Es gibt gute Gründe, vermehrt Pferde als Zugtiere in Land- und Forstwirtschaft einzusetzen:
- Pferde sind unter bestimmten Bedingungen effizienter als Maschinen,
- Nutzung erneuerbarer lokaler (Bio-)Energie, Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen,
- Über-Erfüllung von CO2-Zielen,
- Impulse für Handwerksbetriebe und kleine und mittlere Unternehmen der Metallverarbeitung etc.,
- Einbindung in natürliche Bewirtschaftungskreisläufe und regionale Wertschöpfungsketten,
- Pferde als Arbeitstiere auf empfindlichen Böden sind angewandter Bodenschutz,
- der Einsatz von Pferden in der Landwirtschaft zwingt zu einem pfleglichen Umgang mit dem Boden,
- Unterstützung organischer Bodenbehandlung,
- Erhalt bzw. Wiederherstellung von Bodenfruchtbarkeit,
- Pferde sind Vollerntern im Wald wegen ihres punktuellen Bodendrucks in Sachen Bodenschäden überlegen,
- der Einsatz von Rückepferden im Wald hält Schäden an Bäumen gering.
Warum Pferde im Wald gebraucht werden
Pferde werden auch heute noch als Arbeitstiere im Wald eingesetzt, weil die Schäden an Boden und anderen Bäumen geringer gehalten werden können als bei Maschineneinsatz (SCHARNHÖLZ 2006). In der Forstwirtschaft wird durch immer stärkere Holzerntemaschinen auch immer mehr Gewicht auf den Waldboden gebracht, wodurch die empfindlichen Feinwurzeln in ihrer Funktion gestört werden, was zu Wachstumsdepressionen der Bäume führt, ebenso wie die mechanischen Schäden an den Bäumen. Gerade auch die flächige Verdichtung durch die Reifen der Maschinen behindert das Bodenleben enorm. Diese Erkenntnis ist den Forstbetreibern wohl bekannt. Die Reaktion war die Entwicklung von Maschinen, die bis zu 10 m von einer Rückegasse aus in den Bestand hineingreifen können, um von dort geschlagenes Holz heraus zu holen. Damit sind Rückegassen in einem Abstand von 20 m erforderlich, was einen großen Verlust an Bestandsfläche dar stellt und zu 20 % weniger Wasserspeicherung führt.
Sinnvoller in ökologischer und volkswirtschaftlicher Sicht ist der Einsatz von Rückepferden in Kombination mit großen Maschinen zum Abtransport, dem sog. „Kölner Verfahren“. Hierbei ziehen die Rückepferde die geschlagenen und entasteten Baumstämme aus dem Bestand bis an einen befestigten Weg. Dort werden die Stämme maschinell aufge nommen und abgefahren. Nach Untersuchungen der Universität Göttingen verursacht das Rücken mit Pferden nur 15 % der Schäden, die eine forstwirtschaftliche Erntemaschine verursacht.
In der „Richtlinie für die naturnahe Waldentwicklung in den schleswig-holsteinischen Landesforsten“ wird zum Thema Holzrücken aufgeführt:
„Der tierschutzgerechte Einsatz von Pferden zum Vorrücken von Schwachholz ist insbesondere bei besonders feuchten Verhältnissen und mangelnder Erschließung zu fördern, ebenso der Einsatz von Pferden bei anderen Maßnahmen im Walde.“
Warum Zugpferde ökologisch sind und die CO2-Bilanz verbessern
Zugtiere (Rinder, Büffel, Pferde, Esel, Mulis) sind die traditionelle Zug kraft vieler menschlicher Kulturen. Die Energiezufuhr für ihre Arbeitsleistung sind nachwachsende Rohstoffe die fast überall in den vergangenen Jahrtausenden zur Verfügung standen: vor allem Gras, aber auch Getreide. Biokraftstoffe weisen eine sehr unbefriedigende Ener giebilanz auf (Biodiesel: 30 bis 80% der darin enthaltenen Energie wer den für die Erzeugung benötigt). Die Tierkraft erzeugt ihre Energie sehr ökonomisch durch ihre Lebensvorgänge. Etwa ein Drittel der Energie wird über Dung zurückgeführt.
Hinsichtlich der Bodenverdichtung hat eine Dissertation am Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Universität Kiel für Klar heit gesorgt (VOSSBRINK 2004). Die Arbeit basiert auf Messungen im Forstrevier St. Märgen/Hochschwarzwald. SCHARNHÖLZ (2006) berichtete über diese Arbeit:
„In der vorliegenden Dissertation wird festgestellt, 'dass eine bodenverträgliche Befahrung mit den in der forstlichen Praxis üblichen Fahrzeugen nicht möglich ist.' Einzig der Einsatz von Rückepferden – hier ein Vorrücken von 5mAbschnitten bis BHD2 50 cm – rief keine irreversiblen Bodenschäden hervor. Trotz des enorm hohen Druckeintrages via Pferdehuf in den Boden waren im Bestand weder lineare noch flächenhafte Zonen mit verdichteten und gestörten Böden nachzuweisen: 'Somit sind die ökologischen Folgen der Kurzholzrückung mit Rückepferden als minimal anzusehen.' Aus der Doktorarbeit von Jörg Voßbrink sowie aus eigenen Überlegungen und Beobachtungen läßt sich eigentlich nur ein Schluß ziehen: Moderne Holzernte ist nicht gesetzeskonform, da bodenzerstörend.“
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat 2009 ein umfangreiches Skript zum Einsatz von Arbeitspferden im Naturschutz (BfN Skripten 256) herausgegeben, dessen Lektüre unbedingt zu empfehlen ist (Herold et al. 2009). Ein Pferdehuf führt zwar zu höheren Druckbelastungen, dies aber auf sehr kleinen Flächen, die von den Bodenorganismen von allen Seiten wieder aufgebrochen werden können. Eine Traktorenspur hat eine trennende Wirkung auf die Wanderung von Bodenorganismen, auch wenn ihr Druck, z.B. durch Breitreifen, geringer ist (ausführliche Erläuterungen hierzu bei HEROLD et al. 2009, S. 3-5).
Nachhaltige Forstwirtschaft
ein Film von Olaf Nitz über Rückepferde mit Susanne Berling und Karsten Güttler:
Die VFD vertritt die Freizeitreiter und -fahrer, also jene Menschen, die sich mit ihren Pferden oft oder hauptsächlich in der Natur / Umwelt aufhalten. Die bisherigen Ausführungen sollen zur sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik Pferde und Umwelt im weiteren Sinne beitragen. Wir leiten daraus unsere folgenden Positionen ab:
1. (extensives) Reiten ist ökologisch verträglich
2. Breitensport in der Landschaft ermöglichen
3. Wegerecht in Schutzgebieten auch für Reiter
4. Einheitliches Wegerecht in ganz Deutschland
5. Berücksichtigung des Reitens in der Planung
6. Pferdehaltung steht nicht im Widerspruch zum Natur- und Landschaftsschutz
7. Pferdegerechte Haltung muss ein Grundrecht für jedes Pferd werden
8. Mehr Zugpferde in Land- und Forstwirtschaft einsetzen
9. Genetische Vielfalt der Pferderassen erhalten
Quelle mit Primärquellen: Unser Positionspapier Pferd&Umwelt