Europäischer Gerichtshof stärkt mit einem Gerichtsurteil die Position von kleinen Bauern Der Markt für Saatgut wird von einigen wenigen großen, weltweit operierenden Konzernen beherrscht. Nun hat der europäische Gerichtshof entschieden, dass Bauern alte Pflanzensorten, genauer Gemüsesorten, auch dann anbauen dürfen, wenn diese nicht „zertifiziert“ sind, also keine Anerkennung als zugelassene „Sorte“ haben. Viele Nutzpflanzen unserer Vorfahren wurden niemals zertifiziert, manchmal handelt es sich aber auch um zertifizierte Sorten, die die großen Hersteller nicht mehr vertreiben (Beispiel Kartoffel „Linda“). Die bisher geltende Sonderregelung für kleine Landwirte wurde vom europäischen Gerichtshof bestätigt. Eigentlich dürfen nur offiziell auf dem Markt zugelassene Sorten (einschließlich Grassaat) vertrieben werden. Welche Sorten das sind, bestimmen durch gezielte Lizenzen die großen Saatgutkonzerne. Laut geltendem Recht dürfen in der EU nur zugelassenen Sorten, die im amtlichen Saatgut-Katalog eingetragen sind, gehandelt werden. Solche Zulassungsverfahren sind aufwändig und teuer und somit nur für große Unternehmen lohnenswert. Läuft eine Lizenz aus, muss neu lizenziert werden und dieses Verfahren haben die Konzerne natürlich nur für neue Sorten verfolgt. Alte Sorten sind aber meist widerstandsfähiger als modernes Hochleistungssaatgut. Das Urteil führte zu positiven, teils aber auch skeptischen Reaktionen. Man spricht von einem Schlag gegen die Saatgut-Monopolisten und Schritt für den Erhalt der Sortenvielfalt. Andere befürchten, dass alte Sorten trotzdem vom Markt verschwinden.
Nun will man versuchen, die Regelungen auch auf Getreide auszuweiten.

Wusstet ihr übrigens, dass es eine "Arche Noah" für Saatgut gibt!? In einem arktischen Berg auf Spitzbergen, in Norwegen, sowie in der alpinen Schweiz gibt es unterirdische Bunker in denen von Kulturpflanzen aus aller Welt Samen eingelagert werden. Ca. 4,5 Millionen Samenproben haben auf Spitzbergen ihren Platz gefunden. Ihr Aussterben bei einer globalen Katastrophe soll verhindert werden. Bei einer atomaren Katastrophe würde diese Pflanzenbank jedoch nicht helfen können, da die Pflanzensamen je nach Sorte nach 20 bis 40 Jahren ersetzt werden müssen um keimfähig zu bleiben, während jedoch der Boden wesentlich länger braucht, um wieder nutzbar zu werden.
Auch aus Deutschland wurden dort schon einige tausend Samenproben eingelagert.

Allerdings darf man sich das Lager nicht wie eine gut sortierte Bibliothek vorstellen. Die Samen lagern dort in den Containern, in denen Sie aus dem Ausland angeliefert worden sind. Werden die Samen wieder benötigt, muss jemand den Container heraussuchen und öffnen, um an die gewünschte Probe zu gelangen.

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