Cadmos 2006. ISBN 3-86127-413-2
Karl, Philippe: Eine Abrechnung mit einem vom Kommerz bestimmten System? Zuchtfortschritte, enorme Verkaufssummen und die Vermarktung der sportlichen Disziplinen haben dazu beigetragen, dass die Reitkunst auf der Strecke geblieben ist.

Die moderne Dressur propagiert Mittel, die Resultate erzwingen, und manche Lehre ist in der Sache falsch (siehe etwa Seite 86 zum Thema Rippenbiegung). Heutige Dressur ist beherrscht von rohen Vorgehensweisen und autoritären Methoden, die mit Ästhetik und Reitkunst nichts gemein haben. Bilder wie maulkorbähnliche Reithalfter, eingerollte Hälse, feste Unterkiefer und schwerfällige, zusammengezogen auf der Vorhand trippelnde Pferde stehen in diesem System hoch in der Bewertung. Karl betont, dass die moderne Dressur nicht klassisch ist und das Pferd nur noch benutzt wird.

Es ist ein Anliegen des Autors, diese Missstände aufzuzeigen. Er kritisiert die Verrohung messerscharf und verdeutlicht, wie die offiziellen Dressurgremien ihre ehemals selbst festgeschriebenen Ziele und Erkenntnisse in ihren „Richtlinien“ ersatzlos streichen und sich auf Kosten der Pferde den Erfordernissen des Kommerz anpassen (vgl. Seite 146 „Mobilität des Unterkiefers“ oder Seite 148 „Neudefinition der Piaffe“). Moderne Sportdressur übt Verrat an der Reitkultur.

Gleichzeitig jedoch zeigt der Autor Wege und Möglichkeiten auf, welche die Natur des Pferdes in der Ausbildung respektieren und nie außer Acht lassen. Die Dressur soll dem Pferd dienen und nicht umgekehrt. Eindrucksvoll und konsequent widerlegt Philippe Karl festgeschriebene Dogmen und beweist anhand von einfachen Beispielen, wie klassische Dressur aussehen kann, etwa beim An-die-Hand-Stellen (Seite 41 und 45), beim Biegen und bei den Seitengängen.
Ein Buch, das zum Studieren auffordert.

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