Neu auf dem Markt ist der Sattel „Butterfly“ der Sattlerei design & technik saddlery GmbH aus Weyarn. Der Hersteller verspricht ein völlig neuartiges Sattelsystem, das durch seine horizontale und vertikale Flexibilität fast allen Pferden passen soll, unabhängig von Rasse, Trainingszustand oder Gewicht. Die Konstruktion des neuen dt-Sattelbaumes ist nicht vergleichbar mit konventionellen Sattelbäumen. Der dt-Sattelbaum hat kein Kopfeisen im herkömmmlichen Sinne, sondern nur direkt vor der Sitzfläche ein kleines Kopfeisen, das lediglich der Stabilität des Sattels dient. Die Längstverstrebungen des Sattels sind flexibel und horizontal beweglich, so das eine feststehende Kammerweite nicht mehr notwendig ist: Der Sattel passt sich im Moment des Auflegens dem Pferderücken an und übt keinerlei Druck auf Widerrist oder Trapezmuskel aus.
Die bisherigen Satteltester waren durchweg begeistert von diesem absolut neuen Konzept (siehe Homepage des Herstellers). Deshalb waren David Wewetzer, VFD-Geländerittführer und Mitglied in der Long Riders Guild, und Christine Garbers, VFD-Wanderrittmeisterin, sehr gespannt auf die beiden Testsättel, die der VFD freundlicherweise von der dt-Saddlery für einige Wochen zur Verfügung gestellt wurden. Es handelte sich dabei um ein Vielseitigkeitsmodell in der Größe 17 Zoll sowie um einen Dressursattel in 18 Zoll. Beide Sättel wurden auf verschiedenen Pferden und mit unterschiedlichen Reitern ausgiebig getestet.
Getestet wurde der Butterfly auf einem Töltenden Traber, einem Tennessee-Walker-Traber Mix, einem Hannoveraner, einem Oldenburger, einem Haflinger, einer Andalusier-Araber-Stute sowie einem Camarguepferd. Die Pferde sind teilweise bis S ausgebildet und/oder Distanz- oder Wanderreitpferde mit hoher jährlicher Laufleistung. Im Rahmen dieses Tests wurden sie von ihren erfahrenen Reitern auf dem Platz und im Gelände geritten.
In einem waren sich alle Reiter einig: Die Verarbeitung des Sattels ist sehr solide. Das Leder fasst sich angenehm an, die Verarbeitung ist ansprechend und von hoher Qualität. Das Gewicht ist niedrig, so dass sich der Sattel gut handhaben lässt. Alle Reiter lobten den bequemen und weichen Sitz und konnten überwiegend gut im Butterfly sitzen.
Die Sattelkissen sind eher rund bzw. keilförmig gepolstert, hier wünschte sich eine Reiterin eine größere Auflagefläche, indem z.B. die Kissen flacher und breiter gefertigt werden.
Die Pauschen gibt es in verschiedenen Ausführungen als Extra dazu. Sie können ganz nach Belieben angeklettet werden und führen so das Bein, ohne es all zu sehr zu fixieren. Für die Gangpferdereiter könnte der Hinterzwiesel etwas niedriger sein, damit der Reiter mehr Bewegungsfreiheit genießen kann; die anderen Reiter hatten hier nichts auszusetzen.
Gerade die Reiterinnen lobten die schmal geschnittene Sitzfläche, wobei das kleine Kopfeisen in Verbindung mit der sehr weit zurück geschnittenen Kammeraussparung schnell zu Irritationen im Schambeinbereich führte, wenn der Sattel der Reiterin nicht optimal passte. Wenn der Sattel aber groß genug war, störte die zurückgezogene Kammer beim Reiten nicht.
Der Sattel bietet eine gute Wirbelsäulenfreiheit. Gegurtet wird mit einem Kurzgurt, der - wie alle Kurzgurte - bei fülligeren Pferden im Ellbogenbereich kneifen kann, wenn die Schnallen des Gurtes nicht hoch genug sitzen. Die 3-Punkt-Gurtung hält den Sattel im allgemeinen gut am Platz, nur bei der rundlichen Camarguestute ohne Widerrist und dem ähnlich gebauten Haflingerwallach fand der Sattel keinen rechten Halt und rutschte im Galopp nach vorn.
Bei fast allen Pferden war beim ersten Auflegen der Eindruck, dass der Sattel vorn zu tief kommt und hinter der Schulter zu eng ist. Das hat sich aber bei längerem Reiten gegeben bzw. war offenbar ein falscher Eindruck, denn die Pferde sind nach einer kleinen Eingewöhnungsphase rund gelaufen und konnten aus der Schulter frei vorschwingen. Lediglich bei der Araber-Andalusier-Stute mit schwieriger, recht schmaler Sattellage und hohem Widerrist und beim Oldenburger Wallach mit ähnlicher Konstitution engte der Sattel den Trapezmuskel ein, so dass hier der Test abgebrochen wurde. Der Töltende Traberwallach mit breitem Widerrist und guter Rückenmuskulatur zeigte nach mehrmaligem Testreiten Unwilligkeiten beim Satteln, wobei er aber unterm Sattel willig und locker lief.
Beim kräftigen Hannoveraner-Wallach mit nur wenig Widerrist und einem Stockmaß von 1,68 m lag der Sattel sehr gut, war allerdings ein bisschen zu lang und drückte minimal in den Lendenwirbelbereich. Auch für die kurze Camarguestute wäre der Sattel auf Dauer zu lang gewesen. Ansonsten hatte kein Reiter Beanstandungen in dieser Richtung.
Insgesamt eignet sich der Butterfly gut für Pferde, die im Laufe des Jahres ihr Gebäude verändern oder auch für Reiter, die einen Sattel für mehrere Pferde nutzen wollen. Wer keine Lust hat, ständig das Kopfeisen auszuwechseln, ist mit diesem „automatischen Kammeranpass-System“ bestens beraten. Besonders hervorzuheben ist die sehr weit zurück geschnittene Kammer und das gerade Sattelblatt. Dadurch bietet der Sattel eine wunderbare Schulterfreiheit für das Pferd, was alle Reiter sofort spürten und die Pferde zeigten.
Als Extra könnte man anbieten, den Sattel mit einigen Befestigungsringen oder -krampen auszuliefern, damit man bei einem Geländeritt z.B. seine Regenjacke befestigen kann.
Weitere interessante Bilder des Tests von David Wewetzer:
https://www.dropbox.com/sh/085epjm533diexx/Ch4fex2v2q/Bilder
Bezug:
Hjalmar Conzet
design & technik saddlery GmbH
Osterseestraße 5
D-83629 Weyarn