Marion Sieg, VFD-Übungsleiterin in Berlin/Brandenburg gibt Tipps zur Ausbildung und zum Training eines Wanderreitpferdes.
1. Grundausbildung des Wanderreitpferdes
Zur Grundausbildung des Wanderreitpferdes gehört, dass es an Menschen gewöhnt ist, ihnen vertraut, sich (vorausgesetzt sachgerecht) Hufpflegemaßnahmen, Putzen, Aufhalftern und Führen ohne Probleme gefallen lässt.
Im weiteren Verlauf der Ausbildung sollte das junge Pferd von Personen mit den entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten, an Zaumzeug, Longe, Sattel und Hängerfahren bzw. Verladen gewöhnt werden. Eine der wichtigsten Voraussetzungen zum Wanderreiten ist die Verkehrssicherheit unseres Pferdes, ohne die ein Reiten über Land heutzutage nicht mehr denkbar ist, da vielerorts stark befahrene Straßen oder Baustellen und ähnliche potentielle Gefahrenquellen passiert werden müssen.
Unter Umständen zeigt unser Pferd bei den hier aufgezählten Voraussetzungen bereits Defizite aufgrund fehlender oder mangelhafter Ausbildung von früheren Trainern oder durch uns selbst verschuldet. Um uns selbst und andere oder unser Pferd oder andere Lebewesen nicht zu schädigen, ist es deshalb wichtig an diesen so wichtigen Grundvoraussetzungen unseres Wanderreitpferdes stetig weiterzuarbeiten und diese stets zu verbessern und ggf. professionelle Hilfe zu suchen.
2. Das vielseitige zufriedene Wanderreitpferd
Das Zauberwort für ein vielseitiges zufriedenes Wanderreitpferd ist: ABWECHSLUNG!
Darunter ist nicht unbedingt zu verstehen, dass montags Mama, mittwochs Papa, freitags Opa und am Wochenende Töchterchen reitet, sondern, dass sich die Arbeit, die unser Pferd verrichtet, abwechslungsreich gestaltet. Müssten wir den ganzen Tag das Gleiche machen, würden wir uns bald nicht mehr wohl fühlen. Unseren Pferden geht es damit genauso.
Wir gestalten unsere Zeit mit unserem Pferd deshalb abwechslungsreich, in dem wir die 1 ½ Stunden Zeit, die wir beispielsweise zur Verfügung haben, unterschiedlich nutzen. Anstatt mit dem Blick auf die Uhr im Eiltempo durch den Wald zu rasen, könnten wir unser Pferd auch mal longieren, um anschließend eine kurze aber fleißige Runde im Schritt ums Feld zu machen, gemütlich anzukommen, ohne Eile noch ein wenig Gymnastizierung oder Bodenarbeit auf dem Platz absolvieren - und seien auch nur noch 5 oder 10 Minuten dafür übrig.
Der gesunde Mittelweg ist der Richtige. Wenn wir stundenlang putzen und dann nicht mehr zum Arbeiten mit unserem Pferd kommen, ist das genauso unsinnig, wie jede Minute noch herauszuschinden und "schnell, schnell" zu machen.
Wenn wir immer die gleiche Runde reiten oder ein eingefahrenes Programm haben ist das schade und wir sollten dringend etwas ändern.
Alle Abwechslung beginnt mit der Haltungsform unseres Vierbeiners.
Hat es verlernt zu riechen, schmecken, fühlen, sehen und hören, weil unser Pferd den ganzen Tag in seiner 3x3-Meter-Box steht oder sieht es Weide, Himmel und Weite und kommt mindestens auf einen größeren Sandauslauf, wo es mit anderen Artgenossen zum Spielen und Toben animiert wird?
Bei der Haltung fängt der Pferdealltag an. Wir können ihn verbessern, oft durch ein wenig Organisationstalent oder ein wenig Umbauen.
Bringt jemand unser Pferd mit auf die Weide hinaus? Bauen wir eine kleinen Extra-Paddock zum .In die Welt schauen" unseres Pferdes? Haben wir eine Person unseres Vertrauens, das kann auch ein zuverlässiges Kind sein, welches das Pferd mal auf einen kleinen Spaziergang zum Grasen mit nimmt oder die Zeit hat es zu putzen, wenn wir mal einen Tag keine Zeit haben?
Sieht sein Pferdealltag trist und öde aus, weil es mit uns wochentags nur die staubige Reithalle sieht?
Oder bauen wir verschiedene Trainingsorte in unserer Arbeit mit dem Pferd ein. Nutzen wir nicht nur die Halle, sondern den Roundpen, den Longierplatz, das Gelände, die Außenreitplätze, die verschiedenen Bodenarbeitselemente.
Gerade was Bodenarbeit, Stangenarbeit und Springen angeht, kann man die Feststellung machen: Wer seine Faulheit wegen des Auf- und Abbauens einmal überwunden hat, hat nachher umso mehr Freude. Weniger ist eben manchmal mehr. Man kann sein Pferd am Strick beim Herrichten der Übungseinheit mitnehmen oder lasst es stehen und "brav sein" üben. Ist es ist neugierig, schaut gern zu und kann die neue Aufgabe kaum erwarten? Im Wald schaut es auch gelegentlich nach links oder rechts, genau wie ich, besonders, wenn eine Wegkreuzung kommt, als ob es sagen möchte: "Na, welchen Weg gehen wir denn heute?" Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass wir es am Pferd merken müssen, ob ihm seine Arbeit auch Spaß macht.
Schaut es trage dahin oder ist es aufmerksam bei der Sache?
Schleicht es herum oder geht es frisch und munter vorwärts?
Was ist mit uns - sind wir immer bierernst bei der Sache, absolvieren unser Pflichtprogramm?
Oder sind wir offen für Neues, denken uns immer andere, spannende Übungen aus?
Bauen wir verschiedene Materialien mit ein?
Ziel ist es also, nicht nur die Stundenzahl im Stall zu vermindern und dem Pferd mehr Umgang mit seinesgleichen zu verschaffen, sondern ebenso unserem Pferd möglichst regelmäßig mehrere verschiedene Bereiche zuganglich zu machen und so viel Abwechslung wie möglich pro Tag einzubauen.
Auf diese Weise erhalten wir uns die Kondition, die Neugier und den Arbeitseifer unseres Pferdes. Es lernt schneller und leichter. Abwechslungsreiche Arbeit erhöht die psychische und physische Belastbarkeit unseres Pferdes.
Weichen wir ab von gewohnten Wegen und erkunden wir gemeinsam neue Möglichkeiten, unser Pferd zu trainieren, damit es ein vielseitiges und zufriedenes Wanderreitpferd werden und uns noch mehr Freude schenken kann!
Bevor jemand sagt: "Das geht nicht! Ich kann nicht einfach so alles umkrempeln!" hier noch einige kleine Ratschlage, wie man Mangel ausgleichen kann und den Alltag unseres Pferdes attraktiver und strukturierter gestalten kann, denn Pferde, die ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können, leisten deutlich mehr als andere, sind motivierter und erkranken weniger:
Bauliche Maßnahmen
• Entfernen von Boxengittern oder Trennwänden für mehr Sozialkontakt bei befreundeten Pferden
• mobile Stallbauelemente verwenden für variable Gestaltung der StalIgröße
• SandsteIle zum Walzen anlegen (am besten Kiessand verwenden, da dieser wasserdurchlässig ist, vorher die Muttererde darunter abtragen)
• Scheuerstelle/Schubberbaum einrichten (Schrubber oder Besen ohne Stiel an Pfahl/totem Baum befestigen - fertig!)
• Anlegen von Hügeln (trainieren des Bewegungsapparates des Pferdes und "Schau-ins-Land")
• Einrichten von Paddocks oder "Straßen" auf den Weiden (mehr Abwechslung und Bewegung)
• Arbeitsmöglichkeiten wie Roundpen etc. in Koppelnahe (andere Pferde schauen gern zu und lernen dabei)
• Bau eines Trails (Tonnen, Wippe, Brücken, Plane, Bandertore etc. ) zur Steigerung des Vertrauens
• Reitplatz mit Ovalbahn (außen herum) und Paddocks für zuschauende Pferde Wohlfühlen/Fütterung
• Knabberzweige wie Birke besorgen und im Stall/Auslauf aufhängen (es dauert nur 10 Minuten, nach einem Ritt Zweige zu sammeln, im Bündel geschnürt hinter den Sattel zu binden, am besten mit Zugbändern aus der Outdoorabteilung), die Pferde sind beschäftigt und nehmen zusätzlich gerade im Winterhalbjahr noch Vitamine zu sich
• Mischen von Heu und Stroh im Futternetz /-sack (Pferde sind langer beschäftigt, weil sie zuerst die leckersten Halme herausnaschen)
• auf einem Schwatz mit anderen Reitern Pferd nebenbei leicht massieren
• Lockern durch leichte Biegearbeit oder Gymnastik an der Hand
• Spielsachen anschaffen (Horseball, Stangen, Autoreifen)
• Zufütterung auf der Koppel durch mehrere Heuhaufen (mehr Bewegung)
Die aufgestellten Listen lassen sich sicherlich noch erweitern. Wer diese Palette reichlich nutzt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zufriedeneres Pferd.
3. Vorbereitung des Wanderreitpferdes
Es reicht keinesfalls aus, die letzten 3 Wochen vor einem geplanten Wanderritt längere Ausritte zu unternehmen und einmal einen Tagesritt von 6 h einzuplanen. Im Gegenteil, gerade die letzten 2 bis 3 Wochen sollten nur noch leichte Ausritte unternommen werden, damit das Pferd seine Reserven speichern kann. Ein Pferd kann nur langfristig aufgebaut werden. Ein guter Zeitpunkt ist, damit etwa im April zu beginnen und in der Woche 2 - 3 längere Ausritte regelmäßig zu unternehmen. So viele Wochenenden wie möglich sollten für komplette Tagesritte genutzt werden, wobei das Tempo von überwiegend Schritt im beginnenden Frühjahr bis zu langen Trab- und Galoppstrecken zum Sommer hin gesteigert werden sollte. Dabei besteht natürlich auch die Möglichkeit, selbst den Umgang mit Karte und Kompass zu üben. Sehr gut sind Übernachtungen auf fremden Höfen. Die Pferde gewöhnen sich an fremde Umgebungen, an das Anbinden, das Laufen mit Gepäck, das Führen und das Vorbeigehen an Gefahrensituationen etc. So vorbereitet, können Überforderungen von Pferd und Reiter weitestgehend vermieden werden und unser gemeinsamer Ritt wird zum Genuss und unvergesslichen Erlebnis.
Alte, erfahrene Pferdemenschenweisheit sagt: "Das Pferd sollte besonders in der Gangart trainiert werden, die es in der Nutzung am häufigsten verwenden muss!" An dieser Meinung ist durchaus ein wertvoller Kern dabei. Ein Distanzpferd wird, da es eine lange Strecke schnell laufen soll, ohne sich zu überanstrengen, deshalb auch vorwiegend im Trab oder Galopp trainiert. Ein Rennpferd muss vor allem zügig durchstarten und galoppieren können. Also wird folglich die Bemuskelung der Hinterhand und ein ausdauernder Galopp trainiert. Unser Wanderreitpferd soll uns einige Tage von Ort zu Ort durch die Landschaft tragen, optimaler Weise 30 bis 40 km weit, vielleicht werden aber auch mal 50 km daraus. Also werden wir einen zügigen, raumgreifenden Schritt bevorzugt trainieren und auch den Trab und den Galopp nicht vernachlässigen. Wobei auf die Ausdauer und Trittsicherheit unseres Pferdes das größte Augenmerk gerichtet ist, weil wir im Gelände die unterschiedlichsten Böden und Steigungen antreffen.
Zur Vorbereitung des Pferdes gehört vor allem die sachgerechte Fütterung und Wartung vor und nach jedem Ritt, die tägliche Gesundheitskontrolle, regelmäßiges fachgerechtes Ausschneiden oder Beschlagen der Hufe, Zähne abschleifen, Entwurmen und Impfen.
Um unser Pferd optimal vorzubereiten, reicht es keineswegs aus, nur 2 bis 3 mal wöchentlich zu reiten, erst recht nicht, wenn unser Pferd in einer Box gehalten wird und nur stundenweise Auslauf erhält. Wir sollten möglichst täglich unser Pferd im raumgreifenden Schritt, ruhigen Trab und gelegentlichem ruhigen Galopp bewegen.
Das kann neben dem Reiten auch Longieren sein. Hierzu ist ein guter Longierkurs nützlich, denn Longieren ist ein bisschen mehr, als nur das Pferd im Kreis herumlaufen lassen. Sollten wir nicht so viel Zeit haben, weil uns der tägliche Broterwerb und die Fahrzeit zum Stall doch sehr einschränkt, empfiehlt es sich unser Pferd einer zuverlässigen Reitbeteiligung anzuvertrauen. Eine weitere Möglichkeit ist das Handpferdereiten. So können zwei Pferde trainiert werden.
Vorbereitung des Pferdes heißt also:
• an einen ausdauernden Aufenthalt im Freien gewöhnen
• tägliches abwechslungsreiches Reiten bzw. Arbeiten
• Gewöhnung an fremde Ställe, Pferde, anderes Futter und variable Futterzeiten
• Förderung der Verkehrssicherheit
• Festigung des Vertrauens zum Reiter durch guten Umgang und Pflege
Die ganze Mühe lohnt sich, spätestens, wenn man mit seinem Pferd auf einem Wanderritt viele glückliche Stunden verlebt, ohne sich selbst oder das Pferd überfordert zu haben.
4. Aufbau- und Konditionstraining des Wanderreitpferdes
Um es deutlich auszudrücken: Wer einen Ritt in den Bergen plant, wo die Wege nicht nur wenige Meter bergan führen, sondern auch noch geschottert sind, sollte auch dort trainieren, denn in den brandenburgischen "Heimatbergen" finden sich außer leichten, sandigen Anstiegen meist keine so harten Bedingungen wie in den echten Bergen.
Wie bauen wir unser Pferd langfristig auf?
Sind wir bereits im Winter täglich fleißig mit unserem Pferd gewesen und haben uns nicht hinter dem Ofen versteckt, hat sich bereits fast von selbst eine Grundkondition beim Pferd, bei uns natürlich auch, eingestellt. Dabei haben wir es nicht übertrieben, waren weder zu nachlässig, noch zu eintönig im Ablauf des Trainings. Schwierige Geländehindernisse wie Gräben und Steilhänge haben wir nach und nach vom leichten zum Schweren mit eingebaut und haben uns auch im Dunkelreiten (Abends/nachts) geübt. Durch Abwechslung haben wir die Gesundheit unseres Pferdes, seine Aufmerksamkeit, sein Mitdenken und seine Freude gefördert. Wir kennen unser Pferd dadurch so gut, dass sein Ohrenspiel, jeder Muskel mitteilt, was passiert, ob z.B. ein Stück Wild im Wald kauert.
Im Frühjahr, wenn die Seen wieder zum Wassertraining einladen, die Wochenenden schon länger werden, rüsten wir zu Tagesausflügen und meistern auch Gefahrenpunkte, wie Autobahnbrücken, Schienenstränge etc.
Nun geht unser Aufbautraining in das Konditionstraining über.
Was heißt das konkret?
Kondition ist das Ergebnis von rationeller Arbeit und Futter - entsprechend der Leistung unseres Pferdes. Kondition lässt sich nicht von heute auf morgen herbei zaubern, sondern sollte über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen entwickelt werden (diese Zeit reicht, wenn das Pferd den Rest des Jahres regelmäßig geritten und bewegt wurde). Wir verschaffen uns also einen Überblick über den Gesundheitszustand und den Ausbildungsstand unseres Pferdes und prüfen, wie es um die Ausdauer und die Leistungsbereitschaft bestellt ist. Kondition entsteht vor allem, wenn die Anforderungen an das Pferd allmählich gesteigert werden. Dabei untersteht es unserer ständigen Kontrolle und Beobachtung.
"Gutes Futter, gute Streu, sie ersetzen Kräfte neu" (Sprichwort).
Entsprechend der Leistungen unseres Pferdes steigern wir die Kraftfutterration. Hierbei bestehen rassebedingt erhebliche Unterschiede.
Zu einem gründlichen Konditionstraining gehört das Markieren einer Trainingsstrecke. So können wir in unserer täglichen Arbeit genau ermitteln, wie viel Zeit wir für die zurückgelegten Kilometer benötigt haben, woraus sich unser Tempo ermitteln lässt. Farbtupfer auf Steinen oder "Stallstrippen" in den Bäumen können uns dabei helfen unser Gefühl für einen Kilometer Wegstrecke zu bekommen. Alte Wanderreiter- "Hasen" können Karte lesen, sich nebenbei unterhalten, die Gruppe gut führen und haben es im Gefühl, wann sie beispielsweise abbiegen müssen.
In Zeiten des GPS muss man nicht mehr mit dem Fahrrad und Kilometerzähler seine Trainingstrecke abradeln. Dabei sollte ab und an überprüft werden wie schnell oder langsam man wirklich ist. Dabei müssen wir immer auch unsere Pflicht, weniger das Vergnügen im Hinterkopf haben, denn wir möchten doch mit einem gut trainierten und konditionell fitten Pferd auf unseren Wanderritt starten.
Auf der Trainingsstrecke direkt sollte der 1. Kilometer vom Stall weg und die letzten zwei Kilometer zum Stall hin im Schritt am langen bzw. hingegebenen Zügel geritten werden. In der nun folgenden Lösungsphase geht es im Traben zunächst nur um Takt und Losgelassenheit. Manche Pferde lösen sich im Galopp besser. Hat das Pferd am Ende der Lösungsphase schön abgeschnaubt, beginnt man mit der Schrittarbeit, da der Schritt für die Entwicklung der Muskulatur und der Kondition von großem Nutzen ist. Wir entwickeln den Schritt am langen Zügel so frei wie möglich, ohne, dass das Pferd davon eilt oder zackelt.
In der Anfangsphase unseres Trainings ermitteln wir das Gebrauchstempo unseres Pferdes. Je nach Rahmen und Schrittlänge des Pferdes wird durchschnittlich eine Schrittgeschwindigkeit von 6 km in der Stunde erreicht. Im Trab erreicht man etwa das doppelte an Strecke, also 12 km.
Wir beginnen im Training mit 1 km Trabarbeit und steigern die Trabstrecken über den gesamten Trainingszeitraum auf 6 bis 8 km. Steile Steigungen reitet man grundsätzlich im Schritt oder führt das Pferd und gönnt ihm hinterher eine kurze Pause. Natürlich spielt auch die Bodenbeschaffenheit und das Gelände eine Rolle, wie viel man schaffen kann.
Das Gebrauchstempo ist also das natürliche Tempo des Pferdes, welches es ohne große Anstrengung in guter Selbsthaltung gehen kann.
Darüber hinaus vergessen wir auch die Dressur, das Longieren und die Bodenarbeit nicht ganz, damit unser Pferd gymnastiziert bleibt.
Wichtiger ist es jedoch immer, dass wir unser Pferd nicht überfordern. Wird der Trab immer schleppender, legt sich unser Pferd auf die Hand, scheint es müde zu werden, gehen wir zum Schritt über. Erst, wenn das Pferd wieder frisch ist und Vorwärtsdrang zeigt, können wir die Trainingsarbeit fortsetzen.
Da die angegeben Werte nur Richtwerte sind, müssen wir uns individuell dem Ausbildungsstand und Trainingszustand unseres Pferde anpassen.
Fakt ist jedoch, dass viele Pferde zu fett gefüttert sind und oft viel zu wenig Bewegung erhalten.
Grundsätzlich gilt, das die Einhaltung eines gleichmäßigen Tempos, unterbrochen durch Ruhepausen und Führstrecken für unser Wanderreitpferd äußerst wichtig ist, da es sich dabei am besten entspannt.
Abschließende Bemerkung
Zum Schluss sei noch einmal darauf hingewiesen, dass unser Wanderreitpferd, wollen wir kein Lebewesen gefährden, unbedingt verkehrssicher sein muss. Es ist also von oberster Priorität, unser Pferd auf die Gefahren der Straße so gut vorzubereiten, dass es völlig ruhig und gelassen an verschiedenen "gefährlichen Gegenständen" vorbeigeht oder stehen bleibt. Dazu gehören ratternde Rasenmäher, klappernde LKWs, riesige Bagger, raschelndes Plastik und flatternde Fahnen ebenso wie aufgeschreckte Hunde, eine blökende Schafherde, umgefallene Mülltonnen am Wegrand, knisternde Lagerfeuer und kreischende Menschenmengen.
All diese Dinge und noch viele andere müssen unbedingt mit unserem Pferd geübt werden. Wer ein sicheres, älteres Wanderreitpferd hat, sei vor leichtsinnigen Aktionen gewarnt. Auch das bravste Pferd kann sich erschrecken. Es heißt: in Übung bleiben und jede Situation einzuschätzen und entsprechend zu reagieren, ohne, dass jemand zu Schaden kommt! Sicherheit geht vor! Nur, wer ein "cooles" (sicheres) Wanderreitpferd hat, kann richtig genießen. In diesem Sinne: „Ran an den Speck!" Ein gutes Wanderreitpferd erhält man durch kontinuierliches Arbeiten. Dann kommt auch der Spaß und die Entspannung nicht zu kurz.
Foto: Christiane Claus