VFD Rhein- Mosel-Treff besucht Sattlerei Rieser am 29.09.2015
Zum Thema „Der praktische Weg zum Maßsattel für Pferd und Reiter“ kamen am 29. September rund 16 Mitglieder des Rhein-Mosel-Treffs bei der Sattlerei Rieser in Obersteinebach zusammen, wo Andreas Haack, Werkstattleiter, einen lehrreichen Vortrag hielt. Fender, Pauschen und Zwiesel, - alles was einen guten Sattel ausmacht, wurde erklärt und an den vielen verschiedenen Sätteln, die hier lagern, anschaulich demonstriert.
Die Größe der Auflagefläche eines Sattels macht den Unterschied: Eignet er sich für die Langstrecke oder ist er für kurze Nutzung im Sport geeignet? Wer gerne beides reitet, ist mit der klugen Mischung aus Dressur- und Wanderreitsattel bestens bedient. Verarbeitet wird im Hause Rieser ausschließlich vegetabil gegerbtes Leder. Je nach Stärke von 1,5 cm bis 5 cm wird es in Handarbeit geschnitten und vernäht. „Aber auch, was unterm Sattel liegt, ist wichtig“, erklärt Andreas Haack. So zum Beispiel gibt es Pads aus verfilzter Schafswolle, oder Lammfell-Decken, die mit Thermoschaumeinlagen gefüllt sind und sich beim Reiten der Belastung anpassen. Beachten sollte man, dass die Sattelunterlage anatomisch vorgeformt ist. Und Bauchgurt ist auch nicht gleich Bauchgurt: Nicht zu kurz sollte er sein, damit die Schnallen nicht drücken und die Beinfreiheit gewährleistet ist. Seitlich sollte er keine Kanten haben, die drücken könnten. Es bieten sich Schnurengurte, Vestangurte, Lammfellgurte oder auch Gurte aus Pferdehaar an. Letztere haben den Vorteil, dass sich im Laufe der Zeit Haare vom Fell des Pferdes ansetzen, was die Reibung mindert.
Wer einen Maßsattel möchte, sollte ein wenig Zeit mitbringen, - es lohnt sich. Die Beratung kann schon mal zwei Stunden dauern, denn der Sattel soll am Ende beiden passen: Pferd und Reiter. Wie der Sattelbaum geformt sein muss, wird exakt ausgemessen: Mit dem Equiscan-System wird ein Kunststoff-Gerippe, der sogenannte Topograph PRO, auf den Pferderücken aufgelegt und die 98 Gelenke werden so an den Rücken angepasst, dass sich genaue Messpunkte ergeben. Aus diesen Punkten wird eine 3D-Darstellung des Rückens berechnet, die die Vorlage für die CNC-Fräsung des Sattelbaums ist. Hierbei wird die Rückenform des Pferdes, nicht in die Unterseite des Sattelbaumes gespiegelt, und Freiraum für die Bewegung berücksichtigt.
So entsteht das ergonomisch perfekte geformte Herzstück des Sattels: Der Baum. Um Gewicht einzusparen, wird er aus zwei verschiedenen Holzarten gefertigt. Das Equiscan-System eignet sich auch zum Korrigieren von Hohllagen oder Brücken, - den Sattel verkaufen zu müssen, weil er dem Pferd nicht mehr passt, ist damit vermeidbar.
Ist der Sitz gewählt und die Passform im Computer, geht es an die schönen Dinge: Die Wahl der Lederfarbe, die Verzierung, Punzierung und sonstiges Design. In der hauseigenen Goldschmiede entstehen hierfür Concha und Beschläge, die jeden Sattel zu einem Kunstwerk werden lassen.
Der Besuch im privaten Sattelmuseum von Christoph Rieser rundete den schönen Abend ab: Hier befinden sich Sättel aus aller Herren Länder. Unzählige Ausführungen und Arten, darunter manche mehr als 250 Jahre alt und jeder mit seiner eigenen Geschichte.Auch Steigbügel und Sporen gibt es in ungeahnten Formen hier zu bestaunen. Exoten der Sammlung sind sicherlich die Moor-Schuhe: Eine solide Holzscheibe mit Befestigungsmöglichkeit für den Pferdehuf, damit das Pferd nicht versinkt. Wie Hanspeter Hartmann belustigt anmerkt: „Der Vorläufer des heutigen Hufschuhs!“ Vielen Dank an Andreas Haack und Christoph Rieser für den tollen Abend!
Claudia Gassen
29.09.2015