Fliegende Beine in den Trabverstärkungen, federnder Schwung, Einerwechsel – diese und ähnliche Bilder assoziiert man heute und hierzulande mit dem Begriff Dressurreiten. Gemeint ist damit die am Sport orientierte Dressur: Auf vielen Turnieren landauf und landab wird um Siegerschleifen gerungen.

Beginnend mit der Einsteigerklasse E über die Klassen A, L und M bis zur schweren Klasse S können ambitionierte Reiter sich hocharbeiten; und spätestens ab dem M-Niveau beginnt auch der gerittene Pferdetyp eine wichtige Rolle zu spielen, werden doch Warmblüter und Deutsche Reitponys seit vielen Jahren vorrangig als Leistungssportler für diesen Einsatzzweck gezüchtet.

Jede Reitweise hat ihre Geschichte

Das, was in Deutschland heute unter „Dressurreiten“ verstanden und in den meisten Reitschulen gelehrt wird – in Abgrenzung zu anderen Reitweisen wie etwa der klassisch-barocken Dressur oder dem Westernreiten – entwickelte sich durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Auf der einen Seite trugen die Reitlehren des Barock und der Renaissance zum Grundgerüst dieses Reitstils bei. Im 19. und 20. Jahrhundert kam jedoch eine starke Beeinflussung durch die deutsche Militärreiterei hinzu. Schon nach dem Ersten Weltkrieg unterrichteten Kavalleristen in den ländlichen Reitvereinen, die sich überall gründeten.

„Zu einem rechts bricht ab, links marschiert auf – marsch!“

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten Reitlehrer, die an städtischen Reitschulen und in ländlichen Reitvereinen unterrichteten, ehemalige Kavalleristen und Offiziere. Sie unterrichteten deshalb recht einheitlich, aber auch mit entsprechendem Drill und Tonfall, der bis heute spürbar ist.

Die Heeresdienstvorschrift 12 über das Reiten wurde nicht nur praktisch vor Ort gelehrt, sondern floss auch in die FN-Richtlinien für Reiten und Fahren ein. Die Pferde wurden durch die Einzüchtung Englischen Vollbluts zunehmend langliniger und entwickelten größeren Raumgriff, Veränderungen, die im Einklang stehen mit den Anforderungen des Dressursports – aber auch aus dem Ursprung herrühren: Das Militär hatte von jeher leichte, schnelle Pferde benötigt, die energiesparend lange Strecken zurücklegen konnten.

Warum Dressur wichtig ist

2008-06-08 16-47-11 ReitplatzCorinaZweck allen Dressurreitens ist es, das Pferd geschmeidig, beweglich und stark zu machen. Es soll durch die Dressurlektionen befähigt werden, seinen Reiter zu tragen und unter dem Reiter wieder in ein Gleichgewicht zu finden, das ihm unbeschwertes Laufen in allen Gangarten ermöglicht.

Zur Zeit der Reitmeister des Barock stand die Dressur auch noch stark unter dem Einfluss des Kampfes zu Pferd, sodass Schulsprünge fest zum Programm gehörten. Durch die Veränderung des Pferdetyps und die Tradition der Militärreiterei verlagerte sich der Schwerpunkt jedoch auf Lektionen auf der Erde.

Ausbilder, Reiter und Richter orientieren sich heute im Sport an der von der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) formulierten Ausbildungsskala: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung sind die Bausteine auf dem Weg zum durchlässigen, athletischen Sportpferd.

Neben der Dressur, wie sie heute in Turnierprüfungen einheitlich geritten wird, gibt es weitere Varianten, etwa auf Basis anderer Reitweisen wie die Doma Vaquera, oder nach den Lehren klassischer Reitmeister, die etwas andere Schwerpunkte setzen und dem Körperbau anderer Rassen mehr entgegenkommen.

Text und Fotos: Nikola Fersing

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