Vom 14. bis 21 September 2013 fand die Premiere des Schweizer Alpenrittes „Via Sbrinz“ statt.

Während die Gespanne für den Rücktransport nach AllAcqua gefahren wurden, ritten die Teilnehmer den ersten Berg hinauf, um oben von der Tierärztin gecheckt zu werden. In der Mittagpause wurden wir dann alle von den Verantwortlichen der Sbrinzroute offiziell begrüsst und mit dem Säumersegen auf die Tour geschickt.Yvonne IDie Autorin Yvonne Mangold mit Ihrem Sam Insgesamt machten sich 14 Reiter, 15 Pferde und 4 Hunde in zwei Gruppen auf den Weg Richtung Süden um auf den alten Säumerpfaden die Alpen zu überqueren.

Begleitet wurden sie von 1 Begleitfahrzeug mit 2 Trossern. Die Route führte von Stans über Engelberg und den Jochpass zur Engstlenalp und dann via Guttannen über den Grimselpass ins Wallis.
Von dort ging es dann nach einem Pausentag über den Griesspass nach Italien und über den San Giacomopass wieder zurück in die Schweiz. Durch die Routenänderung waren die Strecken im Schnitt etwas länger als geplant, aber immer gut machbar mit genügend Pausen für Reiter und Pferd.  Am Pausentag konnte ausgiebig getrabt und galoppiert werden.

Peter van der Gugten unser Rittführer, hat als Mitglied der Weit-Reiter-Gilde die Alpen bereits mehrfach alleine oder mit wenigen Reitern auf den verschiedensten Routen durchquert sowie auch schon viele Ritte mit größeren Gruppen wie z. B. den VFD-Chartaritt auf dem Streckenabschnitt Schweiz geführt. Mit dieser Erfahrung gelang es ihm bestens diese Tour, die „Königsdisziplin Alpenritt“, zu organisieren und zu führen. Unterstützt wurde er dabei von Günther Bergmann und Pat Bohnert.

Das Gepäck, Paddockmaterial und Kraftfutter wurde im Trossfahrzeug transportiert. Heu war immer in guter Qualität vor Ort organisiert. Die Teilnehmer konnten den Luxus genießen, dass die Paddocks stets aufgebaut bereit standen und die Gruppe nach der Ankunft und Versorgung der Pferde stets in aller Ruhe gemeinsam zum Abendessen schlendern durften. Morgens konnte sich jeder Teilnehmer nach einem ausgiebigen Frühstück auf sich und sein Pferd konzentrieren und entspannt abreiten. Für Abbau und Abmisten der Paddocks wurde gesorgt.  Für das Füttern und Tränken fanden sich stets Freiwillige, die dies auch für die Nachbarpferde übernahmen. Auch eine Nachtwache bei den Pferden wurde für jede Nacht organisiert.

Die Verpflegung war immer sehr gut und trug wesentlich dazu bei, dass die Stimmung trotz teilweise andauernd schlechtem Wetter sehr gut war. Die Gruppe war sowohl bei den Menschen als auch bei den Tieren sehr harmonisch und von guter Kameradschaft geprägt.

Das schlechte Wetter machte einige kleine Routenänderungen notwendig. So konnten einige der historischen Säumerwege nicht begangen werden.Yvonne IIAuf dem Weg vom Jochpass zur Engstlenalp Anstelle mussten wir dann mit der Strasse vorlieb nehmen. Ebenfalls wurde teilweise die Unterbringung von den Pferden kurzfristig um geplant, um alle bestmöglichst und trocken unterzubringen. Alle Änderungen wurden stets mit der Gruppe abgestimmt und ohne Hektik souverän umgesetzt.

Das Wetter bot den Teilnehmern ein volles Programm mit Sonne, Wind, Regen und Schnee. Die Wege reichten von schmalen Wanderwegen an steil abfallenden Hängen bis zu breiten Passstraßen mit und ohne Schnee. Dank dem heftigen Schneefall war die Grimselstrasse gesperrt, so dass wir den Pass frei von Verkehr überschreiten konnten.

Wir überquerten kleine und größere Gebirgsbäche, Hängebrücken, Tunnels, Treppen, Engstellen aller Art, Bahnschienen und Kuhherden, wobei bei den schwierigen Stellen, immer jemand zur Hilfe bereit stand. Stets wurden wir für unser Mühen aber mit grandiosen Aussichten und Eindrücken belohnt. Dass wir auf der kompletten Strecke nur 3 nennenswerte Zwischenfälle hatten, zeigt: dass die Routenführung stets auf die Sicherheit der Teilnehmer bedacht war. Zu beklagen waren lediglich ein gerissener Sattelgurt, eine leicht gequetschte Hundepfote und ein gebrochener Knöchel. Der Gurt wurde ausgetauscht. Hund und Reiterin durften/mussten die Fahrt nach der notwendigen ärztlichen Versorgung im Trossfahrzeug fortsetzen.

Die Tour führte uns durch alte Städtchen und Dörfer, und herrliche Landschaften. Yvonne IIIGriesspass – der Höhepunkt unseres AlpenrittesÜbernachtet wurde in den historischen Gebäuden, den Suschten, in denen schon vor 400 Jahren die Säumer mit Ihren Pferden genächtigt hatten. Der Ritt war für alle Teilnehmer ein tolles Erlebnis. Eine Teilnehmerin schrieb: Gerne wollte ich mich bei Dir für den super Ritt bedanken. Kasama und ich waren in verschiedenen Situationen sehr gefordert, sind nun im Nachhinein aber stolz und zufrieden, alles gemeistert zu haben. Der Ritt hat uns in jeder Hinsicht weitergebracht. Vielen Dank dafür.

Bei aller Schwärmerei darf aber nicht vergessen werden, dass dies alles nur möglich war, da alle Teilnehmer sich und ihre Pferde wirklich gut auf diesen Ritt vorbereitet hatten.

Alle waren ausreichend konditioniert, erfahren und gut ausgerüstet. In den Alpen unterwegs zu sein, ist auch beiguter Organisation des Veranstalters eine besondere Herausforderung.

Yvonne Mangold
VFD Rittführerin

PS: Ich war eine Woche nach der Rückkehr von unserer Tour auf einem 2-tägigen-Dressurlehrgang mit meinem Sam. Ich hatte im Vorfeld Bedenken, dass dies zu viel für ihn sein könnte, da ich ihn nach der Alpentour sicher erst wieder aufpäppeln müsste, weil er müde wäre und abgenommen hätte.

Aber nichts der gleichen!

Er lief so gut wie noch nie! Meine Reitlehrerin war sehr begeistert, wie viel Rückenmuskulatur er aufgebaut hat und wie fit und schwungvoll er sich im Dressurviereck präsentiert hat. Mir ging es genau so. Die Tour hat uns beiden richtig gut getan. Habe das Gefühl sein Stoffwechsel ist richtig auf Touren gekommen und die Kraxelei hat uns beiden wirklich viel Mukis gebracht.

Erfahrungsbericht Via Sbrinz Ritt September 2013 - von Simone N.

Als Einzige ohne eigenes Pferd und ohne nennenswertes Training auf der Sbrinz-Route über die Alpen? Ist das ein bisschen verrückt oder einfach nur blauäugig?

Nachdem ich das Buch eines Weltumreiters gelesen hatte, war meine Sehnsucht nach Naturabenteuer mit Pferden wieder entfacht, das nach meiner Kindheit für die letzten 15 Jahre unbeachtet in mir geschlummert hatte. Zum Einstieg einen Wanderritt in meiner Heimat, dem Schwarzwald, zu suchen, erschien mir zu wenig Abenteuer. Es mussten mindestens die Alpen sein!

So stieß ich im Internet auf den Via Sbrinz Ritt mit Peter van der Gugten. Eigentlich nur mit eigenem Pferd möglich, bot mir Peter nach einem Proberitt seinen Araber Flash an, mit dem er schon viel Alpenkilometer hinter sich gebracht hatte.

Die Sbrinz-Route führte uns auf historischen Saumpfaden von Stansstad über Italien ins Bedretto-Tal. Insgesamt waren wir auf unserem Wanderritt mit 15 Pferden, 14 Reitern, 2 Trossfahrern und 4 Hunden unterwegs. Obwohl sich die wenigsten Pferde und Reiter kannten, war unsere Gruppe sehr harmonisch, wenn auch durchmischt vom Friesen bis zum Karabagh und von Köln bis ins Wallis, von Reitern ohne eigenes Pferd bis zu erfahrenen Wanderreitern, von 18 bis 70 Jahren.

Simone IAbstieg vom Jochpass zur EngstlenalpIn sieben Reittagen überquerten wir vier Pässe, legten knapp 200 km mit 6400 Höhenmetern Anstieg und 5000 Höhenmetern Abstieg zurück. Unsere geplanten Tagesetappen lagen zwischen 15 und 27 km mit 500-1200 Höhenmetern, die wir abwechselnd geritten und gelaufen sind. Da wir aber nicht nur mit Sonnenschein verwöhnt wurden, sondern auch mit Dauerregen und Neuschnee zu kämpfen hatten, legten wir an einem Tag sogar 40 km zurück. Wir konnten an diesem Tag wegen des Schnees nicht die Wanderwege über den Grimselpass nutzen und waren deshalb überwiegend auf der Straße unterwegs,

die, wie wir uns sicher waren, extra für unseren Ritt für Fahrzeuge gesperrt war.10035913714 02308b782b

Die Sbrinz-Route führte uns durch schmale Täler, über schwankende Hängebrücken, durch klare Gebirgsbäche, über saftige Kuhweiden, dunkle Waldstücke und karge Pässe, vorbei an Gletschern undStauseen. Auf schmalen Gebirgspfaden „hüpften“ wir vor unseren Pferden den Berg hinunter, auf breiten Wanderwegen trabten wir gemütlich an Seen und Flüssen entlang und bei steilen Anstiegen bildeten wir eine Pferd-Reiter-Kette und ließen uns mit Hilfe der Pferdestärke nach oben ziehen.

Entlang der 200 Kilometer wurde die Zivilisation immer dünner. Vom dicht besiedelten Vierwaldstätter See und dem Wintersportort Engelberg führte uns die Sbrinz-Route über den Joch- und den verschneitenSimone IIIGrimselpass (wegen Schnee gesperrt) Grimselpass, ins idyllische Obergoms und über den Griespass ins einsame Tal Formazza. Jeden Abend erwarteten uns gemütliche Herbergen mit leckerem Essen und gemütlichen Zimmern und Massenlagern. Eine Nacht im Heu mit dem beruhigenden Gebimmel der Glöckchen grasender Schafe und dem Rauschen der Rhone (die hier noch Rotte heisst) war zwar nicht so komfortabel wie im Hotel, aber dafür umso romantischer.

Unterschätzt hatte ich, dass nicht nur langes Reiten mit der Zeit schmerzhaft werden kann, sondern auch dauerhaftes bergab laufen sehr anstrengt ist und die Knie belastet.

Aber die herrlichen Ausblicke,Simone IIdie einzigartige Landschaft und der Triumph, es geschafft zu haben, die gute Kameradschaft und das gemeinsam Erlebte, ließen diese Strapazen schnell verblassen.

Rückblickend bin ich erstaunt und stolz, dass ich ohne Training diesen Wanderritt gemeistert habe, ein Erfolg, den ich sicherlich auch meinem erfahrenen Pferd Flash zu verdanken habe.

Beim ersten Wanderritt müsste es vielleicht nicht gleich eine Alpenüberquerung sein, sondern ein Wanderritt mit einfachen Wegen und in niedrigeren Lagen wären sicher ein gutes Training. Auf jeden Fall ist Peter van der Gugten ein ausgezeichneter Rittführer und Motivator für solch ein Alpentrekking. Wenn man nicht mehr kann und hofft, die Etappe bald geschafft zu haben, hat er immer ein ermutigendes „Es sind nur noch 5 Kilometer!“ parat.


Peter van GugtenPeter van Gugten

Wie Peter van Gugten mitteilte, wird der Ritt in den nächsten Jahren wiederholt und bei Bedarf auch mehrere Termine angeboten. Peter hat 3 Rittführer als Assistenten zur Verfügung und wird die Touren jeweils selber leiten. Max. Teilnehmerzahl 6 Reiter pro Rittführer.

Die Kosten belaufen sich auf 990.—bis 1100 Euro, inkl. Halbpension und Rittführung.

Wie diese erste Tour gezeigt hat, kann die Tour auch bei widrigsten Umständen erfolgreich durchgeführt werden. Auch in Zukunft wird Sicherheit als oberstes Gebot gesehen, und bei Bedarf die schwächeren Reiter auf der Strasse und nur die Stärkeren auf den Wanderwegen

führen. Auch die Information zur notwendige Vorbereitung auf den Ritt werden noch weiter vertieft werden und beim Vetcheck, die Umsetzung der Vorbereitung noch mals geprüft.

Happy Trails

Peter van der Gugten

www.alpentrekking.ch

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