Tage/Abende in der Woche stallfrei zu haben und anderen Aktivitäten nachgehen zu können?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß es am Anfang schwer fallen kann, sein Pferd zu teilen. Viele Fragen gehen einem durch den Kopf. Was ist, wenn sie/er sich nicht richtig kümmert? Geht sie/er sorgsam mit Pferd und Ausrüstung um? Fällt ihr/ihm auf, wenn es dem Pferd nicht gut geht? Kann man sich auf sie/ihn verlassen?
Es kann ein wenig dauern, bis man die passende Reitbeteiligung gefunden hat. Aber wenn dann alles zusammen paßt, ist es für alle Beteiligten eine gute Lösung. Vor allem für das Pferd, denn es hat nun eine Person mehr, die sich kümmert.
Weitere Informationen zu Michaela Maluche und ihren Aktivitäten sowie Veröffentlichungen gibt es unter http://www.pferdebesitzer.info.
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