Jagd und Nacht-Wanderritte

Eine zeitliche Beschränkung für das Betreten des Waldes gibt es nicht.

Aus Sicht des Wildes müsste man folgendes beachten:
In vielen Regionen hat sich das Wild wegen Störungen am Tage zum Nachttier entwickelt, in die es die Hauptäsungszeit verlegt hat. Sicher um die Sommerzeit auch wegen der Hitze und - wegen der Ernte auf den Feldern, die ja auch oft bis in die Nacht durchgezogen wird. Zwar sind Reiter im Schritt ohne Stöberhunde und Gekreische nach meinen Erfahrungen für Rehwild unproblematisch - das schaut kurz auf, äst aber meist nach kurzer Zeit weiter. Andere Wildarten wie Rotwild, Damwild, Muffel oder Schwarzwild suchen bei Störungen - auch durch Reiter - meist die Flucht. Kommt das MAL vor, ist es sicher kein Problem -  wird der Nachtritt aber im Sommer in vielen Regionen zur Gewohnheit, können die verursachten Störungen schon Verhalten und Kondition des Wildbestandes negativ beeinträchtigen.

Aus Sicht der Jäger fällt mir folgendes ein:
Gerade bei Schwarzwild ist es auch für den regelmäßig ansitzenden Jäger schwer, die geforderten Abschusszahlen zu erreichen. Für Wildschäden, die insbesondere das Schwarzwild in den Äckern und Wiesen anrichtet, müssen Jäger den Landwirten einen Ausgleich zahlen, der je nach Region in den 6-stelligen Bereich gehen kann!  Schwarzwild darf auch nachts bejagt werden, was häufig in Vollmondnächten mit guter Sicht genutzt wird.  Hier könnte es verständlicherweise schon zu Interessenskonflikten kommen, wenn der Reiter eine Rotte in die Flucht schlägt, die ein Jäger im Visier hat.

Aus Sicht der Gefährdung vielleicht noch dies:
Zwar darf ein Jäger nur schießen, wenn er keine Personen gefährdet, und auch nur so schießen, dass er Kugelfang hat - also muss er vom Gewehrlauf bis zum Einschlag der Kugel sein Schussfeld sicher im Blick haben. Doch wird ein Jäger nachts nicht mit Reitern oder anderen Naturnutzern rechnen und ein Schuss, in unmittelbarer Nähe eines Pferdes abgegeben, kann dieses durchaus in Unruhe versetzen. Ein im Dunkeln durchgehendes Pferd ist dann vielleicht die Folge und nicht unbedingt für jedermann ungefährlich. Den Jäger trifft hier übrigens keine Schuld, solange er den Reiter nicht bemerkt hat. Ein Reiter muss im Wald mit den dort üblichen Geräuschen rechnen und somit dafür Sorge tragen, sein Pferd entsprechend auszubilden oder zu Hause zu lassen.

Wenn ein Nachtritt denn gar nicht zu umgehen ist:

Die Betreiber von Wanderreitstationen täten gut daran, zu den nächsten Quartieren jeweils eine jagdunkritische Strecke mit den Jägern abzusprechen, auf die Reiter in markanten Jagdzeiten freiwillig (!) zurückgreifen. Gleiches können Reiter tun, die  regelmäßig in einem bestimmten Gebiet unterwegs sind.  Die ausgewählten Strecken für die wild- und  jagdkritischen Zeiten (morgens und abends wird ja auch viel angesessen und noch häufiger geritten) sollten Wildäcker, Kirrungen und Beobachtungs-/ bzw. Schussschneisen in der Nähe bewirtschafteter Äcker großräumig umgehen. Im Interesse der Reiter sollten die ausgewählten Wege möglichst viel naturfestes, für Regenzeiten witterungsunempfindliches Geläuf haben. Da Felder jedes Jahr anders bewirtschaftet werden, sollten die "Wild- und jagdkritischen Runden" möglichst regelmäßig aktualisiert werden. Ein solches Vorgehen fördert nicht nur das Miteinander der Jäger und Reiter. Es nutzt den Landwirten (weniger Wildschaden) und dem Wild (sichere Rückzugsgebiete), führt zu höherem Jagderfolg der Jäger und damit zu entspannterem Aufeinandertreffen mit den Reitern, die dadurch ihren Ritt deutlich mehr genießen können. Wenn Reiter solche freiwilligen Absprachen mit den Jägern treffen, sollten die ausgearbeitete "Entspannungsrunden" übrigens auch anderen Naturnutzer bekannt gegeben werden.

Wer auf eine Vereinbarung mit Jägern (noch) nicht zurückgreifen kann, sollte beim Ritt zur "Unzeit"  neben o.g. jagdlichen Einrichtungen möglichst auch Waldränder meiden und sich beim Anblick von Wild ebenso verhalten, wie beim Vorbeireiten an Weidevieh.
Zwar ist eine Beleuchtung des Reiters im Dunkeln nur auf öffentlichen Wegen bzw. im Straßenverkehr gefordert, ich würde Nacht- und Dämmerungsreitern jedoch empfehlen, auch im Wald eine Warnweste zu tragen und eine nichtblendende Lichtquelle mitzuführen, um Jäger auf sich aufmerksam zu machen. 

Silke Dehe

Nacht-Wanderritte

Wenn es tagsüber so heiß wird, das Reiten nicht nur keine Freude ist, sondern sogar gesundheitlich bedenklich wird, bevorzugen viele in der Dunkelheit zu reiten.

Morgens vor dem Sonnenaufgang loszureiten kann ich nur empfehlen. Seit Jahren praktiziere ich es bei großer Hitze so und hatte noch nie Probleme. Abends beim Sonnenuntergang losreiten, sehe ich als problematisch an. Ich habe dabei schon öfters Konflikte mit Jägern gehabt und noch öfters davon gehört. Eine Absprache wäre sehr aufwändig. Für einen Ritt in meiner Umgebung müsste ich einige Jäger anrufen. Für Wanderreitstationen ist es schwierig nachts oder in den frühen Morgenstunden Wanderreiter aufzunehmen. Denn eine Gruppe Wanderreiter erzeugen bekanntlich schon Unruhe, wenn sie auf einen fremden Hof reiten. Dann wenn alle (Betreiber, Gäste, Pferde, Nachbarn) schlafen, möchte man nicht unbedingt Unruhe auf dem Hof haben.

Sonja Schütz 1. Vorsitzende Westerwald-Taunus zu PferdAbendritt

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