Im März diesen Jahres startete der Wanderreiterlehrgang der VFD Südpfalz auf der Heldenmühle in Oberotterbach.
Los ging es mit der Theorie bevor im Mai Teil 2 mit einem zweitägigen Wanderritt anstand.

Theorie beim Wanderreiten? Macht das Sinn? Klingt das nicht langweilig? Ich kann euch nur sagen, es macht Sinn und ist alles andere als Langweilig – jedenfalls wenn man so eine erfahrene Referentin hat wie Julia Gossen, die Betreiberin der Heldenmühle, die mit ihrem Mann Michael jede Menge Wanderritte in allen Varianten gemacht hat und zu jedem Thema eine Anekdote parat hat.

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Themen gibt es jede Menge, von der Planung des Rittes über das Thema was brauche ich überhaupt an Ausrüstung, wie bringe ich diese „ans Pferd“ bis zu „Was muss ich bei der Quartiersuche beachten“. Tja und wie finde ich mein Quartier überhaupt? Man ist ja durch die ganzen Apps, die man zur Streckenplanung so kennt, verwöhnt. Aber wie liest man eine Karte und navigiert noch „oldscool“ nach dem Kompass? Wie siehts denn mit dem eigenen Orientierungssinn aus? Das wurde ausgiebig erst in der gemütlichen Heldenstube gelernt und dann bei einem lustigen Marsch im Gelände schon mal unter freiem Himmel umgesetzt – jetzt noch ohne Pferd, denn das sollte beim Wanderritt im Mai noch aus dem Sattel in die Praxis umgesetzt werden.
Wie prüfe ich eigentlich die Reittauglichkeit meines Pferdes, wie sieht es mit Training im Vorfeld und der Versogung unterwegs aus, wie komme ich mit Geländeschwierigkeiten aus, was tun im Erste Hilfe Fall bei Pferd oder Mensch und wie sieht es mit gesetzlichen Vorschriften beim Reiten im Gelände und Verkehr aus – alls das und noch viel mehr waren Themen unseres zweitätigen Thorie-Wochenendes und ich muss sagen, dass ich mir im Vorfeld über manches überhaupt keine Gedanken gemacht und die Wichtigkeit all dieser Themen teilweise echt unterschätzt habe.
Daher kann ich jedem interessierten Reiter, der gerne im Gelände unterwegs ist – und sei es „nur“ für Tagestouren – ein solches Seminar ans Herz legen.

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Aber nun zur Praxis. Wie schon erwähnt ging es vom 13. - 14.05.2023 nun auf Lehrwanderritt von der Heldenmühle zum Germanshof. Eigentlich keine lange Strecke aber was Julia Gossen daraus gemacht hat war einfach nur toll und super lehrreich.
Wer wollte konnte schon am Vorabend anreisen. Vorbereitete Paddocks für die Pferde und Feldbetten bzw. ein gemütliches Matratzenlager für die Reiter erwarteten uns und im nahe gelegenen Schützenhaus lässt es sich bei pfälzer Küche perfekt aufs Wochenende einstimmen.
Samstags morgens hieß es dann Pferde putzen und auf Reittauglichkeit durch-checken, was jeder Reiter unter der Anleitung von Julia durchführen konnte. Anschließend hieß es satteln und Gepäck kontrolle. Auch hier gab uns Julia wieder jede Menge praktische Tipps.
Die Strecke, die wir auf dem Hinweg reiten wollten hatten wir im Theorie-Seminar genauestens besprochen, über Geländebesonderheiten genau so wie über mögliche Pausenplätze und Möglichkeiten, unterwegs die Pferde zu tränken. So hatten wir also die Karte umgeschnallt und den Kompass im Sack und los gings. Der Ritt wurde von den Teilnehmern abwechselnd geführt. So ganz ohne „Navi“ wird einem bewusst, wie schwierig es ist, an einer Wegkeuzung mit 7 Wegen den Richtigen rauszusuchen. Da wurden dann die Kompanten eingenordet, die Karte ensprechend gedreht und erst dann ging es weiter – dabei mussten die Pferde auch mal ruhig verharren damit wir Reiter beide Hände frei hatten. Auch solche Dinge sollte man im Vorfeld mit seinem Pferd üben. Tja und wenn wir dann doch mal die falsche Abzweigung genommen haben wurde diskutiert, ob der eingeschlagene Weg vielleicht sogar eine Alternative sei oder ob man umdrehen sollte. Ich hatte noch nie so viel Spaß beim Navigieren wie bei diesem Ritt.

Die Mittagspause konnten wir so richtig genießen. Denn nachdem wir die Pferde ordentlich haben grasen lassen wartete das Weingut Schäffer auf uns – so nah am Deutschen Weintor gehörte eine Einkehr auf einem zünftigen Weingut einfach dazu. Wir wurden herzlich empfangen, durften die Pferde auf einer Wiese mit Bäumen direkt beim Biergarten (oder heißt das dann Weingarten?) anbinden und was soll ich sagen – alle, wirklich alle Pferde schliefen sofort, standen brav angebunden da wie die Profis und wir ließen uns das gute Essen schmecken.
Dann ging es an den 2. Teil der Strecke entlang der Deutsch-Französischen Grenze bis zum Germanshof. Unterwegs simulierten wir noch einen Erste-Hilfe-Fall. Was tun, wenn jetzt eine Teilnehmerin ohnmächtig vom Pferd fällt. Welche Schritte sind in welcher Reihenfolge einzuleiten. Gott sei Dank nur eine Simulation aber man sollte einfach für den Ernstfall vorbereitet sein.

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Auf dem Germanshof angekommen versorgten wir natürlich zuerst die Pferde, für die geräumige Boxen bzw. große Paddocks hergerichtet waren, bevor wir das Wanderreiterlager bezogen und im nahegelegenen Gasthof (mal wieder) gut zu Abend aßen.

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Am nächsten Morgen hieß es, nach einem tollen Frühstücksbuffet im Gasthof,
Wegbesprechung. Im Theorieteil haben wir als „Hausaufgabe“ die Planung des Rückweges bekommen. Jeder Teilnehmer stellte seinen Wegvorschlag vor mit allen Besonderheiten, Schwierigkeiten und auch mit den Begründungen, warum gerade dieser Weg gewählt wurde. Nachdem sich auf einen Weg geeinigt wurde, ging es los: Reittauglichkeit der Pferde überprüfen, Gepäck richten, Paddocks sauber machen und satteln.

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Auf dem Rückweg hatten wir ein ordentliches Satteltaschenpicknick dabei, das wir uns auf der Burgruine Guttenberg haben schmecken lassen, während unsere Pferde wieder im Schatten der Bäume dösen konnten.

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Zurück auf der Heldenmühle, wieder abwechselnd auf dem Rückweg von den Teilnehmern geführt, waren sich alle einig: das war ein tolles Wochenende, ein spannendes Erlebnis – ein Ritt bei dem man so viel dazu gelernt und gleichzeitig so viel Spass hatte, dass man einfach Lust auf mehr bekommt! Also ich kann für mich nur sagen, ich werde dieses Wochenende nie vergessen und ich glaube, da wurden auf der Heldenmühle ein paar neue Reitwander-Helden geboren.

Eure Jeanette mit Frökk

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