Schon Tage vor dem Großen Ereignis wollte meine Freundin Larissa eine Packliste von mir. Sie ist das Covergirl der VFD—SAAR-Titelseite 2014 rechts. Kaum in der VFD und schon auf der Titelseite. Ich hab‘ dazu 16 Jahre gebraucht. Das gibt mir zu denken! Auf jeden Fall hab ich das Greenhorn dazu verquatscht, sich mit mir zum Ritt im Leininger Land anzumelden und deswegen war sie ein kleines bisschen aufgeregt. Ich war da etwas routinierter, bin schon öfter mit dem Pferd ein paar Tage unterwegs gewesen. Außerdem hab‘ ich mir eine Menge Tipps aus dem Bericht von Karin Wedig, Wanderreiten, auf der VFD-Seite abgeguckt. Also war die Packliste kein Problem.
Problematisch war es eher, alles in dem einen Auto zu verstauen. Den neuen, sauberen! VW Tiguan haben wir von Larissas Papa gekriegt. Vollgetankt….danke schön nochmal, lieber Udo! Einen Tag vor dem Treffen bei der Burg Altleiningen haben wir alles das, was auf meiner Liste stand ins Auto gequetscht. Ging auch alles rein. Zumindest die Utensilien für die Pferde. Wohin wir unsere Koffer stellen sollten war allerdings fraglich. Oder wo ich noch sitzen sollte.
Nach einigem Umräumen und Abspecken haben wir doch noch alles unterbekommen, auch mich, Gott sei Dank. Am Freitag, den 22. August machten wir uns samt unseren Pferden Hanni und Saba auf den Weg ins Leininger Land in der Nähe von Bad Dürkheim. Nach gut einer Stunde Fahrt von St. Wendel aus kamen wir am Gartenhof an. Der Gartenhof ist die Reitanlage des Reitvereins Leininger Land, die ca. 250m von der Burg Altleiningen, unserer Jugendherberge, entfernt ist. Dort trafen sich 9 Reiterinnen und Reiter samt ihren 8 Pferden zwecks Erkundung des Pfälzer Waldes im Leininger Land hoch zu Ross. Jaaa, ein Reiter ist übrig….macht nach Adam Riese einen Tross-Fahrer. Wie überaus praktisch für alle Eventualitäten. Nach der Begrüßung durch die Organisatoren Christiane und Jürgen mit selbstgemachter Bowle und Brezeln sattelten wir unsere Pferde und starteten zu unserer ersten Tour. Wir ritten über Höningen durch ein großes Kieferntal zum Rahnfels, einer gesicherten Aussichtsplattform mit der Frankenthaler Hütte. Aus 516 m Höhe hat man eine verdammt gute Aussicht! Ich bin gleich mal wieder einen Schritt zurückgetreten. Man schaut über das Isenachtal bis zum Gipfel der Kalmit. Die Kalmit ist nach dem Donnersberg der zweithöchste Berg der Region. Tief unten vor Bad Dürkheim und der Rheinebene sind die Klosterruine Limburg und die mächtige Hardenburg gut zu erkennen.
Nach einer ausgiebigen Rast mit Stärkung für Ross und Reiter machten wir uns auf den Rückweg. Gut 20 km sind wir an diesem ersten Tag geritten. Da freuten wir uns natürlich sehr über Kaffee und Kuchen, den Christiane aus ihrem Zauberbus hervorholte. Selbstredend wurden zuerst die Pferde gebührend versorgt. Als besonderen Luxus empfand ich es, dass Jürgen und Helmut alle Paddoggs aufstellten und schon mal für genügend Wasser sorgten. Hanni freute sich als Heustauballergie-Pferd besonders über die tollen Wafer fioc der Steel Hill Ranch, die Christiane für uns zum Ausprobieren organisiert hatte. Alle Pferde nahmen diese Wiesen-Cobs gerne an.
Dann war es soweit, endlich bezogen wir unser Quartier in der Jugendherberge in der Burg, nur 3 Min. Fußweg neben der Reitanlage. Ich war sehr gespannt darauf und wurde nicht enttäuscht: die Zimmer waren klein aber fein; Bad und WC waren direkt nebenan; es gab eine super Aussicht über die Burganlage, wir waren schließlich in der 3. Etage!; der Fahrstuhl war kaputt….Mist, Mist, Mist! Ich hätte den Koffer nicht so voll packen sollen.
Auf jeden Fall würde ich an diesem WE nicht ständig etwas im Zimmer vergessen, so viel stand fest. Es gab auch eine Burgschänke, die schenkten bunte Getränke mit Schirmchen aber nur bis 22 Uhr aus, wie ich leidvoll erfahren musste. Frühstück gab‘s im riesigen Rittersaal vom großzügigen Buffet. Nachdem wir alles gecheckt hatten, fuhren wir nach Weisenheim am Berg, schauten uns dort das Kerwe-Treiben an und entschieden uns dann für ein ruhiges Abendessen in einem gemütlichen Restaurant. Das Arrangement der Toiletten war allerdings etwas ungewohnt. Vielleicht haben wir ein Foto davon. Müsst ihr euch angucken, ist in Worten nicht wirklich zu beschreiben. Besonders die Männer waren durch eine Glasfront großzügig den Blicken der Gäste im Innenhof preisgegeben. Lediglich ein schmaler Balken verhüllte bestimmte Körperpartien. Schon sehr merkwürdig!
Wir setzten uns lieber in eine Nische um uns die Szenarien zu ersparen und genossen so das gute Abendessen und den guten Wein, der in dieser Gegend obligatorisch ist. Vor einem Bett-Hupferl in der Burgschänke haben Larissa und ich noch einen Kontrollgang zu den Pferden gemacht, es war alles ok, dann ging’s ab in die Kiste um für morgen fit zu sein.
Am 2. Tag ritten wir über den Zimmerberg und dem Harzweilerkopf zum Ungeheuersee mit der Weisenheimer Hütte. Trotz ein bisschen Regen habe ich diese 23 km durch die mediterrane Vegetation in diesem Teil des Pfälzer Waldes sehr genossen. Super schöne weiche Waldwege abwechselnd mit schmalen Pfaden, überall am Wegesrand blühende Sommerheide, da kommt Freude auf! Wir kamen alle entspannt und munter wieder ins Quartier, versorgten unsere Vierbeiner großzügig mir Wafer fioc und was sie sonst noch brauchten, kamen zum Sattelplatz zurück und entdeckten einen liebevoll gedeckten Tisch mit reichlich Kuchen und Kaffee….und Christiane. Ich glaube, sie hat eine Horde Gnome in ihrem Bus in der Sitzbank versteckt und immer wenn wir weg guckten, haben die, schwuppsdiwupps, Obst gepflückt, verschiedene Sorten Kuchen gebacken, Sahne geschlagen und Kaffee gekocht. Find ich Klasse!
Abends hat es ordentlich geschauert und so haben wir das Schwimmen in dem tollen Burggraben-Schwimmbad doch gelassen. Schade! Dann hätten wir ein paar Kuchen-Kalorien wieder abbauen können….andererseits war der Fahrstuhl immer noch kaputt….Sport hatten wir also zur Genüge….
Nach dem Schauer sind wir an diesem Abend in ein ganz anderes Lokal gefahren. Im Holz-Weisbrodt in Weisenheim gab’s Livemusik und Remmi-Demmi. Dort haben wir uns schon am Salatbuffet vollgefuttert. Das Essen war wirklich gut und diesmal gab es auch an den Toiletten nichts auszusetzen. Am Tisch erzählte uns Jürgen von den Plänen für den nächsten Tag. Für mich hörte sich das ungefähr so an. ….und dann kommen wir auf eine Galoppstrecke…bla, bla, bla,….3,6km Galoppstrecke, bla, bla, bla,….Sandweg Galopp, bla, bla, bla….noch `ne Kurve Galopp, bla, bla, bla,…. Herrlicher Galopp. Also gibt es heute Abend kein Remmi-Demmi für uns damit wir morgen alle fit sind und die wunderbare Galoppstrecke auch gebührend genießen können! Christiane bestand noch auf einen Drink in der Burgschänke. Larissa und ich machten zuerst unseren Kontrollgang zu den Pferden. Als ich um 22 Uhr und drei Minuten etwas Buntes im Glas mit Schirmchen bestellte, sagte der d…. Mann hinterm Tresen: „Ausschank von Cocktails nur bis 22 Uhr.“ Eieiei, das hat mir ein bisschen die Petersilie verhagelt!
Jürgen hat mich ein wenig getröstet mit einer erneuten Beschreibung der wunderschönen, nicht enden wollenden Galoppstrecke und so stieg ich nicht gar so grantig ins dritte Stockwerk hinauf und freute mich auf den kommenden Morgen.
Und die war aber auch der Hammer! Laaaange, weich, sandig, kurvig, breit, hypersupermegaklassetoll fantastico! Das hat Spaß gemacht!
Die Islandpferde-Fraktion hatte eine kürzere Variante durch das Langental gewählt und sich für geraume Zeit von uns anderen 4 getrennt. Anette hatten sie entführt und einfach mitgenommen, obwohl sie einen Araber reitet!?!
Aber am Bismarckturm haben wir uns wieder gefunden und zur Strafe mussten sich die Abtrünnigen von jedem von uns seine spezielle Galopp-Geschichte anhören. Jetzt, da ich das so schreibe, fällt mir auf, dass wir Reiter wahrlich ein merkwürdiges Völkchen sind……
Danach ging es gemächlicher weiter, meistens auf romantischen schmalen Waldpfaden gesäumt mit vielen Felsen, zu weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Aussichtspunkt Heidenmauer mit Blick auf die Klosterruine Limburg und in die Rheinebene. Dann zum Krimhildenstuhl, einem römischen Steinbruch. Unser Mit-Reiter Werner hat dort als Kind schon gebuddelt und uns ein paar interessante Details erzählt. Die Rast haben wir an der Weilacher Hütte des PWV gemacht. Pferde und Reiter konnten sich stärken, der Tross kam wie immer mit Wasser und allem Notwendigen zu uns. Sehr praktisch, und an dieser Stelle herzlichen Dank an die Tross-Fahrer. Das war an diesem Tag der Helmuth. Ich habe keine Ahnung, wie Heike ihn dazu überredet hat, dass sie die Galopp-Strecke reiten durfte. Das muss eine ganz ausgeklügelte Strategie gewesen sein, ich werde Heike bei Gelegenheit danach fragen….
Christiane beschloss, den Ritt abzubrechen wegen einer Takt-Unreinheit ihres lieben Billies. Mit-Reiterin Benigna hat aus Solidarität ebenfalls mit ihrem Pferd auf Helmut und den Hänger gewartet und so haben sie die letzten 5 km der 30 km Strecke motorisiert zurückgelegt. Das ist bei dieser super guten Organisation überhaupt kein Problem gewesen!
Bei unserer Ankunft auf der Reitanlage bekamen unsere tapferen Vierbeiner die restlichen Wafer fioc gefüttert, damit sie satt und zufrieden für die Heimfahrt waren. Nachdem wir sie versorgt hatten, gönnten wir uns selbst auch eine kleine Stärkung in Form von Kaffee und Schokoriegeln, die die Horde Gnome aus Christianes Bus noch schnell für uns zubereitet hatten. Dann überraschte uns der Reitanlagen-Betreiber Christian Krämer mit einem Sekt-Umtrunk. Das war sehr nett….überhaupt waren die Pferde auf dieser Anlage des Reitvereins Leininger Land sehr gut untergebracht und ich fühlte mich dort auch sehr willkommen.
Gestärkt haben Larissa und ich alles wieder ins Auto gepackt, vielleicht etwas unordentlicher als auf der Herfahrt. Wir sind mit unseren Pferden wieder gut zu Hause angekommen und so hat Larissa ihr erstes Wanderreit-Wochenende mit der VFD gut überstanden. Ich meine, es hat ihr großen Spaß gemacht, denn auf der Rückfahrt hat sie mir noch ganz glücklich über ihren irre langen, schnellen, tollen Galopp erzählt bei dem sie auf ihrer Vollblutstute Erste wurde….ja, ja, die Reiter….
Anmerkung der Veranstalter:
der nächste Aufenthalt in Altleiningen ist schon gebucht vom 1. – 3. Mai 2015